11 © Westermann Untertitel ‧ S. XX Überschrift 3.6 Sprache untersuchen Laut Bildungsstandards ist die „Untersuchung von sprachlichen Strukturen und sprachlicher Verständigung“ (KMK 2022, S. 19) ein zentrales Element des Deutschunterrichts. Sprache als Kommunikationsmedium zu untersuchen, bildet „die Grundlage für einen bewussten Umgang mit Sprache beim Sprechen und Zuhören, beim Lesen und Schreiben, beim Umgang mit Texten und Medien und beim Nachdenken über digital vermittelte Formen des sprachlichen Handelns“ (KMK 2022, S. 19). Karibu integriert die „Reflexion über Sprache“ in das Sprachhandeln der Kinder und bettet es in Sinnzusammenhänge ein, die konkrete Sprech- und Schreibanlässe für Kinder bieten. Dabei stehen die Funktionen der grammatischen Sachverhalte im Vordergrund und damit die Frage, was die grammatischen Phänomene für die Kommunikation, das Verstehen und Formulieren von Texten leisten. Diese sollen von den Kindern selbsttätig entdeckt und mittels sprachlicher Operationen durchgeführt werden. Die Kinder sollen so induktiv Kategorien gewinnen, die sie auf konkrete Situationen zurückbeziehen können. Der Aufbau des grammatischen Wissens erfolgt dabei systematisch durch die Progression der grammatischen Inhalte. Die eigenen Entdeckungen und Erfahrungen müssen immer wieder reflektiert werden, um zu Einsichten und Erkenntnissen zu werden. 3.7 Richtig schreiben Unter Rechtschreibkompetenz kann das Problembewusstsein über normgerechte Schreibung und deren reflektierte Anwendung verstanden werden. Es handelt sich um strategisches Wissen, Probleme zu erkennen und Lösungswege zu finden und nicht um einen faktischen Wissensbestand, der ad hoc abrufbar ist. Das folgende Beispiel kann den Unterschied von Rechtschreibwissen und Rechtschreibkompetenz verdeutlichen: Wer Rechtschreibwissen besitzt, weiß, dass man in einem Satz wie „Es tut mir leid.“ das Wort leid kleinschreibt – oder er weiß es eben nicht. Eine kompetente Schreiberin / ein kompetenter Schreiber hingegen ist sich bewusst, dass in dem Satz Schreibvarianten möglich sind, also sowohl eine Groß- wie auch eine Kleinschreibung von leid. So wird sie / er, etwa durch das Nachschlagen in einem Wörterbuch, entsprechende Strategien entwickeln, um die richtige Schreibung zu eruieren. Viele Rechtschreibprobleme werden vom Lesenden nicht wahrgenommen, sondern erst für den Schreibenden problematisch. Ein Grund dafür ist eine ausgesprochen leserorientierte deutsche Orthografie. Beispiele in diesem Zusammenhang sind: ‧‧ das morphematische Prinzip: Durch die Erhaltung der Wortgestalt (Wortfamilien) erkennt der Leser das Wort schneller wieder (z. B. Fahrrad / fah-ren / Rad). ‧‧ Morpheme sind bedeutungstragend (bunt / Bund). ‧‧ die Zusammenschreibung: Was als ein Begriff gesehen werden kann, wird zusammengeschrieben (z. B. Haustür). ‧‧ die Großschreibung der Substantive: Sie unterstützt das schnelle, leise Lesen. ‧‧ die Zeichensetzung: Sie gliedert den Satz und unterstützt damit das semantische Erfassen. Interpunktion: Es wird angezeigt, wie etwas verstanden werden soll (?) (!). Interpunktion: Sätze werden durch Punkte, Teile von Sätzen, durch Kommas angezeigt. Groß- und Kleinschreibung: Die wichtigsten Wörter für das Verständnis (Argumente) werden groß geschrieben. Zusammenschreibung: Was eine Bedeutung ausmacht, wird als ein Wort geschrieben. Morphematisches Prinzip: Formen von Wörtern werden konstant gehalten: Was sprachlich verwandt ist, erscheint im Wortbild verwandt: Bäume – Baum Phonologisches Prinzip: Es gibt eine Zuordnung von Buchstaben (Graphemen) zu Lauten (Phonemen). Aufbau der deutschen Orthografie (Ossner 2006, S. 148) Konzeptionelle Grundlagen
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