Karibu24 Did Komm. Sprach-AH 3

26 © Westermann MedieÜnbeimrscUhnrtifetrricht Rechtschreibfehler auf. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, eine App vor dem Einsatz im Unterricht sehr genau zu testen. Mittlerweile gibt es viele Apps aus dem deutschsprachigen Raum, welche die deutsche Sprache richtig anwenden und auf deutsche Lerninhalte und Vermittlungsstrukturen ausgerichtet sind. Von welchem App-Store Lern-Apps geladen werden können, hängt vom Gerätehersteller und dem dazu- gehörigen Betriebssystem der Tablets ab. Es ist sinnvoll, mit der „Basisausstattung“ und einigen Produktivität-Apps zu arbeiten, die zwar je nach Betriebssystem unterschiedlich heißen und in ihrer Bedienung unterschiedlich sein können, bei denen aber weiterhin die pädagogische Idee im Vordergrund steht. 6.2.1 Praktische Apps für den Unterricht In den meisten Fällen reicht die Basisausstattung (Kamera mit Foto- und Videofunktion, Mikrofon mit Aufnahmefunktion, Lautsprecher) aus, um das Tablet mit Mehrwert in den Unterricht zu integrieren. Vorinstallierte Apps greifen auf die Hardware zu und ermöglichen einen unkomplizierten Einsatz dieser Features. Weitere produktionsorientierte Apps sorgen dafür, dass Tablets fach- und themenunabhängig sowie gewinnbringend in den Unterricht integriert werden können: Kamera-App Mit der Kamera-App kann, ein Einverständnis der Erziehungsberechtigten vorausgesetzt, eine schulische Unterrichtssituation einfach in Form eines Bildes oder eines Videos festgehalten werden. Mithilfe einer einfachen Bildaufnahme wird Kindern ihr Lernprozess realitätsgetreu „gespiegelt“. Dabei können die Mitschülerinnen und Mitschüler als Kamerakinder fungieren. Dieser Spiegel kann am Ende eines Lernprozesses zur Ergebnissicherung, zur direkten Weiterverarbeitung oder als Zwischenergebnis genutzt werden. Im Leselernprozess ist es eine äußerst interessante Erfahrung für Kinder, sich das selbst Vorgelesene anzuhören. Dabei kann die Videofunktion oder auch nur die Sprachaufnahme genutzt werden, denn im Vordergrund steht das Auditive und nicht das, was visuell aufgenommen wird – die Kamera könnte auch die ganze Zeit ins „Leere“ filmen. Ein Kamerakind ist dafür nicht nötig. Ein Feedback über diese direkte Form der Rückmeldung kann andere Reflexionsprozesse auslösen: Jegliche Rückmeldung durch andere ist bereits eine gewertete Rückmeldung: „Du könntest etwas mehr betonen.“, „Es müsste flüssiger sein.“ oder „Du überliest manchmal die Satzzeichen.“ Dies sind typische Rückmeldungen, die das Kind verstehen und anhand seiner eigenen vergangenen Wahrnehmung verarbeiten muss. Dem Kind werden durch die subjektive Wahrnehmung Dritter eigene Reflexionsgedanken vorweggenommen. Hört sich der / die Lesende jedoch seine / ihre eigene Aufzeichnung an, so kann er / sie selbst, mit Unterstützung der Mitschülerinnen und Mitschüler oder der Lehrkraft, positive oder negative Punkte herausarbeiten. Das Kind erhält auf diese Weise die Möglichkeit, sich ein eigenes realitätsgetreues Bild seiner Lesekompetenz zu machen. Das Ergebnis kann der Lehrkraft zur Bewertung vor- gelegt werden. Aufzeichnungen über die erworbenen Teilkompetenzen können in die Nachbereitung des Unterrichts einfließen und müssen nicht direkt vor Ort während des Leseprozesses erfolgen. Diese Form der Bewertung der Lesekompetenz erlaubt es, von allen Kindern Leseprodukte zu erhalten, ohne dass viel Lernzeit auf das Anhören während des Unterrichtes verwendet wird. Die alarmierenden Ergebnisse der Iglu-Studie (McElvany [et al.] 2023), die im Mai 2023 veröffentlicht wurden, zeigen einmal mehr, wie wichtig das regelmäßige Lesetraining ist. Verschiedene Formate, wie das Vorlesen zu Hause, das Lesen im Tandem oder das chorische Lesen in kleinen Gruppen lassen sich hier sehr gut mithilfe des Tablets umsetzen und zeitlich flexibler in den engen Stundenplan integrieren. Die Entlastung während des Unterrichts kann zu einer objektiveren, weil zeitunabhängigeren, Bewertung führen. Zudem könnte es auch zur Ergebnispräsentation vor einer Gruppe genutzt werden. Dies hilft besonders unsicheren, schüchternen Kindern, die sich nicht trauen, vor einer Gruppe laut vorzulesen. Die aufregende Vorlesesituation kann das Kind hemmen, seine eigene Lesekompetenz zu zeigen. Nimmt das Kind seinen Lesetext in einer ruhigen, „unbeobachteten“ Umgebung auf, so kann es seine wahre Leistung zeigen und hinterher beruhigt präsentieren. Anschließende positive Rückmeldungen können das Selbstbewusstsein des Kindes steigern. Eine Speicherung der Leseerfolge in ein digitales Portfolio wäre ebenso möglich. Neben dem Lesenlernen kann die Kamera-App auch für das Darstellen und Nachspielen von Szenen genutzt werden. Auch hier ist eine Rückmeldung durch das direkte Betrachten der aufgenommenen Szene möglich. Die Kinder können an ihren Verbesserungen durch eine erneute Aufnahme arbeiten. Einige Textformen enthalten ebenfalls die Dokumentation von Prozessen, z. B. Vorgangsbeschreibungen oder Rezepte. Oftmals ist es zeitlich nur schwer realisierbar, einen Vorgang (z. B. das Kochen eines Gerichtes) aktiv durchzuführen, um ihn anschließend in schriftlicher Form festzuhalten. Häufig erhalten die Kinder während der Demonstration des Vorgangs die Aufgabe, sich Notizen und Stichpunkte zu machen, die sie später oder am nächsten Tag für den Aufsatz nutzen können. Eine Alternative dazu bietet das Tablet, indem der Prozess ganz oder in Sequenzen abgefilmt wird. Zu einem späteren Zeitpunkt kann er

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==