Denkmal 5/6 + E-Book

1. Arbeiten Sie aus der Textpassage (M 1) jene Stellen heraus, an denen Remarque die Auswirkungen des Kriegs auf die Gemeinschaft der Soldaten beschreibt. 2. Stellen Sie den Beginn des zweiten Teils des Romans (M 1) derselben Passage in der Graphic Novel (M 4) gegenüber und beschreiben Sie die grafische Aufarbeitung. 3. Erklären Sie, wie es in der Graphic Novel (M 4) gelingt, trotz kürzerer Texte eine ähnliche Gesamtaussage wie im Romanauszug (M 1) zu erzeugen. 4. Beurteilen Sie die Verarbeitung von Remarques Text in der Graphic Novel – finden Sie die Umsetzung gelungen oder nicht? 309 Imperialismus Müller ist tot. Man hat ihm aus nächster Nähe eine Leuchtkugel in den Magen geschossen. Er lebte noch eine halbe Stunde bei vollem Verstande und furchtbaren Schmerzen. Bevor er starb, übergab er mir seine Brieftasche und vermachte mir seine Stiefel - dieselben, die er damals von Kemmerich geerbt hat. Ich trage sie, denn sie passen mir gut. Nach mir wird Tjaden sie bekommen, ich habe sie ihm versprochen. Unsere Linien werden zurückgenommen. Es gibt drüben zu viele frische englische und amerikanische Regimenter. Es gibt zu viel Corned-beef und weißes Weizenmehl. Und zu viel neue Geschütze. Zu viel Flugzeuge. Wir aber sind mager und ausgehungert. Unser Essen ist so schlecht und mit soviel Ersatzmitteln gestreckt, daß wir krank davon werden. Die Fabrikbesitzer in Deutschland sind reiche Leute geworden - uns zerschrinnt die Ruhr die Därme. Die Latrinenstangen sind stets dicht gehockt voll; - man sollte den Leuten zu Hause diese grauen, gelben, elenden, ergebenen Gesichter hier zeigen, diese verkrümmten Gestalten, denen die Kolik das Blut aus dem Leibe quetscht und die höchstens mit verzerrten, noch schmerzbebenden Lippen sich angrinsen: “Es hat gar keinen Zweck, die Hose wieder hochzuziehen -“ | 141 M 4: Der Beginn des zweiten Teils in der Graphic Novel „Im Westen nichts Neues“ von Peter Eickmeyer und Gaby van Borstel, Bielefeld, 2014, ohne Seitenangabe. Wir zählen die Wochen nicht mehr. Unsere Gedanken sind Lehm, sie werden geknetet vom Wechsel der Tage - sie sind gut, wenn wir Ruhe haben, und tot, wenn wir im Feuer liegen. Trichterfelder draußen und drinnen. Alles andere ist verbannt, weil es unnötig Kraft verzehren würde. Das ist die einzige Art, uns zu retten, und oft sitze ich vor mir selber wie vor einem Fremden, wenn der rätselhafte Widerschein des Früher in stillen Stunden wie ein matter Spiegel die Umrisse meines jetzigen Daseins außer mich stellt, und ich wundere mich dann darüber, wie das unnennbare Aktive, das sich Leben nennt, sich angepaßt hat, selbst an diese Form. Da ist die dumme Geschichte mit Detering. Sein Unglück war, daß er in einem Garten einen Kirschbaum sah. Abends war Detering nicht zu sehen. Er kam schließlich an und hatte ein paar Zweige mit Kirschblüten in der Hand. Nachts hörte ich ihn rumoren, er schien zu packen. Ich witterte Unheil und ging zu ihm. Er tat, als wäre nichts, und ich sagte ihm: “Mach keinen Unsinn, Detering.“ “Ach wo - ich kann nur nicht schlafen -“ Deshalb bleibe ich wach. Es passiert nichts, er ist morgens wie sonst. Wahrscheinlich hat er gemerkt, daß ich ihn beobachtet habe. - Am übernächsten Morgen ist er trotzdem fort. Beim Appell aber fällt sein Fehlen auf. Nach einer Woche hören wir, daß er gefaßt ist von den Feldgendarmen, diesen verachteten Kommißpolizisten . Er hatte die Richtung nach Deutschland genommen - das war natürlich aussichtslos-, und ebenso natürlich hatte er alles sehr dumm angefangen. Jeder hätte daraus wissen können, daß die Flucht nur Heimweh und momentane Verwirrung war. Doch was begreifen Kriegsgerichtsräte hundert Kilometer hinter der Linie davon? Wir haben nichts mehr von Detering vernommen. 140| MUSTER

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