21 Untertitel ‧ S. XX Überschrift ähnliche Sprachen mithilfe anderer Schülerinnen und Schüler kann helfen. Neben vielen weiteren methodischen Hilfen und Möglichkeiten (z. B. das Arbeiten mit Mindmaps, das Reflektieren und Ableiten von Begriffen oder die Erstellung eines individuellen Lexikons) gibt es grundlegende didaktische Möglichkeiten, Kinder mit semantischen Auffälligkeiten im Unterricht zu unterstützen: ‧‧ Nutzung von Bild und Text bzw. der sinnvolle und unterstützende Einsatz von Bildern ‧‧ Unterstützung des Gesagten durch Gestik und Mimik ‧‧ Konkretisierung abstrakter Begriffe ‧‧ konsequente Einbindung von Schriftsprache als Unterstützungsrahmen ‧‧ Arbeit mit semantischen Feldern ‧‧ Reflexion über Sprache und Schrift ‧‧ Förderung des sprachlichen Austausches mit anderen Lernenden (Partner- und Gruppenarbeit) ‧‧ Arbeit mit einem Wörterbuch oder der Wörterliste als routinierte Arbeitsweise einführen und die Kinder zur selbstständigen Nutzung dieses Hilfsmittels animieren Für den Schriftspracherwerb und insbesondere für die Arbeit mit dem Karibu Schreib-Ufo (vgl. Karibu Anlaute-Poster 978-3-14-129302-9) kann es außerdem hilfreich sein, dass die Kinder eine individuelle Anlauttabelle gestalten. Sicherlich sind Kriterien wie die Lauttreue der Anlautbilder (Vermeidung von Doppelkonsonanz, Wörtern mit schwierigen Wortendungen, Auslautverhärtungen etc.) dann nicht mehr gegeben, dafür kann allerdings sichergestellt werden, dass das Kind eine Verknüpfung herstellen kann zwischen dem Bild und dem dazugehörigen Wort. Nur dann ist die Nutzung einer Anlauttabelle überhaupt möglich. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die bestehende Anlauttabelle mit den jeweiligen Artikeln zu beschriften oder zu bekleben. 5.4.2.3 Grammatische Ebene Bei den meisten Kindern ist der Grammatikerwerb zum Schuleintritt sehr weit vorangeschritten. In den ersten sechs Jahren eignen sich Kinder die Regelmäßigkeiten der Grammatikbildung sukzessive an. Die Satzlänge nimmt kontinuierlich zu. Während Kinder in den ersten zweieinhalb Jahren vornehmlich in Ein- bzw. Zweiwortsätzen reden, beginnen sie ab diesem Zeitpunkt, Verben zu verwenden und flektiert einzusetzen. Ab dem dritten Lebensjahr beginnen Kinder, trennbare Verben richtig zu verwenden: „Papa holt Milena ab.“ In einem normalen Entwicklungsverlauf beginnen Kinder in dieser Zeit, erste Funktionswörter zu verwenden (Artikel, Präpositionen, Pronomen). Ab dem vierten Lebensjahr entwickeln die Kinder das Kasussystem (Dativ und Akkusativ) und wenden dieses an. Lediglich der Genitiv wird frühestens mit sechs Jahren erworben. In dieser Zeit beginnen die Kinder, auch komplexere Satzstrukturen zu verlauten, können Verbindungen von Haupt- und Nebensätzen bilden. Bei einem ohne Störungen voranschreitenden Spracherwerb wird das Grammatikbewusstsein nach und nach aufgebaut. Interessant ist, dass der Erwerb einer zusätzlichen Sprache in vielen Entwicklungsstufen gleich oder zumindest ähnlich wie beim Erstspracherwerb verläuft. Wenngleich es bis heute verschiedene Hypothesen dazu gibt, wie der Zweitspracherwerb bei Kindern und Jugendlichen konkret abläuft, zeigt sich, dass ein Kind, je früher es mit der Zweit- / Zielsprache konfrontiert wird, es diese desto schneller und besser erlernen wird. Kommt ein Kind ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr zum Beispiel durch den Besuch eines deutschsprachigen Kindergartens regelmäßig mit der deutschen Sprache in Berührung, ist davon auszugehen, dass die Dauer des Spracherwerbs ähnlich wie bei Kindern mit deutscher Muttersprache abläuft. Im schulischen Kontext ist es daher sinnvoll, genau zu schauen, wann das Kind den Erstkontakt zur Zweit- / Zielsprache aufbauen konnte. Geschieht dies erst weit nach den ersten Lebensjahren, benötigen die Kinder, auch mit Unterstützung sprachlicher Förderung, genügend Zeit, die einzelnen Erwerbsstufen zu durchlaufen. Mit dem Karibu Arbeitsheft Deutsch als Zweitsprache werden die Bereiche der Grammatik, die für Kinder mit einem niedrigen Sprachniveau zunächst relevant sind (Nomen, Artikel, Präpositionen, Adjektive) nach und nach und stets kontextgebunden angebahnt. Komplex ist der Zweitspracherwerb dahingehend, dass viele Faktoren auf den Spracherwerb Einfluss haben und damit Dauer und Erfolg des Erlernens der Zweitsprache variieren: ‧‧ Erwerbskontexte (Welche Sprache wird im familiären Umfeld, im Alltag zu welchem Anlass gesprochen? Welche Sprachen werden in den Bildungsinstitutionen verwendet?) ‧‧ Findet der Spracherwerb gesteuert oder ungesteuert statt, d. h., wird das Kind durch strukturierte Sprachfördermaßnahmen begleitet? ‧‧ Alters- und Entwicklungsstand des Kindes (Intelligenz und kognitive Entwicklung) ‧‧ Sprach- und Wissensstand der Erstsprache, emotionaler und motivationaler Zugang zur Zweit- / Zielsprache ‧‧ Fossillisierung (Stillstand) im Spracherwerb durch psychische, soziale oder motivationale Gründe Folgt man dem Stufenmodell zur Entwicklung des Zweitspracherwerbs nach Grießhaber (2006), so zeigen sich Parallelen zwischen den Erwerbsstufen des Erst- und Zweitspracherwerbs. Auf der untersten Stufe dominieren unzusammenhängende Einwortäußerungen (keine Verwendung des finiten Verbs). Auf der folgenden Stufe können einfache Sätze mit einfach flektierten Verben verbalisiert werden (einfache Verbzweitstellung: „Anna trinkt.“). Im nächsten Schritt Deutsch als Zweit-/ Zielsprache
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