80 England und Frankreich 3.9 Angeln, Sachsen, Wikinger Im Frühmittelalter kamen die Stämme der Angeln und Sachsen aus dem Norden Germaniens auf die britischen Inseln. Sie gründeten kleine Königreiche und verdrängten die römisch-keltische Bevölkerung nach Norden (Schottland) und nach Westen (Wales). Eine erste Art der Einigung erreichten die angelsächsischen Herrscher erst um 800 mit dem Einfall der Wikinger (Dänen und Norweger). Unter der Führung von König Alfred dem Großen (M1), gelang es den Angelsachsen, die erste große Invasion der Wikinger aufzuhalten. Die Gefahr von Angriffen durch die Wikinger war damit aber nicht gebannt (s. 3.8). Die Schlacht von Hastings Nach dem Tod des kinderlosen englischen Königs Eduard I. im Jahre 1066 brach ein Streit um seine Nachfolge aus. Edward hatte (vermutlich) zwei Männern den englischen Thron versprochen: dem Angelsachsen Harald Godwinson und dem Normannen Wilhelm von Normandie. Harald wurde von einem Rat aus Adel und Geistlichen (Witan) zum König gewählt und gekrönt. Im Sommer brach Wilhelm mit seinem Heer nach England auf und besiegte das angelsächsische Heer in der Schlacht von Hastings. Kurz darauf wurde er zum König von England gewählt und gekrönt, blieb aber auch Herzog der Normandie. Er und die Könige nach ihm waren Könige von England und gleichzeitig Herrscher in der französischen Normandie. Neben den politischen Folgen veränderte 1066 auch die englische Kultur und Verwaltung für die nächsten Jahrhunderte. Französisch blieb bis ins 14. Jh. die Sprache der Oberschicht, Kultur und Verwaltung. England und Frankreich Während des 10. Jhs. entwickelte sich aus dem Westfrankenreich langsam das Königreich Frankreich (s. 3.3). Den französischen Königen gelang es im 12. und 13. Jh., ein einheitliches Königtum mit der Hauptstadt Pariszu schaffen. Zwischen England und Frankreich waren seit der Eroberung Englands durch die (französischen) Normannen viele Eheverbindungen geschlossen worden. So gelangten die englischen Könige auch zu immer mehr Landbesitz in Frankreich, was ihre Machtposition auf dem Kontinent stärkte. Dies führte 1337 dazu, dass nach dem Tod des französischen Königs Karl IV. der englische König Edward III. (M 2) Ansprüche auf den Thron stellte. Der daraufhin entbrennende Konflikt ging als Hundertjähriger Krieg (ca. 1337– 1453, M 3) in die Geschichte ein und brachte einen großen Teil des Königreichs Frankreich für kurze Zeit unter englische Herrschaft. Auch nach dem Ende des Krieges 1453 blieben die englischen Ansprüche auf das Königreich Frankreich, zumindest theoretisch, bestehen. Noch König Heinrich VIII. von England (1491–1541) bezeichnete sich selbst als König von England und Frankreich. 5 10 15 DiebeidenmittelalterlichenKönigreichewarenseitderErrichtungdernormannischen Herrschaft im 11. Jh. für lange Zeit eng – durch Sprache und Kultur – miteinander verbunden (s. 3.8). Die Verbindung der beiden Reiche führte aber auch immer wieder zu Erbstreitigkeiten und kriegerischen Konflikten, die in einem langjährigen Krieg ihren Höhepunkt fanden. 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 M 1: Statue Alfreds des Großen in Winchester, Hampshire, England, Skulptur von Hamo Thornycroft, aufgestellt 1899. MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==