Denkmal 5/6 + E-Book

61 1. Analysieren Sie die vorliegenden Texte (M 1 und M 2) arbeitsteilig anhand der hier vorgestellten Analyseschritte. M 1: Der römische Historiker Sallust (86–35/34 v. Chr.) schreibt in seinen Historien über die Herrschaft der Römer vom Tode Sullas im Jahr 78 v. Chr. bis zum Jahr 67 v. Chr. In diesem Textausschnitt lässt er den König von Pontos in Kleinasien, Mithridates VI. (ca. 143–63 v. Chr.), zu Wort kommen, der von den Römern besiegt worden war: Die Römer haben ein einziges und uraltes Motiv dafür, mit allen Nationen und Völkern und Königen Krieg anzufangen: unermeßliche Begierde nach Herrschaft und Reichtum. [...] Oder weißt du nicht, [...] daß alles, was sie von Anfang an besitzen, nur durch Raub gewonnen ist: ihre Häuser, ihre Gattinnen, ihre Äcker, ihr Reich: zusammengelaufenes Volk in alter Zeit, das sie sind, ohne Heimat, ohne Ahnen, geschaffen zum Verderben des Erdkreises: Nichts Menschliches, nichts Göttliches hindert sie daran, Bundesgenossen und Freunde, ob nah oder fern, ob schwach oder mächtig, an sich zu ziehen und zu vernichten und alles, was ihnen noch nicht versklavt ist [...], als ihre Feinde anzusehen. Die Römer führten ihre Waffen gegen alle Völker, die schärfsten gegen die, deren Niederlage die meiste Waffenbeute einbringt: durch Wagen und Täuschen und dadurch, daß sie Krieg an Krieg reihen, sind sie groß geworden. Wolfgang Lautemann, Manfred Schlenke (Hrsg.): Geschichte in Quellen, Band 1, Altertum, München Bayerischer Schulbuchverlag 1975, S. 505 f. Übers. von Walter Arend. Q M 2: Der griechische Historiker Diodor (1. Jh. v. Chr.) blickt in seinem 40-bändigen Geschichtswerk auf die Zeit der Römer vom Beginn bis zur Zeit Caesars zurück: Die Römer errichteten ihre Weltherrschaft durch die Tapferkeit ihrer Heere und brachten sie zur größten Ausdehnung durch die überaus anständige Behandlung der Unterworfenen. Und sie blieben so sehr frei von aller Grausamkeit und Rachsucht den Unterworfenen gegenüber, daß man hätte glauben können, sie kämen zu ihnen nicht wie zu Feinden, sondern gleichsam zu Männern, die sich um sie verdient gemacht hätten, und zu Freunden. Denn während die Besiegten der härtesten Bestrafung als einstige Feinde gewärtig waren, ließen sich die Sieger an Mäßigung von keinem anderen übertreffen. Den einen gaben sie Anteil am Bürgerrecht, anderen gestanden sie das gegenseitige Recht, Ehen zu schließen, zu, einigen gaben sie das Recht, nach eigenen Gesetzen zu leben [...]. Wahrlich, dies Übermaß an Milde war der Grund, daß Könige und freie Städte und schließlich ganze Völker aus freiem Willen sich der römischen Hegemonie [Vorherrschaft] eilends unterstellten. Als die Römer aber nahezu die ganze bewohnte Erde beherrschten, da begannen sie, ihre Herrschaft durch Terror und Vernichtung der ansehnlichsten Städte zu sichern. Wolfgang Lautemann, Manfred Schlenke (Hrsg.): Geschichte in Quellen, Band 1, Altertum, München Bayerischer Schulbuchverlag 1975, S. 456. Übers. von Walter Arend. Q Römische Antike MUSTER

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