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22 Die Schulbildung in Athen In Athen gab es keine Schulpflicht. Während dennoch die meisten Jungen eine Schule besuchten, war es Mädchen verboten. In der Stadt gab es mehrere Privatschulen, die auch Kinder von Kaufleuten, Händlern und Handwerkern besuchen konnten und nur ein geringes Schulgeld erforderten. Reiche Familien schickten ihre Söhne auf Gymnasien, die in erster Linie Einrichtungen zur körperlichen Betätigung waren. Dies sollte die Jungen auf den Kriegsdienst vorbereiten, denn mit 18 mussten die jungen Männer eine militärische Grundausbildung absolvieren. Daneben wurde aber auch Musik, Geschichte und Literatur gelehrt. Wer eine politische Karriere einschlagen wollte, lernte meist zusätzlich noch bei einem Gelehrten Philosophie und Rhetorik – besonders wichtige Ämter wie Schatzmeister oder Stratege wurden nämlich gewählt und nicht gelost. Unterrichtet wurde entweder im Freien oder in Wohnhäusern. Zu Beginn der Schulausbildung wurde Lesen und Schreiben gelernt. Die Erziehung der Mädchen Die Erziehung der Mädchen fand nicht in Schulen statt, sondern wurde meist von den Müttern oder Hauslehrerinnen übernommen. Im Mittelpunkt stand die Hausarbeit, manchmal lernten sie aber auch lesen und schreiben. Für Frauen gab es in den Häusern einen eigenen Bereich, in dem sie sich aufhalten durften, der sog. Gynaikeion. Mädchen wurden in der Regel schon mit 15 Jahren verheiratet. Eine besondere Ausnahme stellte das berühmte Internat der Dichterin Sappho (um 600 v. Chr., M 1) auf der griechischen Insel Lesbos dar: Bei Sappho lernten Mädchen neben Lesen, Schreiben und Dichten vor allem das Musizieren und den Tanz. Die Frau in der griechischen Antike In Griechenland hatten bürgerliche Frauen nur wenige Rechte. Ihre Hauptaufgabe war es, gute Ehefrauen zu sein und Kinder für den Erhalt des Haushalts (oikos) zu gebären. Neben der Kindererziehung sorgten Frauen für einen reibungslosen Ablauf aller Hausarbeiten. Dabei waren sie vollkommen von ihrem Ehemann und dessen Familie abhängig, in die sie bei der Heirat in einer feierlichen Zeremonie übergeben wurden. Eigener materieller Besitz stand ihnen nicht zu. Zudem durften sie auch keine politischen Ämter ausüben oder an der Volksversammlung teilnehmen. Meist durften sie auch nur zu religiösen Handlungen das Haus verlassen, in diesem Fall konnten Frauen aber als Priesterinnen auftreten. Eigene Frauenfeste für die Gottheiten Demeter und Persephone durften nur von Frauen besucht werden. Frauen aus ärmeren Verhältnissen arbeiteten teilweise auch außerhalb des Hauses als Ammen, Verkäuferinnen oder seltener auf dem Feld. Man geht heute davon aus, dass besonders Metökinnen, Frauen ohne Bürgerrechte, andere Berufe wie Tänzerinnen, Wirtinnen, Musikantinnen oder Hetären übernahmen. Lediglich Sklavinnen wurden zu jeder Art von Arbeit eingesetzt. Eine Ausnahme bildete Sparta: Hier genossen Frauen deutlich mehr Freiheiten als im übrigen Griechenland. Sie waren beispielsweise mit der Führung des Haushalts und der Beaufsichtigung des Personals betraut. Mädchen bekamen eine körperbetonte Erziehung und nahmen an sportlichen Wettkämpfen teil. 5 10 15 20 25 Das politische System in Athen, bei dem zur Zeit von Perikles alle männlichen Bürger in der Volksversammlung ihre Stimme abgeben durften, setzte Bildung voraus: Da jeder Bürger in ein verantwortungsvolles Amt gelost werden konnte, musste er früh darauf vorbereitet werden. 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 Bildung, Erziehung und Gesellschaft in der Antike 1.6 Hetären, die gesellschaftlich anerkannte Prostituierte, die in Musik, Tanz sowie Literatur und Philosophie bewandert waren M 1: Darstellung der Sappho. Fresko, 1. Jh. n. Chr. MUSTER

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