Denkmal 5/6 + E-Book

294 M 1: „The Rhodes Colossus“. „Striding from Cape Town to Cairo“, englische Karikatur von Edward Linley Sambourne, 1892. Nicht immer begnügten sich imperialistische Staaten damit, anderen Gesellschaften durch militärische Drohungen ihren Willen aufzuzwingen, sondern nahmen sie gewaltsam in Besitz und erklärten sie zur Kolonie. Sie beuteten Land und Menschen rücksichtslos aus. Der europäische Griff nach Afrika gibt viele Beispiele für direkten Imperialismus. „Herrenloses“ Afrika? Für die europäischen Industrienationen war Afrika lange Zeit ein „weißer Fleck“. Einzig die küstennahen Gebiete waren ihnen bekannt, da sie dort seit Jahrhunderten Handelsstützpunkte unterhielten. Ende des 18. Jhs. begannen wissenschaftliche Gesellschaften, wie die britische African Society, das Landesinnere des Kontinents zu erforschen. Sie erkundeten Flussläufe, Rohstoffvorkommen, das Klima und die Lebensgewohnheiten der indigenen Bevölkerung. In Europa entstand ein Bild von Afrika als „herrenloses“, fruchtbares Land, das von niemandem beherrscht wurde und deshalb nach Belieben erobert werden konnte. Die Kongokonferenz 1884/1885 Neben den beiden größten Kolonialmächten Frankreich und Großbritannien begannen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch andere Industriestaaten Ansprüche auf Gebiete Afrikas zu erheben. Dies führte zu Rivalitäten. Deshalb trafen sich 1884/85 vierzehn Kolonialmächte in Berlin, um über die Nutzung der Flüsse Kongo und Niger zu verhandeln. Sie vereinbarten freie Schifffahrt und die Handelsfreiheit für alle Unterzeichnenden. Darüber hinaus bestimmten sie, dass jeder Staat die Grenzen seiner Kolonien soweit in das Landesinnere ausdehnen durfte, bis sie an die einer anderen stießen. Europa teilte Afrika willkürlich auf. Afrikanische Gesandte waren zum Kongress nicht geladen, und lokale Gegebenheiten wurden ignoriert. Direkter Imperialismus 7.3 5 10 15 20 25 30 35 M 3: Michel Kayoya (1934–1972), Schriftsteller aus Burundi, schrieb über die Kongokonferenz: In Berlin hat man unseren Kontinent aufgeteilt. Man kam, uns zu erziehen. Man kam, uns zu ziviliseren. Dieser Vertrag von Berlin hat mich lange gekränkt. Das Schlimmste aber war, dass man mich dieses Datum lehrte. Eine ganze Stunde lang nannte man uns die Namen der Vertragspartner von Berlin. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, den Mut der Forscher, den selbstlosen Humanismus. Aber niemand, absolut niemand wies hin auf die Beleidigung, auf die Schmach, die uns Afrikaner überall begleitete. Mein Volk wurde zur Maschine. Michler, Walter: Weißbuch Afrika, Bonn, DietzVerlag 1988, S. 82 f. D M 2: Die Kongokonferenz in Berlin 1884, zeitgenössischer Holzstich nach einer Zeichnung von Hermann Lüders. MUSTER

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