Trotz der Unterdrückung in der Restaurationszeit bestanden die liberalen Ideen der Französischen Revolution weiter. Politische Unzufriedenheit und wirtschaftliche Unsicherheiten führten zu sozialen Spannungen, die sich 1848 in ganz Europa gewaltsam entluden. Obwohl die Revolutionen letztlich scheiterten, konnten einige Ziele mittelfristig erreicht werden. Die Restaurationszeit Die 1815 geschaffene „Heilige Allianz“ garantierte nicht nur die neue Friedensordnung, sondern auch die absolute Macht der Monarchen. Durch die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, einer übermächtigen Pressezensur und der totalen Überwachung durch staatliche Spitzelsysteme wurden revolutionäre Ideen wie der Liberalismus oder nationale Einigungsbestrebungen unterdrückt. 1848: liberal, sozial und national? Gegen diese Repressionen regte sich an vielen Orten in Europa Widerstand. Diese Unzufriedenheit entlud sich zunächst wieder in Frankreich. Bereits 1830 war eine parlamentarische Monarchie unter dem „Bürgerkönig“ Louis-Philippe installiert worden, nun eskalierte die Situation aber erneut. Einerseits erhoben Bürgerliche und Studenten neuerlich liberale Forderungen: allgemeines Wahlrecht (für Männer), Pressefreiheit, Versammlungs- und Vereinsfreiheit. Andererseits demonstrierten auch Arbeiterinnen und Arbeiter gegen soziale Ungerechtigkeiten. Ihr Aufstand („Junischlacht“) wurde allerdings brutal niedergeschlagen, da das Bürgertum eine Stärkung der Arbeiterschaft ablehnte. Im Februar 1848 wurde der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe abgesetzt und die „Zweite Republik“ ausgerufen. Revolution in ganz Europa Im März 1848 begannen auch in anderen europäischen Staaten Proteste, die unterschiedliche Ziele verfolgten. Während in Frankreich hauptsächlich soziale Probleme gelöst werden mussten, waren es im deutschen Bund und anderen Teilen Europas nationale und liberale Forderungen. In den Ländern des „Deutschen Bundes“ kämpfte das Bürgertum für eine liberale Verfassung und einen einheitlichen Nationalstaat. Deshalb spricht man dort auch von der „Deutschen Revolution“. Zwar wurden erstmals bürgerliche Grundrechte formuliert, die demokratische Initiative zu einem deutschen Nationalstaat scheiterte aber. Dieser wurde erst 20 Jahre danach „von oben“ militärisch durchgesetzt (s. 6.3). Der „Frühling der Nationen“ Auch in anderen europäischen Ländern kam es zu nationalen Erhebungen, weshalb 1848 fälschlicherweise als „Geburtsstunde des Nationalismus“ gilt, obwohl nationale Ideen längst entwickelt worden waren. In Polen forderten Aufständische in Posen die nationale Unabhängigkeit von Preußen. Obwohl diese im „Vormärz“ von vielen Deutschen begrüßt worden war, wurde der Aufstand aber rasch militärisch niedergeschlagen. Polen wurde erst 1919 wieder ein unabhängiger Staat. Auch im Habsburgerreich gab es nationale Erhebungen: Vom Frühling 1848 bis Ende 1849 kämpften die Italiener gegen die habsburgische Herrschaft, und auch die Ungarn verweigerten den Habsburgern die Gefolgschaft. Während die ungarische Erhebung mit der Hilfe der russischen Armee niedergeschlagen werden konnte, war der italienische Aufstand der Anfang vom Ende der habsburgischen Herrschaft in Italien (s. 6.2). Das Revolutionsjahr 1848 6.1 M 1: Kämpfe in Berlin, 1848, zeitgenössicher Holzstich. 5 10 15 20 25 30 50 55 60 65 70 35 40 45 252 Heilige Allianz, die Zusammenschluss der christlichen Mächte Europas mit Ausnahme des Papstes und Großbritanniens. Ziel war eine Erhaltung der alten politischen Ordnung, s. 5.11. Vormärz, der Die Jahre vor der Märzrevolution 1848 werden oft unter diesem Begriff zusammengefasst, da sich viele Ideen und Forderungen bereits in dieser Zeit formierten. MUSTER
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