Denkmal 5/6 + E-Book

76 Ottonen und Salier (911–1125) 3.7 Herkunft und Königtum Die Familie der Ottonen im Herzogtum Sachsen (s. M 3) hatte bereits vor ihrem Königtum durch ihre Rolle als Verteidiger des Reiches gegen Angriffe aus dem Osten und auch wegen politisch kluger Eheverbindungen mit den Karolingern Einfluss auf die Politik. Im Jahr 919 übernahm der Herzog von Sachsen, Heinrich I., die Königswürde im Ostfrankenreich. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es seit dem Frühmittelalter immer wieder Konflikte zwischen König und Sachsen gegeben (s. 3.3). Da sie selbst aus Sachsen stammten, konnten die Ottonen nun ihr Stammland in das ostfränkische Königreich integrieren. Heinrich I. erklärte sein Reich für unteilbar und bestimmte nur einen seiner Söhne zum alleinigen Nachfolger. So vermied er eine Teilung und Schwächung des ostfränkischen Königreichs, wie dies unter den Karolingern noch der Fall gewesen war (s. 3.3). Ottonen und „Ottoninnen“ Heinrichs Sohn war Otto I., später genannt „der Große“ (M 1). Historische Bedeutung erlangte er für seinen militärischen Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld (955). Deren Niederlage führte zu ihrer Reichsgründung und Christianisierung im Donaubecken. Otto betrieb eine intensivere Italienpolitik als seine Vorgänger: 951 heiratete er Adelheid, die Witwe des italienischen Königs, 962 ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen. Otto wollte offensichtlich an die Tradition Karls des Großen (s. 3.3) anschließen und das Kaisertum zu neuer Blüte führen. Generell zeichnet sich die Herrschaft der ottonischen Könige und Kaiser durch eine starke Zusammenarbeit mit der Kirche im Reich aus. Besonders bedeutend für die Förderungen von Kultur und Wissenschaft, aber auch für die politischen Entwicklungen unter den Ottonen waren die beiden Kaiserinnen Adelheid und Theophanu, die Frau Ottos II. (M 2). Als Beraterinnen ihrer Ehemänner, aber auch als Regentinnen für den kindlichen Kaiser Otto III. kann ihr Einfluss und ihre historische Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Erben der Ottonen: die Salier Nach den kurzen Regierungszeiten Ottos II. bzw. Ottos III. und dem Tod des kinderlosen Heinrich II. folgten am Beginn des 11. Jhs. nahe Verwandte der Ottonen, die Salier, auf den Thron nach. Die Salier erbten jedoch nicht nur den Königstitel, sondern auch die Nachwirkungen ottonischer Politik (s. 3.10). Unter dem ersten Kaiser der Salier, Heinrich III., der sich für die klösterliche Reformbewegung des 11. Jhs. einsetzte, wurde das Reich um das Königreich Burgund erweitert. Sein früher Tod führte zur Regentschaft seiner Frau Agnes, die durch ein Erstarken der einzelnen Herzöge geprägt war. So hatte ihr gemeinsamer Sohn Heinrich IV. mit seinem Regierungsantritt immer wieder mit inneren Konflikten, vor allem mit den Sachsen und dem Herzog von Schwaben, zu kämpfen. Die Fürstenopposition gegen Heinrich zeigte sich auch deutlich während des Investiturstreits (s. 3.10), da sich viele der Fürsten auf die Seite des Papstes stellten. 5 10 15 20 Die Geschichte der Ottonen und Salier ist eng mit jener der römischen Kirche verbunden. Unter den Ottonen bestand noch ein enges Bündnis zwischen Kaiser und Papst, das in der Heiligsprechung des letzten Kaisers dieser Familie mündete. Die Zeit der Salier hingegen war geprägt von Konflikten zwischen weltlicher und geistlicher Macht. 25 30 35 50 55 60 65 70 40 45 M 1: Kaiser Otto I. mit seiner ersten Frau Edith. Sitzstatuen aus Stein, Mitte 13. Jahrhundert, Magdeburg, Dom.  Mehr dazu … Der WDR Stichtag vom 15.06.2016 über Kaiserin Theophanu. https://www1.wdr. de/mediathek/audio/wdr2/wdr2stichtag/audio-theophanu-dt-kaiserintodestag--100.html M 2: Otto II. (955–983) und seine Gemahlin Theophanu (960–991), von Christus gesegnet, Elfenbeinschnitzerei um 983, Mailand. MUSTER

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