Denkmal 5/6 + E-Book

84 Die Kreuzzüge (1096–1291) 3.11 Ursachen und erste Erfolge Der Papst, der den ersten Kreuzzug anregte, war Urban II. Durch seine Predigten konnte er vor allem in Frankreich große Begeisterung für seine Idee schüren. Die berühmteste dieser Predigten hielt er in Clermont (1095), nach der seine Zuhörer der Legende nach „Deus lo vult“ („Gott will es“) gerufen haben sollen. Kurz darauf formierten sich größere und kleinere Truppen, die teilweise ungeordnet Richtung Osten aufbrachen. Gründe für die Teilnahme an einem Kreuzzug waren vielfältig. Zum einen versprach die Kirche die Vergebung der Sünden für alle, die sich an der Befreiung Jerusalems beteiligten, zum anderen gab es auch wirtschaftliche und herrschaftliche Beweggründe. Viele Adelige konnten sich in ihrer Heimat nicht ausreichend bzw. standesgemäß versorgen und erhofften sich neuen Landbesitz und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Im ersten Kreuzzug (1096–1099) konnte ein christliches Heer unter französischer Führung 1099 die Stadt Jerusalem erobern. Die Kreuzfahrer begründeten damit das Königreich Jerusalem, dessen erster Herrscher der Heerführer Gottfried von Bouillon wurde. Ritterorden Als Verteidiger der eroberten Stätten im Heiligen Land sowie zur Armenpflege und Pilgerschutz wurden im Verlauf des 12. Jhs. christliche Ritterorden gegründet. Die Mitglieder der Orden sollten sowohl ritterlichen als auch geistlichen Idealen (Gehorsam, Keuschheit, Armut, Tapferkeit) entsprechen. Sämtliche Orden waren streng organisiert und bestanden aus adeligen Rittern und Klerikern. Um 1120 wurde mit dem Templerorden der wohl bekannteste Orden der Kreuzzugszeit gegründet. Die Templer hatten hauptsächlich militärische Aufgaben: Verteidigung und Schutz der Pilger. Anfang des 14. Jhs. wurde der mächtige und reiche Orden wegen des Vorwurfs der Ketzerei aufgehoben. Einzelne Mitglieder wurden verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auch heute noch gibt es Ritterorden der Kreuzzugszeit. Der Deutsche Orden war 1198 für die Krankenpflege in Jerusalem gegründet worden. Seine Mitglieder mussten nach dem Verlust ihres Besitzes im Heiligen Land ihren Sitz nach Europa verlagern. Sie erwarben im 13. Jh. Land im Baltikum, das sie durch militärische Erfolge und politische Bündnisse sichern konnten. Ab 1309 entstand ein eigener Staat (Deutschordensstaat), der bis ins 16. Jh. bestand. Ende und Folgen An die Erfolge des Ersten Kreuzzugs konnten die darauffolgenden sechs weiteren Kreuzzüge nie anschließen. Jerusalem wurde 1187 durch Sultan Saladin (M 1) rückerobert. Zwar konnte die Stadt durch Verhandlungen Kaiser Friedrichs II. 1229 wiedergewonnen werden, jedoch nur, um 1244 wieder verloren zu gehen. In den folgenden Jahren verloren die Kreuzfahrer nach und nach ihre Stützpunkte und mussten sich immer mehr zurückziehen. Mit Akkon fiel 1291 die letzte Stadt der Kreuzfahrer im Nahen Osten. Von dem kulturellen Austausch dieser Zeit profitierte Europa in der Folgezeit enorm. 5 10 15 20 25 Jerusalem war und ist für gläubige Christen, Juden und Muslime ein sehr wichtiger Ort. Im Mittelalter entbrannte – nach der Eroberung der Stadt durch arabische Truppen – ein Kampf zwischen muslimischen und christlichen Herrschern, der 200 Jahre andauern sollte. 30 35 60 65 70 40 45 50 55 M 1: Porträt von Sultan Saladin, Cristofano dell’Altissimo, von 1566.  Mehr dazu … Weitere Perspektiven auf die Kreuzzüge finden Sie auf den S. 104 f. und 113. MUSTER

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