9 © Westermann Untertitel ‧ S. XX Überschrift Das Schriftspracherwerbsmodell von Reuter-Liehr, das die Progression der Karibu Fibel stark prägt, bleibt auch im Karibu Spracharbeitsheft 3 für die Abfolge und Auswahl von Rechtschreibthemen relevant. Sasse und Valtin fordern als pädagogisches Prinzip von Unterricht „erst das Wichtige dann das Seltene“ zu behandeln (Sasse / Valtin 2014, S. 12). Eine Gewichtung der zu erarbeitenden Rechtschreibphänomene nach Relevanz und ebenso kognitivem Entwicklungsstand der Kinder scheint unerlässlich. Im Sinne eines anschlussfähigen Lernens soll an Gelerntes angeknüpft und dieses systematisch erweitert werden. Für Karibu in Klasse 3 ist weiterhin der Übergang von der Silbensegmentierung zur Morphemstruktur des Deutschen wichtig. Zugleich werden nun auch Ausnahmen in der Rechtschreibung von Wörtern stärker in den Blick genommen. 3.2 Von der Silbensegmentierung zur Morphemstruktur mit Karibu Die deutsche Orthografie ist – obwohl es oft anders scheint – in vielen Bereichen „regelgeleitet“ und weist auch für Kinder einsichtige Strukturen auf. Im ersten Lernjahr mit Karibu haben die Kinder durch die Methode des „Rhythmischen Syllabierens“ und der Silbenarbeit Sprache ganzheitlich erfahren und einen handlungsbezogenen Einblick in Schriftsprachstrukturen erhalten (vgl. Handreichung zur Karibu Fibel, Reuter-Liehr 2015). Die Silbensegmentierung, die durch das Schwingen und Silbenbögenlesen gefördert wird, sowie das Vokaltraining visualisierten dabei den Aufbau von Wortstrukturen und schulten eine grundlegende Lesefertigkeit, welche sich im weiteren Verlauf der Schulzeit zu einer differenzierten Lesekompetenz entwickeln muss. Die Sonderstellung des Vokals (ebenso Diphthong, Umlaut) für die Silbenstruktur (offen / geschlossen, betont / unbetont) wird in Klasse 1 durch das Markieren der Piloten (Vokale) hervorgehoben und ermöglicht somit eine Visualisierung der Silbenstruktur beim Lesen. Rechtschriftlich betrachtet, führt das lautorientierte Vorgehen jedoch nicht bei allen Wörtern zur richtigen Schreibung. Deshalb darf die lautorientierte Verschriftung nicht als alleiniges Vorgehen bestehen bleiben, sondern muss durch weitere Strategien ergänzt werden. Hierbei erweist es sich als günstig, dass die deutsche Rechtschreibung eine starke Regelhaftigkeit aufweist, die unter anderem auf der Morphemkonstanz der Orthographie (z.B. fallen, Abfall, gefällt) gründet. Während sich die Silbe auf die lautliche Struktur von Sprache bezieht, stellt das Morphem (Wortbaustein) ein weiteres Strukturelement des Deutschen dar. Durch Morpheme lässt sich ein Wort gliedern; sie enthalten zusätzliche Informationen zur Wortbedeutung. Beispielsweise präzisieren Präfixe (Vorsilben) den Wortstamm (z. B. an-schreiben, aufschreiben, ab-schreiben, vor-schreiben). Definitionsgemäß sind Morpheme die kleinsten bedeutungstragenden sprachlichen Einheiten. Mit ihrer Hilfe kann die überwiegende Zahl der Wörter im Deutschen gebildet werden. Die Orientierung an Morphemen stützt die orthografische Sicherheit und Lesefertigkeit. Zudem entsprechen Präfixe (z. B. ab-, an-, ver-, über-) der Silbensegmentierung und viele im Hauptmorphem begründeten Rechtschreibklippen lassen sich über zweisilbige verwandte Wörter erklären. Es gibt folglich Überschneidungen der beiden Systeme, die genutzt werden können, aber leider auch unterschiedliche Grenzen (z. B. ge-lau-fen, ge-lauf-en) bzw. Ausnahmen (z. B. Käfig, Stadt), die didaktisch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren sind. 3.3 Aufbau des Karibu Spracharbeitshefts Die Karibu Lehrwerksreihe ist für vier Grundschuljahre konzipiert. Hierbei sind die Klassen 1 und 2 thematisch aufeinander abgestimmt und bauen aufeinander auf. Zudem finden sich im Spracharbeitsheft und im Lesebuch jeweils die gleichen Kapitelthemen, sodass eine enge Verzahnung im Unterricht möglich ist. Die eindeutigen Kapitelsymbole ermöglichen die einfache Orientierung im Spracharbeitsheft. Die Kapitel im Karibu Spracharbeitsheft 3 folgen stets einer festen Struktur, die sich an den Kompetenzbereichen orientiert. In jedem Kapitel stehen für Sprechen und Zuhören, Sprache untersuchen, Richtig schreiben sowie Texte verfassen je nach Erfordernis zwei bis acht Seiten zur Verfügung. Hierbei bilden die Seiten zum Sprechen und Zuhören sowie zum Texte verfassen einen thematischen Rahmen. Die Kapitel schließen jeweils mit vier Sonderseiten ab, die sich farblich abheben. Hierbei handelt es sich um zwei Seiten Forschen mit Kari und Bu, auf denen ausgewählte Modellwörter des Grundwortschatzes untersucht werden. Die beiden Seiten Üben mit Kari und Bu bilden den Abschluss jeden Kapitels und wiederholen Kompetenzen aus den Bereichen Sprache untersuchen sowie Richtig schreiben. 3.4 Sprechen und Zuhören „Die gesprochene Sprache ist ein zentrales Mittel schulischer und außerschulischer Kommunikation. Dabei ist gesprochene Sprache immer auch soziales Handeln.“ (KMK 2022, S. 10) Die kommunikative Kompetenz ist als ein zentrales Ziel des Deutschunterrichts zu sehen. In Karibu werden dem Sprachstand eines Grundschulkindes im 3. Schuljahr angemessene Situationszusammenhänge präsentiert, die es ihm ermöglichen, eine demokratische Gesprächskultur zu entwickeln und die mündliche Sprachhandlungskompetenz zu erweitern. Mündlichkeit als bewusster und reflektierter, eigenständiger Sprachgebrauch bedeutet bei Karibu, dass Kinder sich durch vielfältige Impulse für konkrete Gesprächsanlässe entscheiden, sich austauschen und sich mit ihren eigenen Erfahrungen, Konzeptionelle Grundlagen
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