Denkmal 5/6 + E-Book

254 Der nationalistische Gedanke erfasste im 19. Jahrhundert auch die Italienerinnen und Italiener. Doch da nur wenige italienische Gebiete unter italienischer Herrschaft standen und weite Teile von verschiedenen Mächten wie den Habsburgern und Bourbonen regiert wurden, war der Prozess der Einigung Italiens – das sogenannte Risorgimento – langwierig. 1848: Nationale Erhebungen Im Revolutionsjahr 1848 kam es in vielen italienischen Städten zu Aufständen. Der von Liberalen und Nationalisten seit Jahrzehnten propagierte Wunsch nach einem unabhängigen italienischen Staat sollte nun verwirklicht werden. Diese nationalistischen Bestrebungen waren aber keineswegs einheitlich. Auf der einen Seite gründete der Genueser Giuseppe Mazzini einen radikalen Geheimbund, der Aufstände anzettelte, auf der anderen Seite versuchten gemäßigte Reformer wie der Turiner Camillo Cavour auf diplomatischem Wege die Einheit Italiens zu erreichen. Cavour war es auch, der mit dem Titel der Zeitschrift „Il Risorgimento“, die er selbst herausgab, dem Prozess der Einigung Italiens einen Namen gab. Unabhängigkeitskriege Das Königreich Piemont-Sardinien stellte sich an die Spitze der Erhebung und erklärte Österreich den Krieg, musste aber – wie alle anderen Aufstände in Italien 1848/49 – eine schmerzhafte Niederlage hinnehmen. Cavour erkannte, dass Italien nur mithilfe von außen eine Chance auf eine Einigung hatte. Er sicherte sich die Unterstützung Frankreichs für einen Krieg gegen Österreich zu. In den Schlachten bei Solferino und Magenta 1859 konnte das piemontesisch-französische Bündnis die Österreicher bezwingen und die Lombardei ihrem Gebiet anschließen. In Folge brachen in den italienischen Städten Erhebungen aus, die dazu führten, dass sich viele Gebiete (siehe M 3) an das Königreich Piemont anschlossen. Dort wurde 1861 im Parlament unter Zustimmung der geeinten italienischen Gebiete das Königreich Italien ausgerufen und Viktor Emanuel II., der bisherige König von Piemont, als König von Italien anerkannt. Giuseppe Garibaldi Eine der schillerndsten und populärsten Persönlichkeiten der Unabhängigkeitsbewegung war Giuseppe Garibaldi (M 1). In der Revolution von 1848 konnte er mit seinen Gefolgsleuten die römische Republik ausrufen. Diese bestand zwar nur sehr kurz, dennoch konnte sich Garibaldi den französischen Truppen widersetzen und den Status als Nationalheld erwerben. Auch bei den Ereignissen, die letztendlich zur Staatsgründung führten, war er entscheidend beteiligt, etwa als er mit 1 000 Anhängern Sizilien eroberte und dem geeinten Italien übergab. Die Einigung Italiens 6.2 M 1: Giuseppe Garibaldi (1807– 1882). Der Freiheitskämpfer trug maßgeblich zur Vereinigung der italienischen Kleinstaaten bei. Porträtaufnahme, um 1875. M 2: Karikatur auf das Verhältnis zwischen Österreich und Italien nach den Schlachten bei Solferino und Magenta, Lithografie, 1859. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 MUSTER

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