50 Österreichische Perspektive – die Austria Romana 2.10 Die Römer in Österreich Augustus’ Adoptivsöhne Tiberius und Drusus eroberten ab 15 v. Chr. Teile des Alpenraumes. Unter anderem errichteten sie die Provinz Rätien. Sie umfasste das heutige Nordtirol, Vorarlberg und Teile der Schweiz. Das frühere keltische Königreich Noricum (s. 2.11) war ebenfalls seit dem Alpenfeldzug abhängig von Rom und musste Tributzahlungen leisten. Es umfasste die östlichen Teile des heutigen Nordtirols sowie Osttirol, Kärnten, die Steiermark, Salzburg, Oberösterreich und Teile Niederösterreichs. Offiziell römische Provinz wurde Noricum erst unter Kaiser Claudius (41– 54 n. Chr.). Größte und wichtigste Stadt in der Provinz war vermutlich das MunicipiumVirunum in der Nähe von Klagenfurt. Pannonienwurde 129 v. Chr. von Tiberius erobert, Provinz wurde das Gebiet ebenfalls unter Claudius. Die östliche Steiermark, das Burgenland und das östliche Niederösterreich waren auf dem heutigen Gebiet Österreichs Teil der Provinz, die sich auch über Teile Ungarns und Serbiens erstreckte. Verwaltung und Stadtkultur Zuständig für diese drei „österreichischen“ Provinzen waren jeweils Statthalter, die im Namen Roms regierten. Für Rätien und Noricum konnten die Statthalter aus dem niederen Adel Roms stammen. Pannonien war aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung nur Senatoren als Statthalter vorbehalten. Entlang des römischenLimes (s. 2.6) und im Hinterland entstanden mehrere neue Siedlungen, die das Stadtrecht verliehen bekamen. Sie ähnelten im Aufbau römischen Städten, besaßen ein Forum, Thermen, Tempel und sogar ein eigenes Amphitheater. Diese Vermittlung römischer Lebensart war typisch für die römische Provinzialkultur und wird Romanisierung genannt. Sie beeinflusste auch die Verwaltung der Städte, in denen es einen „Gemeinderat“ nach römischem Vorbild gab. Während der Kaiserzeit passte sich die römische Kultur auf österreichischem Boden sehr stark an die für die Mittelmeerregion typische Architektur an: In Aguntum bei Lienz entstand beispielsweise ein für mildes Klima gedachtes Atriumhaus, das ein offenes Dach besaß. Durch die kälteren Winter im Alpenraum musste das Haus aber zusätzlich beheizt werden: Römische und einheimische Kultur vermischten sich zu einem eigenen Provinzstil. Römische Kaiser in Österreich Die österreichischen Provinzen waren in erster Linie Grenzgebiete, von denen aus die Römer Feldzüge gegen germanische Gruppen führten. Kaiser Marc Aurel (Regierungszeit 161–180, M 1) bekämpfte von Carnuntum in Niederösterreich aus die Markomannen und Quaden, zwei germanische Stämme. Insgesamt drei Jahre verbrachte er im heute ausgegrabenen und gut erforschten Militärlager und verstarb wahrscheinlich in Vindobona. Ende des 5. Jh. endete der Einfluss der Römer im Donauraum. 5 10 15 20 25 Das Gebiet des heutigen Österreichs wurde seit der Herrschaft Augustus’ nach und nach erobert. Den Namen „Österreich“ gibt es bei den Römern noch nicht. Sie benannten die drei Provinzen, die es während der Römerzeit auf österreichischem Gebiet gab, unter anderem nach den Bevölkerungsgruppen, die dort lebten: Rätien, Noricum (s. 2.11) und Pannonien. M 1: Büste des römischen Kaisers Marc Aurel (121–180). Marmor, Höhe 80 cm. Kyrene, 2. Jh. n. Chr. 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Municipium, das bezeichnet eine Siedlung mit eigenem römischen Stadtrecht MUSTER
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