83 Das Mittelalter 1. Beschreiben Sie M 3 und charakterisieren Sie die Intention des Malers. 2. Die Darstellung von Heinrichs Gang (M 2) nach Canossa veränderte sich im Laufe der Zeit immer wieder. Recherchieren Sie unterschiedliche Darstellungen aus verschiedenen Epochen der Geschichte und werten Sie diese aus. 3. Arbeiten Sie heraus, wodurch das Verhältnis von Papst und Kaiser in der Bildquelle aus dem Sachsenspiegel (M 3) idealisiert dargestellt wird. 4. Analysieren Sie den Brief Heinrichs IV. (M 4) hinsichtlich seiner Sicht des Machtverhältnisses zwischen Kaiser und Papst. M 4: Der Brief von König Heinrich IV. an Papst Gregor VII. im Januar 1076: Selbst der wahre Papst, der heilige Petrus, ruft aus: „Fürchtet Gott und ehret den König“; du aber entehrst mich, weil du Gott, der mich eingesetzt hat, nicht fürchtest. Daher nahm der heilige Petrus an der Stelle, an der er selbst den Engel vom Himmel, falls dieser etwas anderes verkündete, nicht schonte, auch dich nicht aus, der auf Erden etwas anderes lehrt. […] So steige du denn, der du durch diesen Fluch und das Urteil aller unserer Bischöfe und unser eigenes verdammt bist, herab, verlasse den apostolischen Stuhl, den du dir angemaßt hast. Ein anderer steige auf den Thron des heiligen Petrus, einer, der Gewalttat nicht mit Frömmigkeit bemäntelt, sondern die reine Lehre des heiligen Petrus lehrt. Ich, Heinrich, durch die Gnade Gottes König, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!“ Geschichte in Quellen. Band 2: Mittelalter, bearbeitet von Wolfgang Lautemann, München, Bayerischer SchulbuchVerlag 1975, S. 299 f. Q 45 50 M 3: Papst und Heinrich IV., Buchmalerei aus dem „Sachsenspiegel“, um 1300/1315, spätere Kolorierung. Wormser Konkordat und die Folgen Heinrich IV. wurde schließlich von seinem eigenen Sohn gefangen genommen und zur Abdankung gezwungen. Die Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst gingen mit Heinrich V. aber zunächst weiter. Erst im Jahre 1122 einigte man sich in Worms auf einen Kompromiss („Wormser Konkordat“). Künftig unterschied man bei der Einsetzung von Bischöfen zwischen weltlichen Gütern (temporalia), verliehen durch den König, und geistlichen Würden (spiritualia), verliehen durch den Papst. Der Kaiser verzichtete auf die Investitur, die Reichsbischöfe wurden zu Vasallen und schworen dem Herrscher den Treueeid, von dem sie formal ihre weltlichen Hoheitsrechte verliehen bekamen. Die bis dahin so wichtige Einheit von weltlicher und geistlicher Macht war somit aufgelöst. Langfristig gesehen hatte der Investiturstreit eine zunehmende Territorialisierung im Reich zur Folge. 55 60 65 Abdankung, die Rücktritt von einem Amt Territorialisierung die Entstehung kleinerer und mittlerer Herschaftsgebiete im Deutschen Reich MUSTER
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