32 Frühe römische Geschichte 2.1 Mythos und Wirklichkeit Der Sage nach wurde Rom von den Zwillingsbrüdern Romulus und Remus gegründet. Als Söhne des Gottes Mars und einer Priesterin der Vesta, der Göttin des Heimes, wurden die beiden auf dem Fluss Tiber ausgesetzt und von einer Wölfin gefunden, gesäugt und aufgezogen. Diese Szene wird auch noch im heutigen Wappen der Stadt (M 1) und in einer berühmten Bronzestatue dargestellt. Romulus und Remus sind jedoch keine historischen Personen. Tatsächlich sind die historischen Stadtgründer unbekannt. Die Gründung auf eine Gottheit zurückführen zu können, war aber bis ins Mittelalter sehr beliebt, um die Bedeutung der Stadt hervorzuheben. Nach Romulus sollen sechs weitere Könige regiert haben. Tarquinius Superbus, der sechste König, soll ein so grausamer Tyrann gewesen sein, dass er vom Volk vertrieben wurde. Auch Tarquinius ist als historische Person nicht eindeutig belegt. Man geht heute davon aus, dass aber sehr wohl Könige aus dem Volk der Etrusker bis ungefähr 500 v. Chr. an der Spitze der Stadt standen. Danach zerbrach die Herrschaft der Etrusker und die Königszeit endete: Es begann nun die Zeit der Römischen Republik. Die römische Gesellschaft Wie in den frühen griechischen Poleis lag die Macht in Rom bei Adelsfamilien, den Patriziern. Sie besetzten die wichtigsten Posten der Stadt und waren auch im Senat, dem Ältestenrat, vertreten. Ihnen gegenüber standen die Plebejer: Darunter verstand man wohlhabende und arme Bauern, Kaufleute, Handwerker und Tagelöhner. Sie waren zwar freie Bürger Roms, hatten aber keine politischen Rechte. Zwischen den beiden Ständen der Patrizier und Plebejer gab es seit dem 5. Jh. v. Chr. vermehrt Spannungen, die man heute als Ständekämpfe bezeichnet. Die Ständekämpfe Auch wenn die Patrizier das meiste Land besaßen, wurden die Plebejer wirtschaftlich und militärisch für die Republik immer wichtiger. Sie durften sich aber weiterhin nicht politisch betätigen und die Entscheidungen wurden von den Patriziern getroffen. Die Ländereien der Plebejer wurden durch Erbteilungen immer kleiner und die Bauern wurden oft Klienten der Patrizier, also Anhänger, die dem Patrizier die Treue halten mussten. Somit waren viele Plebejer von Patriziern abhängig und es verstärkte sich der Gegensatz zwischen arm und reich. Die Plebejer forderten neben Verbesserungen ihrer wirtschaftlichen Situation (Landzuteilungen, Schuldenerlässe) vor allem politische Mitsprache. Um diese Forderungen durchzusetzen, verweigerten die Plebejer den Kriegsdienst und drohten mittels eines symbolischen Auszugs aus Rom damit, eigene Ämter zu beschließen. Sie gründeten eine eigene Volksversammlung (concilium plebis) und setzten gegen den Willen der Patrizier das Amt des Volkstribuns durch: Dieses Amt konnte nur durch einen Plebejer ausgeübt werden und es war ihm möglich, Entscheidungen des Senats durch ein Veto zu blockieren. Eigene Gesetze beschließen konnten die Plebejer allerdings erst ab 287 v. Chr., also 200 Jahre nach den ersten Forderungen. 5 10 15 20 25 30 Wie viele Städte besitzt auch Rom eine Gründungssage, die erklären soll, wie die Stadt entstanden ist. Dass diese Gründungsmythen mit der geschichtlichen Wirklichkeit mitunter gar nicht so viel zu tun haben, spielt keine Rolle: Sie erfüllen andere Zwecke. M 1: Briefmarke zum 2750-Jahr-Jubiläum der Stadtgründung, Cristina Bruscaglia, 1997. 35 40 45 50 55 60 65 70 75 Erbteilung, die Aufteilung des Landes/Besitzes unter mehreren erburch immer kleiner. MUSTER
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