Denkmal 5/6 + E-Book

52 Österreichische Perspektive – die Kelten 2.11 Das Problem mit den Quellen Im Gegensatz zu den Römern, die sich als weitgehend einheitliche Kultur begriffen, waren die Kelten eine heterogene Bevölkerungsgruppe. Römische und griechische Quellen, die keltische Gruppen erwähnen, kannten bei Weitem nicht alle keltischen Stämme. Sie nannten einfach alle Bewohnerinnen und Bewohner weiter Teile West- und Zentraleuropas gemeinsam Celtae (griech. keltoi). Nach ihrem Kernland Gallien (das heutige Frankreich und Belgien) wurden sie auch als Gallier bezeichnet. Die Kelten selbst hatten für ihre Gruppen stets eigene Bezeichnungen. Auch diese sind uns nur über römische und griechische Quellen bekannt, weil die Kelten keine ausgeprägte Schriftkultur kannten. Medizinisches Wissen sowie Traditionen wurden von einer eigenen Gesellschaftsgruppe, den Druiden, nur mündlich weitergegeben. Die Kelten in Österreich Von den Kelten erhalten geblieben sind jedoch materielle Quellen. Im Gebiet des heutigen Österreichs gründeten Kelten ab dem 2. Jh. v. Chr. das Königreich Noricum, das erste politische Gemeinwesen auf heute österreichischem Boden. Benannt wurde das Reich nach der Gruppe der Noriker, es lebten aber auch andere Ethnien in den Gebieten des heutigen Osttirols, Kärntens, Bayerns, Salzburgs, Oberösterreichs und Teilen Niederösterreichs. Noricum war bekannt für seine Pferde und seine Eisenbarren. Beides exportierten sie auch nach Italien. Ihre Könige prägten eigene Münzen und wurden auch in Hügelgräbern bestattet. Noricum wurde im Zuge der römischen Ausdehnung dem Imperium einverleibt und stark romanisiert (s. 2.10). Die keltische Gesellschaft Die Gesellschaft der Kelten bestand in erster Linie aus Bäuerinnen und Bauern, die Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Hirse anbauten. Das Getreide machte man zu Brot, die Kelten brauten damit aber auch Bier. Die zentralen befestigten Siedlungen (lateinisch: oppida) wurden bei den Kelten vor allem auf Hügeln errichtet. Es gab auch eine Art adelige Kriegerschicht. Diese wurde in prunkvolleren Gräbern bestattet. So wurden reiche Grabbeigaben (s. M 1) wie Schwerter, Gewandspangen (Fibeln) und goldene Halsringe (Torques) gefunden. Auch Keramikgefäße mit Nahrung wurden den Toten ins Grab mitgegeben. Die religiösen Vorstellungen der Kelten sind aus heutiger Sicht zum größten Teil unbekannt. Mit der Romanisierung verschwammen aber oftmals die Grenzen zwischen rein keltischen und römischen Gottheiten sehr stark. Die keltischen Lebensformen bestanden allerdings auch unter den Römern weiter. 5 10 15 20 Bevor die Römer auf dem Gebiet des heutigen Österreichs siedelten, lebten dort verschiedene Gruppen in stammesähnlichen Verbindungen und trieben mit den Römern Handel. Sie überließen der Nachwelt keine eigenen Textquellen, sondern sind aus Quellen anderer Kulturen bekannt. Die Römer nannten sie Galli oder Celtae – die Kelten. M 1: Kessel von Gundestrup, Silberkessel aus 13 Platten, aus der LaTène-Zeit (5. bis 1. Jh. v. Chr.), gefunden im Torfmoor bei Gundestrup, Himmerland, Dänemark, 1891. Durchmesser 69 cm, Höhe 42 cm. Hier Original-Replik, Foto, 2010. 25 30 35 40 45 50 55 60 65 MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==