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312 Denk anders! Kolonialisierung Afrikas: der Kongo 7.12 Die Geschichte Afrikas in der Neuzeit wird häufig als Geschichte der europäischen Kolonialisierung erzählt. Im 19. Jahrhundert stritten zahlreiche europäische Länder um afrikanische Gebiete. Am Beispiel des Kongo können die radikalen Auswirkungen des Imperialismus auf die afrikanischen Gesellschaften gut nachvollzogen werden. „Wettlauf um Afrika“ Ab der Mitte des 19. Jhs. und schließlich mit der Kongokonferenz 1884/1885 in Berlin erreichte der „Wettlauf um Afrika“ eine neue Intensität. Vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 lud der deutsche Reichskanzler Bismarck Vertreter der USA, des Osmanischen Reichs und europäischer Mächte zu einer Konferenz, um die Handelsfreiheit in Kongo und Niger zu behandeln. Die Konferenz endete mit der Unterzeichnung der Kongo-Akte, die den afrikanischen Kontinent unter den Teilnehmenden aufteilte. König Leopold II. Nur drei Jahre später begannen 1888 die sogenannten Kongogräuel im Kongo- Freistaat, der Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II. Bis 1908 betrieb er, basierend auf Sklavenhandel und Zwangsarbeit, Kautschukgewinnung. Dabei kam es massenhaft zu Geiselnahmen, Tötungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen. Ausmaß der Kolonialpolitik im Kongo Es wird geschätzt, dass acht bis zehn Millionen Kongolesinnen und Kongolesen (die Hälfte der Bevölkerung) ermordet wurden. Eine verlässliche Grundlage für diese Daten gibt es allerdings nicht. Der König ließ nach dem Verkauf der Kolonie an den belgischen Staat (1908) die entsprechenden Dokumente vernichten. Aufarbeitung der Vergangenheit Als die im Kongo begangenen Gräueltaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts öffentlich wurden, schrieb der Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle: „Wir leben in der Zeit des größten Verbrechens, das in der gesamten Menschheitsgeschichte verübt worden ist“. Dennoch steht die staatliche Aufarbeitung der Vergangenheit in Belgien auch über 100 Jahre später erst am Anfang. Zwar werden im Zuge der BlackLives-Matter-Bewegung (s. 7.14) immer wieder Denkmäler des ehemaligen Königs beschädigt und abgebaut. Raubstücke dieser Zeit, noch immer als vermeintliche „Geschenke“ an die Eroberer betitelt, schmücken jedoch bis heute die großen Museen Europas und der USA. 1. Das Coverbild des Comicbands „Papa in Afrika“ aus dem Jahr 2014 erinnert auf den ersten Blick stark an das stets Rassismusvorwürfen ausgesetzte Comic „Tim im Kongo“, das der Zeichner Hergé im Jahr 1930/31 erstmals veröffentlichte. Recherchieren Sie nach dem Coverbild von „Tim im Kongo“ und arbeiten Sie Ähnlichkeiten und Unterschiede heraus. 2. Weisen Sie anhand von M 1 nach, wie der Zeichner Anton Kannemeyer Hergés Bildsprache nutzt, um die Auswirkungen des europäischen Imperialismus auf den afrikanischen Kontinent und seine indigenen Bewohnerinnen und Bewohner zu thematisieren. 3. Bei Hergé lenkt Tim den Wagen selbst, während er bei Kannemeyer neben einem afrikanischen Fahrer sitzt und im Wagen voller internationaler Produkte durch eine schreckliche Szenerie gefahren wird. Nicht Kannemeyer, sondern der Afrikaner trägt den Safari-Helm. Nehmen Sie zur veränderten Situation im Wagen und deren Verbindung mit der kritischen Haltung Kannemeyers begründet Stellung. 5 10 15 20 25 30 35 40 45  Mehr dazu … Im US-amerikanischen Abenteuerfilm „The Legend of Tarzan“ (2016) werden die Ereignisse im kolonial unterdrückten Kongo mitverhandelt. In einer der Hauptrollen ist Christoph Waltz zu sehen. M 1: Der britische Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle (1859–1930) prangerte die Rolle Belgiens als Kolonialmacht im Kongo 1909 in seinem Buch „The Crime of the Congo“ an. Foto, um 1920. MUSTER

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