86 Staufer und Interregnum 3.12 Frühe Staufer Auch die Nachfolger der Salier, die staufischen Herzöge von Schwaben, konnten sich auf ihre Verwandtschaft mit dem vorherigen Königsgeschlecht berufen. Nach der Wahl des ersten Staufers, Konrad III., bemühte sich dieser das „Königsgut“ seiner Familie auszubauen: Ziel war es, einen relativ kleinen und verstreuten Landbesitz zu einem größeren und zusammenhängenden Königsbesitz zu formen. Seine Zeit war vom Konflikt mit den Welfen geprägt, die zu dieser Zeit die Herzöge von Bayern und Sachsen waren. Friedrich I. Barbarossa Friederich I. Barbarossa (Rotbart) führte mit dem Ziel, das Reichsgebiet zu alter Größe zu führen, eine intensivere Italienpolitik. Das politische Interesse des deutschen Königs in Italien führte zu Konflikten mit den italienischen Städten und vor allem auch mit Papst Alexander III. Gegen Ende der Herrschaft Barbarossas machte die Opposition der Fürsten im Reich seine Anwesenheit nördlich der Alpen notwendig. Sein Sohn Heinrich, der mit der sizilianischen Königstochter Konstanze verheiratet war, übernahm daher die politischen Aufgaben in Italien. Friedrich Barbarossa begab sich 1189 auf einen zweiten Kreuzzug und ertrank auf seinem Weg im Fluss Saleph in der heutigen Türkei. Friedrich II.: Stupor mundi – Das Staunen der Welt Unter Heinrichs Sohn Friedrich II. (M 1) wurden zwei große Reiche zu einem zusammengefasst, da er sowohl König von Sizilien als auch deutscher König war. Trotz Kaiserkrönung und Herrschaftsanspruch konnte er sich gegen die Opposition des Papstes und Gegner im Reich und Norditalien nie wirklich durchsetzen. Er stand im ständigen Konflikt mit dem Papst: Als Gegenleistung für die Kaiserkrönung hatte Friedrich dem Papst versprochen, auf Kreuzzug zu gehen, zögerte diesen nach der Krönung aber immer wieder hinaus. Als er sich schließlich auf Kreuzzug begab, erreichte er mit dem muslimischen Sultan eine diplomatische Lösung. Friedrich II. war gebildet und versammelte Künstler und Wissenschaftler an seinem Hof in Süditalien. In seine Regierungszeit fallen auch Übersetzungen griechischer und arabischer Texte ins Lateinische. Friedrich II. war auch selbst als Autor und Forscher tätig und verfasste das sog. „Falkenbuch“, in dem er die Kunst der Falkenjagd beschrieb. Interregnum Nach dem Aussterben der Staufer kam es im Reich zum Kampf um die Nachfolge. Eifersüchteleien und Furcht vor zu starken Nachbarn führten in der Zeit des Interregnums (= Zwischenherrschaft) zur Wahl ungewöhnlicher Kandidaten und Gegenkönigen. Die Wahlmänner, geistliche wie weltliche Fürsten, nutzten die Zeit ohne starken König zur Festigung ihrer Macht. 1275 wählte man den vermeintlich schwachen Kandidaten Rudolf von Habsburg, der sich schließlich als König durchsetzen konnte und das Interregnum beendete. 5 10 Das Geschlecht der Staufer prägte die Geschichte des deutschen Kaisertums und auch die Vorstellung davon bis heute. Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der angeblich im Kyffhäuser (M 2) seine letzte Ruhe fand, wurde im 19. Jh. noch zurückgesehnt: Der Legende nach soll er einst als Retter wiederkehren. 15 20 25 30 35 40 45 50 55 M 1: Kaiser Friedrich II. Buchmalerei, 1232. M 2: Im KyffhäuserDenkmal wartet der Legende nach Barbarossa auf seine Wiederkehr. Das nationalistische Großdenkmal wurde 1896 fertiggestellt und dient der Verherrlichung des damaligen deutschen Kaisers Wilhelm II., Foto, 1993. 60 65 70 MUSTER
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