schrittweise Deutsch Rechtschreibung, Grammatik und Textsorten Übungsband für BMS und BHS Gusenbauer Modl Reber Tschurtschenthaler MUSTER
Deutsch für BMS und BHS - schrittweise Übungsband. BiBox Lösungen ISBN 978-3-7034-4731-0 Das passt perfekt zu Deutsch für BMS und BHS – schrittweise. Übungsband Deutsch für BMS und BHS – schrittweise. Übungsband Überblick: Digitalmaterial Sie erhalten zu diesem Band 45 zusätzliche digitale Übungen auf einer Landingpage. In den Kapiteln wird jeweils in der Randspalte auf die Übungen verwiesen. Wenn Sie den daneben abgedruckten Code (z. B. WMW-3017-001) in der Suchleiste auf www.westermann.at eingeben, gelangen Sie direkt zur Übung. Oder Sie nutzen diese Adresse, um zur Übungsseite zu gelangen: www.westermann.at/landing/deutsch-bms-schrittweise/ueb Von dort aus können Sie alle Übungen öffnen. Zu diesen Themen finden Sie zusätzliche Übungen: Konsonanten und Vokalschreibungen Groß- und Kleinschreibung Getrennt- und Zusammenschreibung Beistrichsetzung: Satzglieder Adverbiale Satzbau Protokolle und E-Mails verfassen Schriftliches Erzählen Beschreiben und Anleiten Zusammenfassen Rhetorische Figuren Beistrichsetzung nachvollziehen Literarische Gattungen Der Kontext eines Gedichts Die BiBox enthält Lösungen zu allen Rechtschreib- und Grammatikaufgaben sowie Lösungsvorschläge und Erwartungshorizonte zu den Schreibaufgaben. Zusätzlich können Sie eigene Dateien in Ihre BiBox hochladen. Kostenlos erhältlich für Lehrpersonen bei Bestellung in Klassenstärke Alle Informationen und aktuellen Preise finden Sie auf www.westermann.at. MUSTER
Tina Gusenbauer Benjamin Modl Ursula Reber Carina Tschurtschenthaler schrittweise Deutsch Rechtschreibung, Grammatik und Textsorten Übungsband für berufsbildende mittlere und höhere Schulen MUSTER
2 Inhalt I Regelteil 1 Rechtschreib-Kartei 1.1 Alphabet und Wortstamm ......................................................................................... 6 1.2 Vokaldehnung und Konsonantenverdoppelung ....................................................... 6 1.3 Gleich und ähnlich klingende Laute .......................................................................... 7 1.4 Konsonantenhäufung ................................................................................................ 8 1.5 Der s-Laut und seine Schreibung .............................................................................. 8 1.6 Groß- und Kleinschreibung ........................................................................................ 9 1.7 Getrennt- und Zusammenschreibung ..................................................................... 10 1.8 Schreibung von Fremdwörtern ................................................................................ 10 1.9 Beistrichsetzung ....................................................................................................... 11 1.10 Strategien zur Fehlervermeidung ............................................................................ 12 2 Wortgrammatik-Kartei 2.1 Verben ....................................................................................................................... 13 2.1.1 Das Tempus (Zeitform).............................................................................................. 13 2.1.2 Der Modus (Ausdrucksweise) ................................................................................... 15 2.1.3 Das Genus verbi (Handlungsart) .............................................................................. 16 2.1.4 Die Arten von Verben ................................................................................................ 16 2.2 Das Nomen und der Artikel ...................................................................................... 17 2.3 Pronomen ................................................................................................................. 18 2.3.1 Das Personalpronomen ............................................................................................ 18 2.3.2 Das Possessivpronomen .......................................................................................... 19 2.3.3 Das Indefinitpronomen ............................................................................................. 20 2.3.4 Das Reflexivpronomen .............................................................................................. 20 2.3.5 Das Reziprokpronomen ............................................................................................ 21 2.3.6 Das Relativpronomen ............................................................................................... 21 2.3.7 Das Demonstrativpronomen .................................................................................... 21 2.3.8 Das Interrogativpronomen ....................................................................................... 23 2.4 Adjektive ................................................................................................................... 23 2.5 Adverbien .................................................................................................................. 26 2.6 Numeralien ............................................................................................................... 27 2.7 Präpositionen ........................................................................................................... 28 2.7.1 Wechselpräpositionen .............................................................................................. 29 2.8 Konjunktionen .......................................................................................................... 29 2.9 Partikeln und Interjektionen .................................................................................... 30 MUSTER
3 3 Satzgrammatik-Kartei 3.1 Satzarten .................................................................................................................. 31 3.2 Haupt- und Nebensätze ........................................................................................... 31 3.3 Parataxen und Hypotaxen ....................................................................................... 31 3.4 Kohärenz und Kohäsion ........................................................................................... 32 3.5 Satzglieder ................................................................................................................ 33 3.5.1 Das Prädikat ............................................................................................................. 34 3.5.2 Das Subjekt ............................................................................................................... 34 3.5.3 Die Objekte ............................................................................................................... 35 3.5.4 Die Adverbiale ........................................................................................................... 35 3.6 Attribute .................................................................................................................... 36 3.7 Gliedsätze als Satzglieder ........................................................................................ 36 3.7.1 Subjektsätze ............................................................................................................. 36 3.7.2 Objektsätze ............................................................................................................... 36 3.7.3 Adverbialsätze .......................................................................................................... 37 3.8 Relativsätze .............................................................................................................. 38 3.9 Infinitivgruppen ........................................................................................................ 39 II Übungsteil Übungen zum Aufwärmen ................................................................ 40 1 Protokollieren und Mitschriften anfertigen Textarten: Protokoll und Mitschrift ........................................................................... 57 1.1 Nominalisierungen für knappe Protokolle nutzen ................................................. 57 1.2 Satzzeichen korrekt verwenden .............................................................................. 60 1.3 Von Verben abgeleitete Vorgangsnomen ............................................................... 62 2 Bewerben und Korrespondieren Textarten: formelle Briefe und E-Mails .................................................................... 64 2.1 Die höfliche Anrede in formellen Briefen und E-Mails ........................................... 64 2.2 Formelle Sprache anwenden: Berufssprache ......................................................... 66 3 Erzählen Textart: schriftliche Erzählung .................................................................................. 69 3.1 Aufbau einer Erzählung ........................................................................................... 69 3.2 Anschauliches Erzählen mit Attributen ................................................................... 72 3.3 Gedanken und Reden formulieren ........................................................................... 75 MUSTER
4 3.4 Spannung erzeugen ................................................................................................. 77 3.5 Reden in Erzähltexten .............................................................................................. 80 4 Berichten Textart: Zeitungsbericht ........................................................................................... 82 4.1 Abwechslungsreiche Satzanfänge und Satzergänzungen .................................... 85 4.2 Zeitensystem der Vergangenheit und Temporalsätze ........................................... 88 4.3 Indirekte Rede verwenden ....................................................................................... 90 4.4 Die richtige Verwendung von Pronomen ................................................................ 92 5 Beschreiben und Anleiten Textart: Beschreibung ............................................................................................... 98 5.1 Passiv- und Imperativformen in Anleitungen verwenden ..................................... 99 5.2 Gebrauch von Präpositionen ................................................................................. 102 5.3 Mit Adjektiven beschreiben ................................................................................... 104 5.4 Mit Attributen beschreiben .................................................................................... 105 5.5 Nomen in unterschiedlichen Fällen ....................................................................... 106 5.6 Fachsprache und Fremdwörter nutzen ................................................................. 108 6 Zusammenfassen Textsorte: Zusammenfassung ................................................................................ 111 6.1 Wortfamilien und Stammprinzip ........................................................................... 113 6.2 Konkrete und abstrakte Nomen ............................................................................ 117 6.3 Hauptsätze verbinden ............................................................................................ 119 6.4 Verdichten: Gliedsätze zu Satzgliedern umformen .............................................. 122 6.5 Entzerren: Satzglieder zu Gliedsätzen umformen ................................................ 125 7 In Briefen reagieren Textsorte: Leserbrief ............................................................................................... 130 7.1 Indirekte Rede in Leserbriefen .............................................................................. 136 Textsorte: offener Brief ........................................................................................... 138 8 Erörtern und Empfehlen Textsorte: Erörterung .............................................................................................. 147 Textsorte: Empfehlung ........................................................................................... 152 8.1 Argumentieren ....................................................................................................... 156 8.2 Rück- und Vorverweise ........................................................................................... 157 8.3 Adverbien und Konjunktionen als Konnektoren nutzen ...................................... 159 8.4 Aussagen modifizieren . .......................................................................................... 164 8.5 Komplexere Satzgebilde gliedern .......................................................................... 165 MUSTER
5 9 Kommentieren und Reden Textsorte: Kommentar ............................................................................................ 168 Textsorte: Meinungsrede ........................................................................................ 177 9.1 Subjektive Eindrücke und objektive Aussagen ..................................................... 179 9.2 Übertreiben oder Abmildern .................................................................................. 180 9.3 Mit rhetorischen Mitteln beim Schreiben überzeugen ......................................... 183 9.4 Bildliche Ausdrücke und Vergleiche . ...................................................................... 184 9.5 Mit Ellipsen Emotionalität erzeugen....................................................................... 186 10 Analysieren Textsorte: Sachtextanalyse, Bildanalyse, Grafikanalyse ....................................... 189 10.1 Numeralien für anschauliche Analysen nutzen .................................................... 198 10.2 Schlussfolgerungen mithilfe von Konsekutivsätzen ausdrücken ........................ 201 10.3 Textstellen in Analysen richtig zitieren ................................................................. 202 10.4 Komplexe Satzgebilde erkennen und gliedern ..................................................... 205 10.5 Hypotaxe und Parataxe unterscheiden ................................................................. 206 11 Texte interpretieren Textsorte: Textinterpretation................................................................................... 212 11.1 Die Einleitung einer Textinterpretation verfassen ................................................ 213 11.2 Den Hauptteil einer Textinterpretation verfassen ................................................ 215 11.3 Den Schluss einer Textinterpretation verfassen ................................................... 218 Rhetorische Stilmittel ............................................................................................. 221 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 223 Zusätzliche Übungsaufgaben finden Sie unter https://www.westermann.at/landing/deutsch-bms-schrittweise/ueb Dieser Band bietet für die mittleren und höheren berufsbildenden Schulen Übungsmaterial in Deutsch. Er unterstützt bei der Vorbereitung für die Abschluss- oder Reife- und Diplomprüfung; die Aufgaben können auch bereits in den unteren Jahrgangsstufen zur Wiederholung und Festigung bearbeitet werden. Der erste Teil enthält die wichtigsten Regeln zur Rechtschreibung und Grammatik zum Nachschlagen sowie ein Kapitel mit einfachen Übungen „zum Aufwärmen“. Im Übungsteil finden Sie sämtlichen Textsorten zugeordnete Rechtschreib-, Grammatik- und Stilaufgaben. Auch Aufgaben zu den Textsorten sowie Musterbeispiele und Tipps sind ausführlich enthalten. Im Anhang gibt es eine Übersicht zu den rhetorischen Stilmitteln. MUSTER
6 I Regelteil I Regelteil 1 Rechtschreib-Kartei 1.1 Alphabet und Wortstamm Die deutsche Rechtschreibung basiert auf zwei wichtigen Regeln: dem alphabetischen Prinzip und dem Wortstammprinzip. Sie bilden die Grundlage für viele andere Rechtschreibregeln. Das Alphabet: Das Lautsystem des Deutschen wird eingeteilt in: •• 5 Vokale (Selbstlaute): a, e, i, o, u; Vokale können kurz (Schärfung) oder lang gesprochen (Dehnung) werden •• 21 Konsonanten (Mitlaute): b, c, d, … h, … n, m, ... z •• Diphthonge (Zwielaute): au, eu, äu, ei, ai •• Umlaute: ä, ö, ü Die Lautbuchstabenzuordnung folgt im Deutschen keinem einheitlichen System, so können zwei Buchstaben für denselben Laut stehen, z. B. Leib – Laib. Der Wortstamm: Wörter, die miteinander verwandt sind, werden gleich geschrieben, da sie auf denselben Stamm zurückgeführt werden können. •• Neue Wörter entstehen, indem man den Wortstamm erweitert: Vorsilbe + Wortstamm + Nachsilbe + Endung, z. B. Be – frag – ung – en •• Fugenelemente wie -e-, -(e)s-, -er- und -(e)n- sind manchmal notwendig, um zwei Wortelemente besser verschmelzen zu lassen, z. B. Arbeit-s-platz. 1.2 Vokaldehnung und Konsonantenverdopplung Die Aussprache von Vokalen kann lang oder kurz sein. Dies wirkt sich auf die Schreibweise der Vokale und ihre nachfolgenden Konsonanten aus. Die Vokaldehnung: Wenn Vokale lang gesprochen werden, kann sich dies auf verschiedene Weise im Geschriebenen zeigen: •• durch Vokalverdopplung, z. B. Saal, Meer, Boot •• durch Dehnungs-h, z. B. Mahl, mehr, ihr, Ohr, Uhr •• beim i-Laut durch ie, z. B. siegen, Vieh •• ohne weitere Anzeichen, z. B. Wal, leben, Tiger, Not, Kur Die Konsonantenverdopplung: Nach einem kurzen Vokal kommt es meist zur Konsonantenverdopplung, z. B. Tasse, Gatte, Kummer, kommen. •• Einsilbige Wörter haben meist keine Konsonantenverdopplung, z. B. bin, hat, man, mit. •• Wenn mindestens zwei unterschiedliche Konsonanten aufeinanderfolgen, wird nicht verdoppelt, z. B. Wand, Kraft, Kind. Folgende Pluralformen erhalten eine Konsonantenverdopplung: •• -in → -innen, z. B. Lehrerinnen •• -nis → -nisse, z. B. Zeugnisse •• -us → -usse, z. B. Zirkusse •• -as → -asse, z. B. Asse •• -os → -osse, z. B. Albatrosse MUSTER
7 1 Rechtschreib-Kartei Zu beachten sind folgende Besonderheiten: kk wird im Deutschen als ck verwendet, zz wird im Deutschen als tz verwendet, z. B. packen, hetzen. Fredwörter unterliegen eigenen Regeln, z. B. Pizza, Sakko. Nach l, m, n, r, das merk dir ja, steht nie tz und nie ck! Das Wortstammprinzip gilt auch bei der Konsonantenschreibung von Verben, z. B. rollen – rollte – gerollt. Beachten Sie aber die Aussprache des Vokals: Ändert sich der Stammvokal, muss auch die Konsonantenschreibweise angepasst werden, z. B. kommen – kam – gekommen. 1.3 Gleich und ähnlich klingende Laute Gewisse Laute klingen im Deutschen trotz unterschiedlicher Schreibweise sehr ähnlich oder sogar gleich: x-Laute: gs, ks, chs, cks, x •• gs wird häufig in Wortzusammensetzungen und im Superlativ verwendet, z. B. Nahrungssuche, Übungsraum; häufigste, längste. •• cks, z. B. Klecks, tricksen •• chs wird in vielen Tiernamen verwendet, z. B. Dachs, Luchs, Echse, Fuchs, Ochse. •• x wird in Fremdwörtern und Namen verwendet, z. B. Text, Fax, Xylophon, Max, Xaver. d/t, b/p, g/k: Diese Laute sind vor allem am Wortende schwer zu unterscheiden. Versuchen Sie, Wörter zu verlängern, indem Sie Nomen in den Plural setzen, Adjektive steigern und bei Verben den Infinitiv bilden: Durch diese Verlängerungsprobe werden Schwierigkeiten, die durch ungenaue Aussprache entstehen, leicht gelöst: Kleid/Kleit? – Kleider, krank/krang? – kränker, lebt/lept? – leben. •• d/t, z. B. Rad, Rat, Wald, Halt •• b/p, z. B. Korb, Dieb, taub, Laub, Lupe, schlapp, Prinzip •• g/k, z. B. Berg, Burg, klug, Schrank, Park f-Laute (f/v/ph): •• v und ph sind vor allem in Fremdwörtern zu finden, z. B. vegan, Strophe. •• Die Vorsilben ver- und vor- werden mit v geschrieben, z. B. verfolgen, vorfahren. •• Nach einem Konsonanten folgt immer f, z. B. Hälfte. Auch bestimmte Silben und Wörter werden gleich ausgesprochen, aber unterschiedlich geschrieben. Dazu kommt, dass durch die falsche Schreibweise auch eine andere Bedeutung entsteht. seit/seid: „seit“ ist eine Zeitangabe, „seid“ eine gebeugte Form des Verbs „sein“. Kontrollieren Sie daher immer die Wortart, indem Sie „seid“ einfach in eine andere Person setzen (beispielsweise in die 2. Person Singular: du), z. B. Seid ihr seit Montag zurück? – Bist du seit Montag zurück? wieder/wider: „wieder“ bedeutet „erneut, noch einmal“, „wider“ bedeutet „gegen“, z. B. wiederholen (= „noch einmal sagen“), widersprechen (= „dagegensprechen“). statt/Stadt: Die beiden Wörter haben unterschiedliche Bedeutungen. „Stadt“ ist ein Nomen, z. B. Wien ist die größte Stadt in Österreich. Das Wort „statt“ ist eine Konjunktion oder eine Präposition, z. B. Statt Erbsen hat sie Linsen gekauft. MUSTER
8 I Regelteil tot/Tod: „Tod“ ist ein Nomen, „tot“ ein Adjektiv. Beachten Sie folgende Regeln: •• Adjektive enthalten meist „tod“, z. B. todsicher, todernst, todlangweilig, tödlich. •• Verben enthalten meist „tot“, z. B. totschweigen, totsagen, totschießen. •• Nomen können sowohl „Tod“ als auch „Tot“ enthalten, versuchen Sie die Wörter hier möglichst korrekt auszusprechen. Beachten Sie, dass „Tod“ immer mit dem Element „es“, „Tot“ aber mit „en“ verbunden ist, z. B. Todesangst, Todesurteil, Totenbett, Totenkopf, Totenmesse. end/ent: „End“ wird vom Nomen „Ende“ abgeleitet, „ent“ ist hingegen eine Vorsilbe, die die Bedeutung „weg“, „gegen“ oder „heraus“ hat, z.B. entgegnen, Entfernung, endlich, Endprodukt. 1.4 Konsonantenhäufung Von einer Konsonantenhäufung spricht man, wenn mindestens drei Konsonanten aufeinanderfolgen, z. B. kämpfen.Sie treten häufig am Wortanfang und -ende auf. •• Wenn drei gleiche Buchstaben zusammentreffen, darf keiner von diesen entfallen, z. B. Brennnessel. Es gibt aber auch Ausnahmen, z.B. dennoch. •• Häufig entsteht durch die Kombination mit der 2. Person Singular eine Konsonantenhäufung st, z. B. du kämpfst. •• Die Konsonantenverdopplung ist ebenfalls eine besonders häufige Form, durch die Konsonantenhäufung entsteht, z.B. Brennpunkt. •• Sie können auch durch Wortzusammenführung entstehen, z.B. Angstschweiß, Deutschschweiz. 1.5 Der s-Laut und seine Schreibung Die Schreibung von s-Lauten bereitet manchmal Probleme, obwohl sie klaren Regeln folgt: ss: ss wird nach einem kurz gesprochenen Vokal (a, e, i, o, u) oder Umlaut (ä, ö, ü) geschrieben, z. B. lassen, müssen, Fluss. ß und s: •• Man schreibt s und ß nach lang gesprochenen Vokalen, Umlauten oder Diphthongen (Zwielauten). •• Wird der s-Laut stimmhaft (eher summend) gesprochen, so wird s verwendet, z. B. Hose, Käse, Reise. In seltenen Fällen (z. B. am Wortende) kann auch s stehen, wenn der s-Laut stimmlos gesprochen wird, z. B. Gras. •• Meist wird für einen stimmlos (eher zischend) gesprochenen s-Laut jedoch ß verwendet, z. B. Maß, Gefäß, Fleiß. Anmerkung: In der Schweiz wird im Deutschen kein ß verwendet! das/dass: •• das → Artikel, Relativpronomen („welches“ stattdessen einsetzbar) oder Demonstrativpronomen („dieses“ stattdessen einsetzbar); im Dialekt als „des“ ausgesprochenn, z. B. das Buch, das (welches) ihm am besten gefallen hat – das (dieses) Buch dort im Regal •• dass → Konjunktion (nichts stattdessen einsetzbar), z. B. Er erzählte, dass er das Buch an einem Tag gelesen hat. Die Hinweise zur Aussprache können hilfreich sein, sie gelten aber nur für die Varietät des Deutschen, die in Deutschland Standard ist. Bei der österreichischen Aussprache ist der Unterschied zwischen dem stimmhaften und dem stimmlosen s in dieser Form nicht hörbar. MUSTER
9 1 Rechtschreib-Kartei 1.6 Groß- und Kleinschreibung Die Groß- und Kleinschreibung ist typisch für die deutsche Sprache. Sie kann kompliziert wirken, tatsächlich gibt es aber klare Regeln für die Groß- und Kleinschreibung der Wörter. Die Kleinschreibung: Man schreibt alle Wortarten außer Nomen klein. Außerdem wird in folgenden Fällen kleingeschrieben: •• Ortsnamen auf -isch: französischer Käse •• Superlative nach „am“: am besten, am schönsten •• bestimmte feststehende Phrasen: grau in grau, schwarz auf weiß Die Denominalisierung Denominalisierung bedeutet, dass ursprüngliche Nomen zu anderen Wortarten umgeformt werden. Deshalb schreibt man sie klein. Dazu gehören: •• angst, bange, schuld in Verbindung mit sein, bleiben, werden •• Tageszeiten und Wochentage auf -s bzw. -es: abends, mittags, montags •• Der erste Teil zusammengesetzter Verben, z. B. Das tut mir leid! („leidtun“). Wir geben das Geheimnis preis. („preisgeben“) Die Großschreibung: Nomen schreibt man groß, z. B. der Hund, das Haus, das Auto. Folgende typische Endungen von Nomen sollten Sie sich gut merken: -heit, -keit, -ung, -tum, -schaft, -nis, -sal, -ling, -tät (z. B. Schönheit, Reichtum, Mühsal) Großgeschrieben werden außerdem: •• Satzanfänge und das erste Wort nach einem Doppelpunkt, wenn ein ganzer Satz folgt •• das erste Wort der direkten Rede •• das erste Wort von Überschriften/Titeln/Schlagzeilen •• Eigennamen (Namen von Personen, Orten, Dingen, Gebäuden, Meeren), z. B. Martin, London, Alpen •• Anrede- und Possessivpronomen der höflichen Anrede, z. B. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Wie geht es Ihnen? Vergessen Sie Ihren Mantel nicht! Die Nominalisierung: Andere Wortarten werden zu Nomen gemacht und sind daher großzuschreiben, z. B. Die belesene Frau arbeitet in der Bücherei. Die Belesene arbeitet in der Bücherei. Es fällt ihr leicht, Bücher zu lesen. Das Lesen fällt ihr leicht. Nominalisiert wird nach den folgenden Wörtern: Artikel (das Beste, das Schönste, das Kleine, eine Schöne), Präpositionen (mit Lernen, durch Lernen, zum Lernen), Pronomen (mein Lernen, ihr Lernen, jemand Bestimmtes), Verben nach stark gebeugten Adjektiven (langes Lernen, intensives Lernen, konzentriertes Lernen); Adjektive nach unbestimmten Numeralien (manch, viel, wenig), z. B. alles Schöne, viel Neues, nichts Gutes Weiters wird in folgenden Fällen großgeschrieben: •• Ortsnamen auf -er, z. B. Wiener Schnitzel, Berliner Würstel •• der zweite Begriff bei Zeitangaben, z. B. heute Morgen, gestern Abend •• Tageszeiten nach Präpositionen, z. B. zu Mittag, am Abend, in der Früh, am Morgen •• feste Fügungen aus Verben und Nomen, z. B. das Eislaufen, das Autofahren •• Farbwörter nach Präpositionen, z. B. in Blau, auf Schwarz •• Sprachwörter nach Präpositionen, z. B. auf Deutsch, in Englisch MUSTER
10 I Regelteil 1.7 Getrennt- und Zusammenschreibung Um die Getrennt- und Zusammenschreibung korrekt anzuwenden, hilft die folgende Übersicht der wichtigsten Regeln. Die Getrenntschreibung: •• Sein bleibt (fast) immer allein! Sein wird von anderen Wörtern getrennt geschrieben, z. B. beisammen sein, dabei sein, krank sein – ausgenommen sind Nominalisierungen, z. B. das Kranksein •• Verbindungen von Nomen und Verben schreibt man getrennt, z. B. Auto fahren, Rad fahren, Schlange stehen – ausgenommen sind Nominalisierungen, z. B. beim Autofahren •• Verbindungen von Verben schreibt man getrennt, z. B. einkaufen gehen, spazieren gehen •• so, wie, zu werden von anderen Wortarten getrennt geschrieben, z. B. um eine Frage zu stellen ACHTUNG – bei neuer Wortbedeutung wird zusammengeschrieben, z. B. einen Brief zustellen Die Zusammenschreibung: •• Verbindungen aus Nomen werden zusammengeschrieben, z. B. Restaurantchef, Computertastatur •• Verbindungen aus Adjektiven werden zusammengeschrieben, z. B. lauwarm, braunäugig •• Verbindungen, von denen ein Wortteil nicht für sich stehen kann, werden zusammengeschrieben, z. B. kleinmütig, großspurig, letztmalig •• Verbindungen aus Nomen und Adjektiven werden zusammengeschrieben, z. B. eiskalt, zuckersüß •• Verbindungen aus Tageszeiten und Wochentagen werden zusammengeschrieben, z. B. Sonntagmorgen Besonderheiten: •• Verbindungen aus zwei Wörtern, die eine neue Bedeutung ergeben, werden zusammengeschrieben, z. B. sitzen bleiben – sitzenbleiben •• Nominalisierungen werden zusammengeschrieben, z. B. das Beisammensein, beim Radfahren •• bei Verbindungen von Nomen und Verben werden jene zusammengeschrieben, bei denen das Nomen seine Eigenständigkeit verloren hat (verblasste Nomen). Dabei erhalten die Wörter in der Verbindung eine neue Bedeutung, z. B. eislaufen, kopfstehen, stattgeben, standhalten 1.8 Schreibung von Fremdwörtern Fremdwörter stammen – wie der Name sagt – aus fremden Sprachen. Viele von ihnen darf man so schreiben, wie sie in den anderen Sprachen auch geschrieben werden, z. B. Engagement, Spaghetti, Computer. •• Einige von ihnen sind der deutschen Schreibung angeglichen worden, z. B. Friseur → Frisör, Phantasie→ Fantasie, Delphin → Delfin. •• Es gibt dennoch einige Wörter, bei denen ph geschrieben und f gesprochen wird, z. B. Strophe, Katastrophe, Physik, Philosophie. •• Fremdwörter mit y am Ende verändern das y im Plural nicht zu ie, sondern zu ys, z. B. Hobby → Hobbys, Baby → Babys. •• Oft finden sich Fremdwörterkombinationen mit rh, th oder ph, z. B. Rhetorik, theoretisch, Atmosphäre. MUSTER
11 1 Rechtschreib-Kartei •• Wenige Fremdwörter weisen kk statt ck auf, z. B. Akkordeon, Brokkoli, Akkusativ, Sakko, Akku, Trekking, akklimatisieren, okkult, akkurat. Bei Unklarheiten hilft ein Blick ins Wörterbuch! 1.9 Beistrichsetzung Die Beistrichsetzung wirkt für viele auf den ersten Blick schwierig. Merken Sie sich die wichtigsten Regeln, die in folgender Übersicht zusammengestellt sind: 1. Beistrich bei Aufzählungen: Wir genießen das Frühstück, die Sonne und die ausgelassene, friedliche Stimmung. Aber: Bildet ein Adjektiv mit einem Nomen eine Einheit, auf die sich das erste Adjektiv bezieht, so steht kein Komma, z. B. Sie freute sich auf den guten französischen Käse. 2. Beistrich bei Anreden und Ausrufen: Herr Professor, könnten Sie das bitte noch einmal näher erläutern? 3. Beistrich bei Parataxen (Hauptsatzreihen → mehrere Hauptsätze sind miteinander verbunden): Es hagelt, der Himmel ist grau und nebelig, die Sonne wird so bald nicht scheinen. In Hauptsätzen steht die Personalform des Verbs meist an 1. oder 2. Satzgliedstelle. 4. Beistrich bei Hypotaxen (Satzgefüge → mindestens ein Haupt- und ein Nebensatz sind miteinander verbunden): Sofern ich die Beistrichregeln genau lerne (NS), werde ich weniger Fehler machen (HS). Die Beistrichregeln (HS, Teil 1), die in dieser Übersicht aufgeführt sind (NS/Relativsatz), helfen mir sehr (HS, Teil 2). In eingeleiteten Nebensätzen steht die Personalform des Verbs an letzter Satzgliedstelle. 5. Beistrich bei Einschüben und Zusätzen (Appositionen oder nachgestellte Erläuterungen): Er mag die neue Deutschlehrerin, eine junge Dame, sehr gerne. (Apposition: unvollständiger Satzeinschub) Sie diskutiert gerne mit der neuen Englischlehrerin, ohne Wenn und Aber. (nachgestellte Erläuterung) 6. Beistrich bei Infinitivgruppen (meist bei zu + Infinitiv), •• wenn sie von einem Nomen abhängig sind, z. B. Er machte den Vorschlag, zur Wahl zu gehen. •• wenn sie von hinweisenden Wörtern wie es, das bzw. daran abhängig sind, z. B. Mir gefällt es, zur Wahl zu gehen. •• wenn sie durch folgende Wörter eingeleitet werden: um, als, ohne, außer, (an)statt, z. B. Sie sollten zur Wahl gehen, um mitbestimmen zu können. •• In den anderen Fällen ist der Beistrich freigestellt, z. B. Wir empfehlen Ihnen(,) zur Wahl zu gehen. 7. Beistrich bei Partizipgruppen (Partizip I: Endung -nd, Partizip II: 3. Stammform): •• Hier ist die Beistrichsetzung in vielen Fällen freigestellt: Wie gesagt[,] habe ich die Briefe schon längst verschickt. Sie kam[,] laut rufend[,] auf mich zu. •• Ist die Partizipialgruppe als Zusatz oder nachgestellte Erläuterung anzusehen, muss ein Beistrich gesetzt werden: Der Hund kam in den Garten, ganz mit Schnee bedeckt. Er lief auf mich zu, laut bellend vor Freude. MUSTER
12 I Regelteil 1.10 Strategien zur Fehlervermeidung •• Legen Sie sich eine Kartei häufiger Fehlerwörter an, die Sie nach dem Alphabet ordnen. Damit können Sie wie beim Vokabellernen für eine Fremdsprache schwierige Schreibungen regelmäßig trainieren (z. B. leise/laut vorlesen, selbst aufschreiben). Karteikarten mit bereits bekannten Begriffen können Sie nach hinten in Ihren Karteikasten legen. Die vorderen sind also noch zu lernende Wörter. •• Beachten Sie das Wortstammprinzip (siehe dazu die Erklärung auf S. 6). •• Lesen Sie sich die geschriebenen Wörter gut und langsam durch, gegebenenfalls von hinten nach vorne: So können Sie die einzelnen Buchstaben besser wahrnehmen. •• Markieren Sie beim Schreiben oder spätestens beim ersten Durchlesen von Texten jene Wörter, bei deren Schreibung Sie sich nicht sicher sind, am besten mit einem Bleistift. Sie können sie danach einfach im Wörterbuch nachschlagen und kontrollieren. Radieren Sie die Markierungen anschließend wieder aus. •• Arbeiten Sie mit Eselsbrücken und Sprüchen, um sich gängige Rechtschreibregeln zu merken. Vielleicht kennen Sie einige der folgenden bereits? „Nach ‚am‘, ‚ans‘, ‚vom‘, ‚zum‘ und ‚beim‘, schreib Verben niemals klein!“ „Nimm die Regel mit ins Bett: Nach Doppellaut kommt nie ‚tz‘!“ „Das ‚s‘ bei ‚das‘ muss einsam bleiben, kann man dafür ‚dieses‘, ‚jenes‘, ‚welches‘ schreiben.“ „Diese Regel ist schon nett, nach ‚ei‘, ‚äu‘, ‚eu‘ steht nie ‚tz‘!“ „Die Gasse ist kurz, die Straße lang.“ MUSTER
13 2 Wortgrammatik-Kartei 2 Wortgrammatik-Kartei 2.1 Verben Die Funktion von Verben: Das Verb gibt Vorgänge, Tätigkeiten und Zustände an. Verben werden als Zeitwörter bezeichnet, da sie in andere Zeiten gesetzt werden können. Verben schreibt man klein, z. B. malen, essen, lesen. – Beachten Sie die Nominalisierung von Verben! (vgl. Groß- und Kleinschreibung, S. 9) Die Konjugation von Verben: Bei der Konjugation von Verben wird nach Person und Numerus (Zahl) unterschieden. Die Endung des Verbs wird Person und Numerus angepasst: 1. Person Singular: ich gehe 2. Person Singular: du gehst 3. Person Singular: er/sie/es geht Bei der höflichen Anrede mit „Sie“ entspricht die Endung des Verbs der 3. Person Plural. Finite und infinite (unveränderliche) Verbformen: •• Verben können in finiter Form auftreten: Person, Numerus (Zahl) und Tempus (Zeit) sowie Modus (Aussageweise) und Genus verbi (Handlungsart) verändern die Aussage von Verben, z. B. Ich laufe zur Schule. Wir laufen zur Schule. Wir liefen zur Schule. Lauf! •• Verben haben auch infinite Formen: Infinitiv (Nennform), Partizip I (erstes Mittelwort), Partizip II (zweites Mittelwort), z. B. laufen, laufend, gelaufen Die Stammformen: •• Infinitiv (Nennform), z. B. gehen, malen •• 1./3. Person Präteritum (Mitvergangenheit), z. B. ging, malte •• Partizip II (Mittelwort der Vergangenheit), z. B. gegangen, gemalt Verben werden nach drei Konjugationsklassen unterschieden: •• starke Verben: ändern ihren Stammvokal (den Selbstlaut (Vokal) im Wortstamm) mehrmals, das Partizip II endet auf -en, z. B. lesen – las – gelesen •• schwache Verben: Der Stammvokal ändert sich nicht, das Präteritum endet auf (e)te, das Partizip II auf (e)t, z. B. malen – malte – gemalt •• gemischte Verben: Der Stammvokal ändert sich im Präteritum und im Partizip II, das Präteritum und das Partizip II enden wie die schwachen Verben, z. B. rennen – rannte – gerannt •• unregelmäßige Verben: werden nach keinen einheitlichen Regeln gebildet, z. B. sein – war – gewesen 2.1.1 Das Tempus (Zeitform) Das Tempus gibt an, in welcher Zeitform das Verb steht. •• Gegenwart (Präsens), z. B. Lisa räumt ihr Zimmer auf. •• Mitvergangenheit (Präteritum), z. B. Lisa räumte ihr Zimmer auf. •• Vergangenheit (Perfekt), z. B. Lisa hat ihr Zimmer aufgeräumt. •• Vorvergangenheit (Plusquamperfekt), z. B. Lisa hatte ihr Zimmer aufgeräumt. •• Zukunft (Futur I), z. B. Lisa wird ihr Zimmer aufräumen. •• Vorzukunft (Futur II, Futur exakt), z. B. Lisa wird ihr Zimmer aufgeräumt haben. 1. Person Plural: wir gehen 2. Person Plural: ihr geht 3. Person Plural: sie gehen MUSTER
14 I Regelteil Konjugationsklasse Infinitiv 1./3. Person Singular Präteritum Partizip II Starke Verben singen springen tragen sang sprang trug gesungen gesprungen getragen Schwache Verben machen kaufen zeichnen machte kaufte zeichnete gemacht gekauft gezeichnet Gemischte Verben bringen denken kennen brachte dachte kannte gebracht gedacht gekannt Unregelmäßige Verben sein gehen war ging gewesen gegangen Zeit Verwendung Bildung Beispiele Präsens (Gegenwart) was jetzt geschieht was immer gilt was in Zukunft noch sein wird (im gesprochenen Deutsch) Verbstamm + Personalendung z. B. ich gehe, du gehst, er/sie/es geht, wir gehen, ihr geht, sie gehen Ein Bus fährt vorbei. Hochmut kommt vor dem Fall. Ich trainiere morgen. Präteritum (Mitvergangenheit) was vergangen ist (abgeschlossen) schriftliches Erzählen regelmäßige Verben: Verbstamm + -t- + Personalendung z. B. er/sie/es machte unregelmäßige Verben: müssen gelernt werden z. B. er/sie/es ging Sie reisten gestern nach Tirol. Schweißgebadet verließen sie uns. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Perfekt (Vergangenheit) was vergangen ist (aber noch Bezug zur Gegenwart hat) eher mündliches Erzählen Präsensform von haben oder sein + Partizip II z. B. ich bin gegangen, sie haben verstanden Ich habe mich verkühlt, jetzt bin ich krank. (Zeitenfolge) Ihr habt es gefunden. Sie ist fortgegangen. Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) was vor dem Präteritum (vor bereits vergangenen Ereignissen) geschehen ist Präteritumsform von haben oder sein + Partizip II z. B. ich war gelaufen, du hattest gesagt Nachdem er gekommen war, musste er warten. Sie hatten vor dem Essen noch einiges erledigt. Futur I (Zukunft) was noch sein wird Vermutungen Präsensform von werden + Infinitiv z. B. ich werde gehen Mahmud wird anrufen. Die beiden werden vermutlich schlafen. Futur II (Vorzukunft) eine Handlung, die in der Zukunft abgeschlossen wird Vermutungen, z. B. Sie wird wohl gearbeitet haben. Präsensform von werden + Partizip II und einer Form von sein oder haben z. B. sie wird gearbeitet haben Morgen werde ich die Schularbeit geschrieben haben. MUSTER
15 2 Wortgrammatik-Kartei Das Deutsche kennt außerdem zwei verschiedene Zeitensysteme. Darunter versteht man Regeln, die festlegen, wie die deutschen Zeiten in geschriebenen Texten verwendet werden müssen. Was war vorher? (Vergangenes) Was passiert jetzt? (Basiszeit) Was geschieht später? (Zukünftiges) Zeitensystem Präsens wird verwendet in Inhaltsangaben, Beschreibungen sowie in allen Textsorten der Abschlussprüfungen und der SRDP. Perfekt Präsens Futur I Seit er in unseren Ort gezogen ist, Liz und Tim haben vorher gewusst, weiß ich, Ich glaube, dass ich jetzt müde bin. dass ich ihn besuchen werde. sie werden frei haben. Zeitensystem Präteritum wird in erzählenden Textsorten(z. B. in Märchen, Erzählungen, Sagen, Romanen) sowie in Berichten und Reportagen verwendet. Plusquamperfekt Präteritum Nachdem er sie verständigt hatte, Anna hatte ihre Mutter angerufen, fuhr er nach Hause, bevor sie die Arbeit erledigte. Gegen Mittag machten sie Pause, 2.1.2 Der Modus (Ausdrucksweise) Eine weitere grammatische Kategorie des (finiten) Verbs ist der Modus, dieser bezieht sich auf die Aussageweise. Es gibt drei Modi: •• Indikativ (Wirklichkeitsform), z. B. er hat •• Konjunktiv (Möglichkeitsform), z. B. er habe, er hätte •• Imperativ (Befehlsform), z. B. Mach! Macht! Beim Konjunktiv unterscheidet man zwischen zwei Formen. Der Konjunktiv I wird vor allem zur Bildung der indirekten Rede verwendet (z. B. Er sagt, er sei berühmt.). Der Konjunktiv II wird in einigen Fällen ebenfalls dafür genutzt, wird darüber hinaus jedoch vor allem verwendet, um Wünsche, Träume oder irreale Vorstellungen auszudrücken (z. B. Wäre ich doch berühmt!) Bildung des Konjunktiv I: Um den Konjunktiv I zu bilden, muss man vom Infinitiv (Nennform) des Verbs die Endung -en wegstreichen und dann die Konjunktivendungen (-e,-est,-e,-en, -et,-en) anhängen: lesen: ich lese sein (Ausnahme!): ich sei du lesest du seist er/sie/es lese er/sie/es sei wir lesen wir seien ihr leset ihr seiet sie lesen sie seien Beispiel: Marina sagt: „Ich freue mich auf dich.“ (direkte Rede) Marina sagt, sie freue sich auf dich. (indirekte Rede ohne „dass“) Marina sagt, dass sie sich auf dich freue. (indirekte Rede mit „dass“) MUSTER
16 I Regelteil Vor allem zur Bildung der indirekten Rede ist der Konjunktiv wichtig. Der Konjunktiv II wird aber auch verwendet, um Wünsche, Träume oder irreale Vorstellungen auszudrücken, z. B. Wäre ich doch schon fertig! Käme sie doch zu mir! Wenn sich die normale Verbform im Indikativ vom Konjunktiv I nicht unterscheidet, verwendet man in der indirekten Rede den Konjunktiv II. Bei schwachen Verben muss auch auf die Umschreibung würde + Infinitiv ausgewichen werden. Die Bildung des Konjunktiv II: Den Konjunktiv II bildet man bei starken, gemischten und unregelmäßigen Verben mit dem Präteritumstamm und den Endungen -e, -est, -e, -en, -et, -en. Zudem kommt es zu Umlautungen (ä/ö/ü) von Vokalen (a/e/i/o/u): lesen: ich läse wir läsen du läsest ihr läset er/sie/es läse sie läsen Bei schwachen Verben stimmen die Formen des Konjunktiv II mit den Formen des Präteritums überein. Deshalb nutzen sie die Umschreibung mit würde + Infinitiv. sagen -> sagte: ich sagte/ich würde sagen – wir sagten/wir würden sagen du sagtest/du würdest sagen – ihr sagtet/ihr würdet sagen er/sie/es sagte; er/sie/es würde sagen – sie sagten/sie würden sagen Beispiel mit starkem Verb: Tim erwähnt: „Sie gehen ins Kino.“ (direkte Rede) Tim erwähnt, sie gehen ins Kino. (indirekte Rede, Indikativ = Konj. I) Tim erwähnt, sie gingen ins Kino. (Konj. II) Tim erwähnt, sie würden ins Kino gehen. (würden + Infinitiv) Beispiel mit schwachem Verb: Esra sagt: „Wir hören gerade den Podcast.“ (direkte Rede) Esra sagt, sie hören gerade den Podcast. (indirekte Rede, Indikativ = Konj. I) Esra sagt, sie hörten gerade den Podcast. (Konj. II = Präteritum) Esra sagt, sie würden gerade den Podcast hören. (würden + Infinitiv) 2.1.3 Das Genus verbi (Handlungsart) Mit den Aktiv- und Passivformen eines Verbs kann ein Geschehen aus unterschiedlicher Perspektive dargestellt werden. •• Aktiv (Tätigkeitsform), z. B. Ich schließe das Fenster. •• Passiv (Leideform), z. B. Das Fenster wird geschlossen. Das Fenster ist geschlossen. Verwendung: Beim Passiv steht der Vorgang/Zustand selbst im Mittelpunkt. Daher kommt es häufig bei Anleitungen, Rezepten und Beschreibungen zum Einsatz. Bildung: Es gibt zwei unterschiedliche Arten des Passivs: •• Vorgangspassiv: Personalform von „werden“ + Partizip II, z. B. es wird gebacken •• Zustandspassiv: Personalform von „sein“ + Partizip II, z. B. es ist gebacken 2.1.4 Die Arten von Verben Es gibt vier Arten von Verben: •• Vollverben: Sie bilden allein das Prädikat eines Satzes, z. B. Er putzt die Garage. Ich koche das Mittagessen. Transitive Verben: erfordern eine Satzergänzung im Akkusativ (wen?), z. B. Der Polizist hält den Geisterfahrer an. Intransitive Verben: benötigen keine Satzergänzung, z. B. Morgen werden wir laufen. MUSTER
17 2 Wortgrammatik-Kartei •• Hilfsverben: Sie bilden gemeinsam mit dem Vollverb das Prädikat eines Satzes: haben, sein, werden. Z. B. Er hat die Garage geputzt. Ich werde das Mittagessen kochen. •• Modalverben: Sie modifizieren (verändern) die Aussage des Vollverbs und werden gemeinsam mit dem Infinitiv eines Vollverbs verwendet: können, dürfen, mögen, müssen, sollen, wollen. Z. B. Er will die Garage putzen. Ich kann das Mittagessen kochen. •• modifizierende Verben: Sie modifizieren (verändern) die Aussage eines Verbs und werden gemeinsam mit „zu“ und dem Infinitiv eines Vollverbs verwendet: fürchten, hoffen, scheinen, meinen, pflegen, brauchen, lassen, gehen. Z. B. Er pflegt die Garage wöchentlich zu putzen. Sie scheint das Mittagessen bereits gekocht zu haben. 2.2 Das Nomen und der Artikel Die Funktion von Nomen: Durch Nomen werden Konkreta (Gegenstandswörter: Dinge, Pflanzen, Tiere) sowie Abstrakta (Begriffswörter: Gedanken und Gefühle) benannt. Nomen werden als einzige Wortart im Deutschen immer großgeschrieben, sie fungieren als Leitwörter in Texten. Die Funktion von Artikeln: Der Artikel ist fast immer als Begleiter des Nomens zu finden, er markiert Numerus (Zahl) und Genus (Geschlecht) des Nomens und verdeutlicht auch dessen Kasus (Fall). Man unterscheidet zwischen bestimmtem (der, die, das) und unbestimmtem (ein, eine) Artikel. •• Der unbestimmte Artikel wird verwendet, um irgendeinen Gegenstand/irgendeine Person anzuzeigen. Er wird auch genutzt, wenn dieser Gegenstand/diese Person das erste Mal im Text erwähnt wird. •• Der bestimmte Artikel wird verwendet, wenn von konkreten Personen bzw. bereits bekannten Dingen oder Ereignissen gesprochen/geschrieben wird, z. B. Eine Frau betrat das Geschäft. Die Frau, die gestern ins Geschäft gekommen war, rief mich an. •• Nach Maß- und Mengenangaben wird kein Artikel verwendet, z. B. Er kauft 500 Gramm Gemüse. •• Nationalitäten, Kontinente, Städte und Zugehörigkeiten werden ohne Artikel angegeben, z. B. Er ist Italiener. •• Gefühle werden ohne Artikel angegeben, z. B. Er braucht Geduld, Liebe und Zuneigung. Die Deklination von Nomen und Artikel: •• Genus (Geschlecht): maskulin (männlich), feminin (weiblich), neutrum (sächlich) •• Numerus (Zahl): Einzahl (Singular), Mehrzahl (Plural) •• Kasus (Fall): 1. Fall (Nominativ), 2. Fall (Genitiv), 3. Fall (Dativ), 4. Fall (Akkusativ) Der unbestimmte Artikel kann im Plural nicht gebildet werden (= Nullartikel ). Dann steht kein Artikel, z. B. Kakteen brauchen nicht viel Wasser. Einige Nomen haben keinen Plural, z. B. Obst, Eile. MUSTER
18 I Regelteil Numerus Kasus Genus männlich (maskulin) männlich auf „-en“ (maskulin) weiblich (feminin) sächlich (neutrum) Singular (Einzahl) 1. Fall Nominativ der ein Tisch der ein Löwe die eine Frau das ein Haus 2. Fall Genitiv des eines Tisches/ Tischs des eines Löwen der einer Frau des eines Hauses 3. Fall Dativ dem einem Tisch dem einem Löwen der einer Frau dem einem Haus 4. Fall Akkusativ den einen Tisch den einen Löwen die eine Frau das ein Haus Plural (Mehrzahl) 1. Fall Nominativ die Tische die Löwen die Frauen die Häuser 2. Fall Genitiv der Tische der Löwen der Frauen der Häuser 3. Fall Dativ den Tischen den Löwen den Frauen den Häusern 4. Fall Akkusativ die Tische die Löwen die Frauen die Häuser 2.3 Pronomen Pronomen dienen grundsätzlich dazu, in einem Text bereits genannte Nomen zu ersetzen. Damit helfen sie, Wortwiederholungen zu vermeiden und den Text so lesbarer zu machen. Wie Nomen werden auch Pronomen flektiert, d. h., sie erhalten Endungen für Kasus (Fall), Numerus (Zahl) und Genus (Geschlecht). Dabei sind die jeweiligen Besonderheiten der Pronomen zu beachten. 2.3.1 Das Personalpronomen Personalpronomen sind den Personen des Verbs zugeordnet. Im Nominativ, dem 1. Fall, werden sie mit der Konjugation des Verbs mitgelernt, z. B. ich schreibe, du schreibst, er/sie/ es schreibt, wir schreiben, ihr schreibt, sie schreiben. In der Flexion verändern sie sich erheblich. Im Genitiv (2. Fall), der für Personalpronomen generell unüblich ist, muss auf das Possessivpronomen (vergl. 2.3.2, S. 19) zurückgegriffen werden, z. B. Ich entsinne mich deiner kaum. Person Nominativ 1. Fall Genitiv 2. Fall Dativ 3. Fall Akkusativ 4. Fall 1. Singular ich meiner mir mich 2. Singular du deiner dir dich 3. Singular er sie es seiner ihrer seiner ihm ihr ihm ihn sie es MUSTER
19 2 Wortgrammatik-Kartei Person Nominativ 1. Fall Genitiv 2. Fall Dativ 3. Fall Akkusativ 4. Fall 1. Plural wir unser uns uns 2. Plural ihr euer euch euch 3. Plural sie ihrer ihnen sie 2.3.2 Das Possessivpronomen Possessivpronomen als besitzanzeigende Fürwörter sind grammatikalisch dem „Besitz“, inhaltlich aber der „besitzenden“ Person angepasst. Das bedeutet, dass ihre Form (mein, dein) von der Person bestimmt wird, Kasus, Numerus und Genus jedoch von der ihnen zugeordneten Sache abhängen, also meist dem nachfolgenden Nomen. Ihr Gebrauch ist jenem eines Artikels vergleichbar. z. B. Meine Fahrräder stehen vor dem Haus. (Besitzer/in (Pluralendung bestimmt durch Nomen „Fahrräder“) = ich) Person Nominativ 1. Fall Genitiv 2. Fall Dativ 3. Fall Akkusativ 4. Fall Singular 1. Singular mein Tisch meine Schere mein Koffer meines Tischs meiner Schere meines Koffers meinem Tisch meiner Schere meinem Koffer meinen Tisch meine Schere meinen Koffer 2. Singular dein/-e deines/-er/-es deinem/-er/-em deinen/-e/-en 3. Singular sein/-e ihr/-e sein/-e seines/-er/-es ihres/-er/-es seines/-er/-es seinem/-er/-em ihrem/-er/-em seinem/-er/-em seinen/-e ihren/-e seinen/-e 1. Plural unser/-e unseres/-er/-es unserem/-er/-em unseren/-e 2. Plural euer/-e eures/-er/-es eurem/-er/-em euren/-e 3. Plural ihr/-e ihres/-er/-es ihrem/-er/-em ihren/-e Plural Nominativ meine Tische / Scheren / Koffer Genitiv deiner Tische / Scheren / Koffer Dativ seinen, ihren, seinen Tischen / Scheren / Koffern Akkusativ unsere, eure Tische / Scheren / Koffer Rechtschreibung bei Possessivpronomen Possessivpronomen gehören zu den sogenannten „Artikelwörtern“. Werden sie beispielsweise einem Verb oder Adjektiv vorangestellt, wirken sie wie Artikel und nominalisieren diese, z. B. Er hatte sein Bestes gegeben. / Ihr Lachen wirkt ansteckend. MUSTER
20 I Regelteil 2.3.3 Das Indefinitpronomen Indefinitpronomen werden für unbekannte oder nicht genau bestimmbare Größen eingesetzt. Manchmal werden sie auch unbestimmte Zahlwörter genannt. Man verwendet sie, wenn die bezeichnete Zahl oder Menge nur ungefähr bleibt, z. B. Auf dem Teich schwimmen einige Enten. Die wichtigsten Indefinitpronomen sind: •• jemand / irgendjemand / irgendein •• etwas •• nichts •• ein paar •• die beiden •• der eine … der andere Bei Indefinitpronomen stimmen häufig der grammatische und der inhaltliche Numerus nicht überein. Auch wenn „jeder“ inhaltlich und logisch eine Gruppe meint, steht das Pronomen im Singular, z. B. Jeder freut sich auf die Ferien! Das Pronomen braucht also als Subjekt ein Prädikat im Singular. 2.3.4 Das Reflexivpronomen Reflexivpronomen sind an Verben, die sogenannten Reflexivverben, gebunden. Sie beziehen eine Handlung auf die handelnde Person zurück, z. B. Ich wasche mich. / Er hat sich geirrt. Der Form nach überschneiden sie sich teilweise mit den Personalpronomen. Reflexivpronomen orientieren sich an den Personen. Es gibt sie nur im Akkusativ und im Dativ. Der Fall hängt vom zugehörigen Verb ab. Einige Reflexivverben können das Reflexivpronomen im Dativ mit einem Akkusativ der Sache kombinieren, z. B. Ich wasche mir die Haare. Manche Verben können reflexiv und nicht reflexiv gebraucht werden, z. B. Ich wasche mich. / Ich wasche den Hund. Person Dativ 3. Fall Akkusativ 4. Fall 1. Singular Ich stelle mir das Bild vor. Ich kämme mich. 2. Singular Du nimmst dir eine Aufgabe vor. Du kümmerst dich darum. 3. Singular Er/Sie/Es kauft sich ein neues Heft. Er/Sie/Es setzt sich. 1. Plural Wir leihen uns Geld von der Bank. Wir ärgern uns. 2. Plural Habt ihr euch etwas überlegt? Ihr freut euch bestimmt. 3. Plural Sie putzen sich die Zähne. Sie beeilen sich. •• man •• jeder/-e/-es •• alle •• niemand •• einige •• mancher/-e/-es Rechtschreibung von Indefinitpronomen Indefinitpronomen werden immer kleingeschrieben, selbst wenn ein Artikel davorgestellt wird, z. B. Ich kenne die beiden. Andererseits gehören sie selbst zu den „Artikelwörtern“. Das bedeutet, sie wirken wie Artikel, wenn sie einem anderen Wort vorangestellt werden, und nominalisieren dieses, z. B. Wir beachten alles Wichtige. MUSTER
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