Denkmal 5/6 + E-Book

Trotzdem ging der Kampf um mehr Rechte weiter: 1865 wurde der „Allgemeine deutsche Frauenverein“ gegründet, dessen Hauptziele die Bildung und damit verbunden die wirtschaftliche Absicherung von Frauen waren. Das Frauenwahlrecht Eine wichtige Errungenschaft war die Zulassung von Frauen zu Universitäten (1897 im heutigen Österreich), in den 1890er-Jahren konnten sie sich auch in Gewerkschaften organisieren. Nun entstand in Europa und den USA eine Bewegung für die Zulassung zu demokratischen Wahlen. Gegen viele Widerstände konnte diese langsam durchgesetzt werden. Neuseeland (1893), Finnland (1906) und Norwegen (1913) machten den Anfang. Der Erste Weltkrieg, in dem Frauen vielerorts an die Stelle der (kämpfenden) Männer traten, wirkte als Verstärker für diese Bewegung. Ein Jahr nach Kriegsende konnten Frauen in rund einem Dutzend europäischer Länder wählen (in Österreich ab 1918), 1920 folgten die USA und bis 1931 kamen noch einmal zehn Länder in Europa dazu. In anderen Teilen der Welt dauerte der Kampf noch lange an. In Indien, die bevölkerungsmäßig größte Demokratie der Welt, wählen Frauen seit 1950, im Iran seit 1967. Auf dem afrikanischen Kontinent wurde das Frauenwahlrecht in den 1960er- und 1970er-Jahren zwar rechtlich verankert, da aber in viele afrikanischen Staaten Militärs oder Diktatoren autoritäre Systeme errichteten, blieben Frauen vielerorts von der Mitbestimmung ausgeschlossen. Frauen waren zunächst von den Errungenschaften der Französischen Revolution ausgeschlossen und mussten ihre Gleichstellung erst in jahrzehntelangen Bemühungen erkämpfen. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Frauenwahlrecht in einigen Ländern erreicht, große Teile der Welt folgten aber erst spät im 20. Jahrhundert. M 1: Olympe de Gouges (1743–1793), französische Schriftstellerin, die sich in ihren Schriften vehement für die Rechte von Frauen einsetzte; Alexander Kucharski, spätes 18. Jh. 5 10 15 Menschenrechte als Ausgangspunkt und Ziel Obwohl sich Frauen aktiv an der Revolution beteiligt hatten („Marsch der Frauen“), blieben sie in der neuen „Ersten Französischen Republik“ ohne Mitbestimmung. Die Verfassung von 1791 verwehrte ihnen, wie auch Männern, die keine Steuern zahlten, das Wahlrecht. Selbst der wichtigste Text der Revolution, die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ (s. 5.7), richtete sich nur an Männer. Die jahrhundertelange Unterdrückung von Frauen bestand weiter, dennoch war die Revolution der Auftakt zu einer globalen Emanzipationsbewegung, die seither für die Gleichstellung kämpft. Der Kampf um Gleichstellung Bereits 1791 protestierte die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges (M 1) gegen die Benachteiligung und veröffentlichte nur zwei Tage nach der Verfassung die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Darin forderte sie die radikale Gleichstellung von Frauen. De Gouges starb auf der Guillotine – 1793 wurde sie als Monarchistin hingerichtet, wohl aber auch wegen ihres Einsatzes für die Rechte der Frauen. Ihrem Engagement folgten aber im 19. Jh. viele Frauen, die sich gegen die männliche Dominanz in allen gesellschaftlichen Bereichen und gegen die von Männern fortgeführte Entwertung von Frauen zur Wehr setzten. In den folgenden Jahrzehnten organisierten sich Frauen zunächst in sozialen Hilfsvereinen, rund um das Revolutionsjahr 1848 (s. 6.1) entstanden auch politische Frauenvereine. Für ihren Einsatz mussten z. B. viele deutsche Frauen ins Gefängnis oder ins Exil gehen. Marsch der Frauen, der Als sich der französische König Louis XVI. während der Revolution weigerte, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu unterschreiben, zogen am 5. Oktober 1789 etwa 6 000 Frauen zum königlichen Schloss und zwangen den König zur Unterschrift und zur Übersiedelung von Versailles nach Paris. 40 45 50 55 60 65 70 75 20 25 30 35 Die Entwicklung der Frauenrechte 5.24 238  Mehr dazu … Bemerkenswert spät führt die Schweiz das Frauenwahlrecht ein. Erst seit 1971 sind Frauen zu Wahlen zugelassen. Im Kanton Appenzell-Innerrhoden dauerte der Ausschluss von Frauen sogar bis 1990 (!) an. MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==