Karibu24 Did Komm. Sprach-AH 3

23 © Westermann Untertitel ‧ S. XX Überschrift Als weitere Unterstützungsmöglichkeiten bieten sich ebenfalls Bilderfolgen an. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass Kinder dazu neigen, die Bilder zu beschreiben und eben nicht zu den Bildern zu erzählen. Durch gezielte Impulse ist hier Abhilfe zu schaffen. Auch sogenannte Reizwortgeschichten können für Kinder eine Unterstützung darstellen. Hier werden den Kindern anhand von Reizwörtern Ideen für ihre Geschichten gegeben. Allerdings sollte davon abgesehen werden, dass die Kinder alle ihnen vorgegebenen Reizwörter nutzen. Reizwörter sollten immer nur als Angebot, nicht aber als Verpflichtung verstanden werden. Schließlich sollten den Kindern systematisch Kriterien vermittelt werden, wie man Geschichten spannend erzählt, welche Elemente vorhanden sein sollten, damit eine Geschichte verständlich ist und mit welchen Mitteln eine Erzählung abwechslungsreich und gleichzeitig strukturiert gestaltet werden kann (vgl. Knapp 2011). 5.5 Mehrsprachigkeit als Chance Bereits im Grundschulalter sind die Kinder in der Lage, Wörter sprachübergreifend zu vergleichen und sprachstrukturelle Unterschiede in unterschiedlichen Sprachen festzustellen. Aus den Lehrplanforderungen, sich abstraktes Sprachwissen der deutschen Sprache im Deutschunterricht anzueignen, kann der Zugang über verschiedene Sprachen hier einen weiteren Ansatz bieten, der gerade die Kinder motiviert, die sonst oft das Gefühl defizitärer Leistungserbringung aushalten müssen. Hier können Kinder in eine für sie eher seltene Experten- oder Expertinnenrolle rutschen. Dieses Potenzial nutzt das Karibu Arbeitsheft Deutsch als Zweitsprache und bezieht deshalb so weit wie möglich die Herkunftssprachen der Kinder mit ein. In vielen Schulen gibt es inzwischen auch muttersprachlichen Unterricht für Kinder mit Deutsch als Zweit- / Zielsprache. Wenn auch nicht hinlänglich sprachwissenschaftlich belegt, zeigt es sich doch, dass sich der Lernerfolg in der Erstsprache positiv auf den Spracherwerb weiterer Sprachen auswirkt. Kinder übertragen ihr begriffliches Wissen und ihr Weltwissen von der Erstsprache auf die Zweit- / Zielsprache, übernehmen grammatische Strukturen. Je fester die Kinder daher in den sprachlichen Strukturen der Erstsprache verhaftet sind, desto schneller und erfolgreicher können sie die Zweit- / Zielsprache mit vorhandenem Wissen vernetzen und anwenden. Daher kommt es häufig am Beginn zu Mischungen beider Sprachen in den Äußerungen der Kinder. Dies im Unterricht aufzunehmen und als sprachliche Bereicherung zu sehen und zu kommunizieren, hat letztendlich auch einen motivationalen Einfluss auf den erfolgreichen Erwerb der schulischen Zweit- / Zielsprache. Das Thema Mehrsprachigkeit im Unterricht oder sogar als Schulprojekt einzubinden, bietet für alle Kinder einen sprachlichen und sozialen Gewinn und lässt die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass sprachliche Vielfalt selbstverständlich ist. So können Herkunftssprachen von Klassenkameraden und -kameradinnen genauso eingebunden werden wie Fremdsprachen, die im schulischen Kontext erlernt werden. Eine kurze Auflistung zeigt die Möglichkeit der thematischen Einbindung im Unterricht: ‧‧ Erstellung eines Sprachenportfolio für jedes Kind ‧‧ Lesen / Vorlesen mehrsprachiger Kinderliteratur (z. B. mithilfe von Eltern) ‧‧ Vergleich bekannter Lieder, Gedichte, Märchen in verschiedenen Sprachen ‧‧ Erstellung von Parallelgedichten in verschiedenen Sprachen ‧‧ Alltagsroutinen vergleichen und ausprobieren (Begrüßung, Anrede, Nonverbales) ‧‧ Thematisierung religiöser Feste und kultureller Bräuche im Vergleich ‧‧ Vergleich von Wörtern / Wortbedeutungen mithilfe fremd- / zweisprachiger Wörterbücher ‧‧ Vergleich verschiedener Schriftsysteme, die Bedeutung von Schrift- und Bildzeichen ‧‧ Strukturen verschiedener Sprachen vergleichen, Entdeckung grammatischer Strukturen im Deutschen durch den sprachübergreifenden Vergleich Nicht zuletzt bietet die Beschäftigung mit Mehrsprachigkeit an Standorten mit einem hohen Migrationsanteil die Möglichkeit, auch die Eltern in schulische Projekte einzubeziehen und die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus zu stärken. Eltern mit anderen Muttersprachen können als Sprachexperten/Sprachexpertinnen oder Kenner / Kennerinnen fremder Kulturen hinzugezogen werden. Auch der Anschluss an weitere Projekte wie Lesepatenschaften (z. B. Family Literacy) oder Elternsprachkurse ist hier möglich (z. B. Rucksackprojekt Sprachförderung). Deutsch als Zweit-/ Zielsprache

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