68 Mächte des Frühmittelalters: die Franken 3.3 Die Merowinger Die Franken, ein Stamm der Germanen, siedelten nicht weit entfernt von ihrem Stammesgebiet im Norden des heutigen Frankreichs (s. Karte in 3.1). Der erste, der sich als König der Franken durchsetzen konnte, war Chlodwig (M 1) aus der Familie der Merowinger. Er war als Feldherr sehr erfolgreich und eroberte mit Unterstützung seiner Söhne viele neue Gebiete. Chlodwig erkannte, dass er sich, um seine Macht zu bewahren, die Unterstützung der römischen Kirche sichern musste und ließ sich um das Jahr 500 taufen. Chlodwigs Herrschaft profitierte von der Verbindung mit der Amtskirche, diese selbst sicherte sich durch den königlichen Schutz ab. Die Karolinger Ab dem 7. Jh. ging die tatsächliche Macht im Reich langsam an die Hausmeier der Merowinger über: die Karolinger. Karl Martell, der Teil dieser Familie war, besiegte 732 die arabischen Truppen bei Poitiers und Tours (s. 3.2) und stoppte damit die arabische Expansion nach Norden. Sein Sohn Pippin setzte, mithilfe des Papstes in Rom, den letzten merowingischen König ab und übernahm das Amt des Königs. Für dessen Unterstützung schenkte Pippin dem Papst viel Landbesitz in Italien („Pippinische Schenkung“). Dieses Geschenk war die Grundlage für den späteren Kirchenstaat in Italien, der bis 1870 bestehen sollte. Der bedeutendste Herrscher der Karolinger war Pippins Sohn Karl (M 2). Er konnte seinen Machtbereich deutlich ausbauen, eroberte auch Italien und ließ sich am 25.12.800 von Papst Leo III. in Rom zum römischen Kaiser krönen. Im Nordosten besiegte Karl die Sachsen und zwang sie, das Christentum anzunehmen. Zur Sicherung der Grenzen seines Reiches errichtete er Marken. So kam nach der Unterwerfung der Baiern auch das heutige Österreich in den Machtbereich der Franken. Bereits im 10. Jh. wurde Karl mit dem Beinamen „der Große“ ausgezeichnet und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters. Die Karolingische Renaissance Die religiösen, aber auch politischen Verbindungen mit Italien, wo sich die römische Kultur und antike/spätantike Schriften besser erhalten hatten, trugen auch kulturelle Früchte. Karl der Große bemühte sich um eine Wiederbelebung von Bildung und Schriftkultur. Dies sollte auch die Verwaltung seines großen Reiches vereinfachen. Obwohl er selbst kaum lesen und schreiben konnte, ließ er italienische Gelehrte ins Reich der Franken kommen. Der Bildungssektor wurde eng an Klöster und Bischofsstädte gebunden, denn dort wurden ab dem 8. Jh. Kloster- und Domschulen gegründet. Unter Karls Enkeln wurde das karolingische Großreich aufgeteilt. Solche Teilungen waren nichts Ungewöhnliches und sollte keinen Erben benachteiligen. Dennoch stritten die drei Brüder um Herrschaft und Land. Diese Auseinandersetzungen konnten erst im Vertrag von Verdun (843) mit der Teilung in ein West-, Mittel- und Ostfrankenreich (s. 3.7) vorerst beigelegt werden. Aus dem Reich der Westfranken ging das spätere Frankreich hervor, während sich in Ostfranken das deutsche Königreich entwickelte. 5 10 15 Das Frankenreich ist für die Geschichte Mitteleuropas die bedeutendste Neugründung der Spätantike, denn aus dem Frankenreich entstanden im Verlauf des Mittelalters viele Königreiche. Die Franken trieben die Verbreitung der christlichen Religion in Europa voran. 50 55 60 65 70 75 Hausmeier, der Verwalter der königlichen Macht, „Regierungschefs“ der Merowinger 20 25 30 35 M 2: Karl der Große (768-814) und sein Sohn Pippin, Buchmalerei, Oberitalien, 911 40 45 Mark, die Grenzgebiet, das unter militärischem Schutz steht. M 1: Chlodwig (466– 511), König der Franken, Gemälde, 1835. MUSTER
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