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304 Der industrialisierte Krieg 7.8 Dem Kriegsbeginn im August 1914 begegneten große Teile der Bevölkerungen mit Begeisterung: Politiker, Militärs und nationalistische Propaganda hatten ihnen erfolgreich eingeredet, dass der kommende Krieg kurz und siegreich sein werde. Die Realität des industrialisierten Kriegs – mit zehn Mio. Toten in vier Jahren – sah aber anders aus. Materialschlachten Industrialisierung und technische Innovationen hatten die Kriegsführung verändert: Moderne Schlachtfelder waren von Maschinengewehren, Flammenwerfern, Giftgas und schwerer Artillerie geprägt. Die Soldaten suchten in Schützengräben Schutz. Unüberwindbare Grabensysteme prägten den Stellungskrieg. Das führte zur Materialschlacht: Die eigene Armee sollte so lange angreifen, bis das Material des Gegners an Waffen und Menschen (!) erschöpft war. In „Abnutzungsschlachten“ in Verdun starben Hunderttausende, ohne dass sich der Frontverlauf geändert hätte. Immer wieder kamen neue Waffen zum Einsatz: 1916 setzten die Briten etwa erstmals Tanks (M 1), also gepanzerte Fahrzeuge, ein. Bald verfügten auch die Deutschen über Panzer. U-Boot-Krieg Bei den Materialschlachten galt für die Mittelmächte folgende Logik: Wenn es gelingen würde, die Versorgung der Entente über den Seeweg zu unterbinden, würden sie selbst über mehr Material verfügen und deshalb siegreich sein. Deshalb erklärte das Deutsche Reich Anfang 1917 den „uneingeschränkten“ U-Boot-Krieg. Uneingeschränkt deshalb, weil nicht nur Kriegs-, sondern auch Handels- und Passagierschiffe neutraler Staaten ohne Vorwarnungen versenkt wurden. Deutsche U-Boote versenkten bis 1918 rund 6 000 zivile Schiffe. Da dabei auch amerikanische Staatsbürgerinnen und -bürger zu Tode kamen, folgte 1917 der Kriegseintritt der USA aufseiten der Entente, was deren materielle Überlegenheit endgültig zementierte. Gaskrieg Giftgas war eine weitere mörderische Waffe. Obwohl sie durch die Haager Landkriegsordnung (1907) verboten worden war, griff die deutsche Armee ab 1915 darauf zurück. Bald setzten auch alle anderen Kriegsparteien Giftgas ein, die Alliierten genauso wie Österreich-Ungarn an der Isonzofront (M 3). Einfache Gasmasken boten nur bedingten Schutz gegen die giftigen Stoffe: Allein an der Westfront forderten sie rund 20 000 Leben und 500 000 Verwundete, die erblindeten oder Hautverätzungen erlitten. Gewalt hinter den Frontlinien Nicht nur Soldaten wurden Opfer von Gewalt. Deutsche Soldaten töteten bei der Besetzung Belgiens und Frankreichs 11 500 Zivilisten aus Rache für Sabotageakte oder weil ihnen Spionage unterstellt wurde. Die Habsburgerarmee ging in Serbien noch grausamer vor: 30000 Menschen starben am Galgen. Die russische Besetzung Ostpreußens forderte bis zu 6 000 Tote. In Österreich-Ungarn gab es aus Angst vor Spionage großes Misstrauen gegenüber Staatsbürgern, die ethnischen Minderheiten angehörten: Tausende Serben, Italiener und Ruthenen wurden in Lagern interniert. Die (angeblich russenfreundlichen) Ruthenen traf es besonders hart. 30 000 wurden allein in den ersten Kriegswochen umgebracht. Das Osmanische Reich nutzte den Krieg ebenfalls, um gegen eine Minderheit im Staat vorzugehen. Es verübte einen Genozid an den Armenierinnen und Armeniern. Zwischen 800000 und 1,5 Mio. fielen der planmäßigen Deportation und Ermordung zum Opfer. M 1: Englisches Plakat, auf dem die Bevölkerung zum Kauf von Kriegsanleihen aufgerufen wird, Scottish War Savings Committee, 1918. M 2: „Die Helden des englischen U-Bootes E-13. Sie halten dem feindlichen Feuer stand.“ Tod einer englischen U-BootBesatzung im Feuer deutscher Kriegsschiffe. Aus dem „Petit Journal“ vom 12. September 1915. 5 10 15 20 25 30 35 55 60 65 70 75 40 45 50 MUSTER

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