Denkmal 5/6 + E-Book

42 Romanisierung und Abgrenzung zu anderen Kulturen 2.6 Die Romanisierung Man geht davon aus, dass über 50 Millionen Menschen zur Zeit Trajans im Reich lebten. In den Provinzen verbreitete sich die römische Lebensweise insbesondere durch Soldaten, Händler und Politiker sehr schnell. Vor allem die nordwestlichen Gebiete Europas, deren Einwohnerinnen und Einwohner zum Teil keine Schrift kannten, übernahmen rasch die römische Kultur. Diese Übernahme bezeichnet man heute als Romanisierung. Die Romanisierung betraf vor allem die Eliten eroberter Gebiete. Gesteuert wurde der Prozess durch die Römer allerdings nicht, lediglich gefördert. Sie exportierten ihren hohen zivilisatorischen Standard in andere Gebiete des Reiches. So entstanden beispielsweise auch in England riesige Thermenanlagen (z. B. Bath) und im ganzen Reich Arenen für Gladiatorenspiele. Die Provinzen im östlichen Mittelmeerraum blieben hingegen kulturell stark von den Griechen beeinflusst. Der Limes Nach außen schützten die Römer die ungefähr 40 Provinzen des Reiches durch eine bewachte Grenzlinie, den Limes. Der Limes (Mehrzahl: limites) ist eine besondere Grenze, weil er mehrmals nach vorne oder nach hinten verlegt wurde. Das Reich dehnte sich bis ins 2. Jh. n. Chr. weiter aus. Diese Expansion konnte aber danach nicht fortgesetzt werden. Die Funktion des Limes Feldherren und Kaiser erkannten, dass sie gewisse befestigte Grenzbereiche benötigten, um sich gegen Feinde schützen, geregelt Handel treiben und den Zuzug einzelner Bevölkerungsgruppen von außerhalb des Reiches regulieren zu können. Dabei bedienten sich die Römer vor allem der geographischen Gegebenheiten: Flüsse wie Donau oder Rhein dienten als natürliche Grenzen. An besonders kritischen Stellen wurde auch tatsächlich eine Grenzbefestigung aus Palisaden oder Steinmauern errichtet, um das Grenzland besser kontrollieren zu können. Als Verteidigungsbollwerk war der Limes aber ungeeignet. Er war nicht zur Abwehr größerer Angriffe errichtet. Vielmehr war er ein Alarmsystem, durch das Truppen in den Kastellen im Hinterland alarmiert werden konnten. Solche Kastelle gab es auch in Österreich wie Lauriacum (Enns), Vindobona (Wien) oder Carnuntum. Das Ende des Limes Im 3. Jh. n. Chr. gaben die Römer Teile der Limesbefestigungen auf, weil sie durch den Druck verschiedener germanischer Gruppen nicht mehr gehalten werden konnten. Man spricht in diesem Zusammenhang vom „Limesfall“ (ca. 260 n. Chr.). Die Siedlungen und Kastelle, die am Limes gegründet worden waren, wurden entweder aufgelöst oder sich selbst überlassen. Limites in Afrika und Asien wurden ebenfalls beim Verlassen der Provinzen aufgegeben. Noch heute sind in den ehemaligen römischen Provinzen Ruinen der Grenzbefestigungen zu sehen. 25 30 Im 2. Jh. n. Chr. unter Kaiser Trajan erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung: Es umfasste den gesamten Mittelmeerraum, im Norden reichte es bis Schottland, im Osten über das Schwarze Meer hinaus. Die Gebiete wurden stark von der römischen Kultur beeinflusst und nahmen diese teilweise an. 5 10 15 20 60 65 70 35 40 45 50 55 Palisade, die ein hoher Holzzaun Kastell, das befestigtes Heerlager M 1: Rekonstruktion eines Wachturms des römischen Limes bei Lorch in BadenWürttemberg, Foto um 1985. MUSTER

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