Deutsch für BMS und BHS - schrittweise ÜB

128 II Übungsteil Werbung: David gegen Goliath Eine Kuh mit Brille, die mit einem Ohrwurm für einen Pudding wirbt; ein großer gelber Bär, der Kindern Fruchtgummi andreht, oder Influencerinnen, die auf TikTok einen Hype um quietschbunt verpackte Energydrinks auslösen: Kinder und Jugendliche werden mit Werbung überschüttet. „Warum lassen wir es zu, dass Kinder im Schnitt täglich 15 Werbespots für Zuckerbomben, salzige und fettige Snacks sehen?“, fragte der deutsche Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) im Februar – und kündigte ein Werbeverbot für solche Produkte in TV, Radio und Internet zwischen 6 und 23 Uhr an. Ein striktes Werbeverbot fordern auch heimische Expertinnen und Experten seit Langem; bisher jedoch ohne Erfolg. „Es ist wie David gegen Goliath: Die Lobby, die sich für Kinder einsetzt, ist nicht milliardenschwer wie die Gegenseite“, sagt Daniel Weghuber, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg. […] Was Verbote bringen, kann man indes in Großbritannien beobachten. Die britische Regierung führte 2018 eine Zuckersteuer für Limonaden ein, woraufhin die Produzent:innen den Zuckergehalt in den Getränken deutlich reduzierten. Der Erfolg kam prompt: Eine Studie mit Zehn- und Elfjährigen ergab, dass die Steuer bereits eineinhalb Jahre nach ihrer Einführung 5 000 Fälle von Adipositas verhindern konnte. „Junkfluencer“ überall Was können Eltern tun, bis sich die Politik endlich zum Handeln entscheidet? „Wichtig ist, für kleinere Kinder möglichst werbefreie Plattformen auszusuchen“, empfiehlt Matthias Jax von der Initiative Saferinternet.at. Wenn man YouTube verwende, dann solle man zumindest die App YouTube Kids herunterladen, „auch wenn da leider immer wieder unpassende Werbung durchrutscht“. Besser sind die vom WDR entwickelte Site mit dem Elefanten, das von Grazer Pädagoginnen zusammengestellte Miri-TV oder die Kinderangebote von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime. Auf TikTok, Instagram und Co wimmelt es nur so von sogenannten „Junkfluencerinnen“, die mehr oder weniger offen für ungesundes Junkfood werben. Drei Viertel der von Influencerinnen beworbenen Produkte verstoßen gegen die Webstandards für Kinder der Weltgesundheitsorganisation WHO, wie eine Untersuchung der Medizinischen Universität Wien kürzlich zeigte. Umso wichtiger ist es, dass sich die Eltern für die Idole aus dem Internet interessieren. „Sie müssen den Kindern erklären, dass der Online-Star nicht der beste Freund ist, sondern Geld verdienen will“, sagt Matthias Jax. Dann können Eltern und Kinder in den Videos gemeinsam nach Werbehinweisen suchen und Produktplatzierungen hinterfragen, zum Beispiel mithilfe eines Quiz“ auf der Website Saferinternet.at. Nutri-Score: Die Lebensmittelampel Wenn Vesna Stepovic vor dem Regal mit Frühstücksflocken steht, ist sie meistens ratlos. Welche Cerealien7 sind Zuckerbomben, welche sind für die Zwillinge vertretbar? Das auf den ersten Blick erkennbar zu machen, ist Ziel des 2017 in Frankreich entwickelten Nutri-Score. Anhand ihrer Inhaltsstoffe werden die Lebensmittel bewertet, vom grünen A (gesund) bis zum roten E (sehr ungesund). Seit Jahren wird in der EU über die verpflichtende Einführung der Lebensmittelampel gestritten. Große Produzenten wehren sich vehement, eine Einigung ist aktuell nicht in Sicht. Trotzdem ist der bunte Nutri-Score auch in heimischen Supermärkten öfter zu sehen, denn in mehreren EU-Ländern ist er schon Pflicht. […] Zuckerbomben: Babybrei und Quetschies Ein Nutri-Score wäre vor allem für Kinderlebensmittel bitter nötig. Das VerbraucherMagazin „Öko-Test“ hat Anfang des Jahres 40 Produkte für Kinder getestet, vom Fruchtjoghurt bis zum Ketchup. Die Ergebnisse sind erschreckend: Viele der Waren enthalten sogar mehr Zucker als ihre Pendants für Erwachsene. Die Autorinnen des Lebensmitteltests fordern ein Ende der verführerisch bunten Verpackungen mit Comicfiguren und Fehlinformationen darauf. Besonders perfide8 seien Produkte für die Allerkleinsten, so „Öko-Test“: „Den Vogel schießen die Babynahrungsanbieter ab. Zu den als ‚bewusste Ernährung‘ beworbenen Beikostprodukten einer Marke im Test zählen zum Beispiel ein Babybrei mit Keksgeschmack zum Trinken und ab dem achten Monat ausgelobte Babykekse (beide gezuckert), wie auch der Milchbrei eines anderen Anbieters. Die ebenfalls oft schon für Säuglinge ausgelobten ‚Quetschies‘ (Anm.: Quetschbeutel) sind teils ähnlich zuckerhaltig wie die Kekse.“ Für Familie Stepnic geht es indessen vom Spielplatz nach Hause zum Mittagessen. Die Eltern werden den Kampf um die Süßigkeiten noch oft führen müssen, bis die Zwillinge aus dem Gröbsten heraus sind. […] Pendant, das: (ergänzendes) Gegenstück, Äquivalent 165 170 175 180 185 190 195 200 205 210 215 105 110 115 120 125 130 135 140 145 150 155 160 MUSTER

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