44 Das Imperium in der Krise – Diokletian und Konstantin 2.7 Die Soldatenkaiser Wie zu Zeiten der Bürgerkriege (s. 2.3 und 2.4) lag die Macht beim Heer. Es wurde dringend benötigt, um die über 15 000 km lange Reichsgrenze (s. 2.6) zu sichern. In der Hauptstadt Rom tagte zwar der Senat, die Feldherren, die in den Provinzen kämpften, regierten jedoch de facto das Land. Siegreiche Armeen ließen ihre Feldherren oft zu neuen Kaisern ausrufen. Das führte dazu, dass es Kaiser und Gegenkaiser gab – von 193–284 n. Chr. insgesamt 30. Man bezeichnet diese Kaiser als Soldatenkaiser. Durch Kriegswirren, Intrigen und Machtspiele regierten sie oft nur für kurze Zeit und so konnte für das Reich keine zukunftsweisende Politik gemacht werden. Die Kriege waren eine Belastung für den Staatshaushalt, was zu Steuererhöhungen führte. Diese ließen jedoch die Preise für Produkte steigen und so ging im 3. Jh. n. Chr. erstmals der Handel zwischen den Provinzen und Rom zurück. Die Tetrarchie unter Diokletian 284 n. Chr. wurde Diokletian Kaiser und beendete die instabile Herrschaft der Soldatenkaiser. Er war ebenfalls Soldat, regierte aber über 20 Jahre lang und konnte so einige Reformen einleiten. Um das Reich besser zu verwalten und zu verteidigen, teilte er sich die Herrschaft mit drei anderen Mitkaisern. In dieser Tetrarchie (= Viererherrschaft, M 2) regierte jeder Regent von einer anderen Stadt aus einen Reichsteil, was die Provinzen aufwertete. Die Reformen des Diokletian Diokletian teilte die gesamte Reichsverwaltung neu ein und ließ auch die Provinzen neu gliedern. Es gab nun über 100 davon. Um die Inflation zu bekämpfen, führte er eine Währungsreform durch und ließ einheitliche Münzen prägen. Durch ein umstrittenes Höchstpreisedikt sorgte er außerdem dafür, dass Preise für Produkte nicht über einen gewissen Betrag steigen durften. Diokletians Reformen führten kurzfristig zu Stabilität und Sicherheit, waren aber nicht dauerhaft. Nachdem er und ein Mitregent 305 n. Chr. als Herrscher zurückgetreten waren, kam es erneut zu Bürgerkriegen. Christliches Rom unter Konstantin Am Ende dieser Bürgerkriege konnte sich Konstantin I. (M 1) durchsetzen, der zuerst ebenfalls als Mitkaiser regierte und spätestens ab 324 n. Chr. Alleinherrscher war. Er setzte Verwaltungsreformen von Diokletian fort und verlegte seine Residenz nach Byzanz am Bosporus. Die Stadt wurde ihm zu Ehren in Konstantinopel umbenannt. Rom verlor im 4. Jh. n. Chr. zunehmend an politischer Bedeutung. Bekannt ist Konstantin heute vor allem für seine Mailänder Vereinbarung von 313 n. Chr.: Bis zum 3. Jh. n. Chr. wurden Christinnen und Christen bis auf Ausnahmen geduldet. Dann jedoch wurden sie brutal verfolgt. Ein Grund dafür war, dass sie sich auch in der schwierigen politischen Situation im 3. Jh. weigerten, am Kaiserkult teilzunehmen. Darunter versteht man die Verehrung der römischen Kaiser als Vergöttlichte. Konstantin erlaubte aber die freie Wahl der Religion, auch des Christentums. Später wurde der christliche Glaube unter Theodosius 391/92 sogar zur Staatsreligion. 25 30 Wirtschaftliche und politische Krisen schwächten das Reich im 3. Jh. n. Chr. Die zunehmenden germanischen Einfälle an den Grenzen führten dazu, dass der politische Einfluss der Armee immer größer wurde. Konkurrierende Feldherren ließen sich zu Kaisern ernennen. Ihre Machtkämpfe schwächten das Reich. M 1: Büste des Kaisers Konstantin I. (272– 337) aus dem 4. Jh., Pariser Louvre. 5 10 15 20 35 M 2: Wahrscheinliche Darstellungen der Tetrarchen an der Kirche San Marco (erbaut 9.–11. Jh.) in Venedig. 55 60 65 70 78 40 45 50 MUSTER
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