20 Das Ende der Tyrannis Ursprünglich wurde in Griechenland jeder Alleinherrscher, der kein König war, als Tyrann bezeichnet. Erst als Tyrannen ihre Macht für persönliche Zwecke nutzten, wurde aus dem ursprünglich neutralen Begriff ein negativer. Die Söhne des Peisistratos, Hippias und Hipparch, gelten in der Geschichtsforschung als besonders negatives Beispiel für persönliche Bereicherung. Heutige Forscherinnen und Forscher sprechen der Herrschaft der Peisistratiden, wie die Familie des Peisistratos genannt wird, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft ab. Hipparch wurde 514 v. Chr. während eines Festzugs ermordet (M 4). Seine beiden Mörder wurden später als „Tyrannenmörder“ gefeiert. Hippias konnte sich noch bis 510 v. Chr. an der Spitze der Stadt halten, wurde dann aber aus Athen vertrieben. Neue Reformen unter Kleisthenes Nach der Vertreibung der Tyrannen setzte ein Adeliger namens Kleisthenes die Reformen des Solon fort: Er behielt die Einteilung der Bürger in Vermögensklassen bei, erwirkte jedoch eine neue Phylenordnung. Kleisthenes fasste alle Bürger Attikas in zehn neue Phylen zusammen, die nun jeweils Stadt-, Land- und Küstenbewohner umfassten. Aus jeder Phyle durfte ein Stratege gewählt werden. Zudem schützte Kleisthenes das politische System Athens gegen eine neuerliche Tyrannis: Er führte das Scherbengericht (Ostrakismos) ein, mit dem verhindert werden sollte, dass ein Politiker alleine zu viel Macht erhielt: Dafür trat einmal im Jahr die Volksversammlung (Ekklesia) zusammen, das waren alle erwachsenen männlichen Bürger. Die Namen der Politiker, von denen man annahm, dass ihre Macht gefährlich werden konnte, wurden von allen Teilnehmern auf Tonscherben geritzt. Jener Politiker, der am öftesten genannt wurde, musste die Stadt für zehn Jahre verlassen. Weiterer Ausbau der Demokratie Nach den Perserkriegen (s. 1.7) setzte der glänzende Rhetoriker Perikles den Ausbau der demokratischen Verfassungselemente in Athen fort. Er ermöglichte auch ärmeren Bürgern die Teilnahme am politischen Leben, indem er Tagegelder (Diäten) auszahlen ließ. Auch für kleinere 5 10 15 Während der Alleinherrschaft des Peisistratos erlebte Athen einen allgemeinen Aufschwung. Seine Söhne Hippias und Hipparch herrschten aber mit so grausamer Gewalt über die Stadt, dass sie heute als Inbegriff des scheußlichen Tyrannen gelten. Bis dahin war der Begriff „Tyrann“ bei den Griechen durchaus positiv gemeint. 50 M 2: Schaubild zur Verfassung Athens zur Zeit des Perikles. Kleisthenes und Perikles – die attische Demokratie 1.5 20 25 30 35 40 45 M 1: Die Statue der „Tyrannenmörder“ gilt als erstes politisches Denkmal. Mit Beginn der Demokratie in Athen wurden sie als Helden gefeiert. 5. Jh. v. Chr. (um 477). Phylenordn., die Als Phyle bezeichnete man verwandtschaftliche Stammesbeziehungen, aus denen sich in Athen das Heer zusammensetzte. Areopag ehemalige Archonten ∙Blutgerichtsbarkeit 50 Vorsitzende (für je 36 Tage) Rat der 500 ∙bereitet Gesetze vor ∙leitet die Volksversammlung ∙führt Beschlüsse durch Los (jährlich) Los (jährlich) Volksversammlung Vollbürger (freie Männer über 18) ∙beraten und beschließen Gesetze ∙treffen politische Entscheidungen ‣Scherbengericht ohne politische Rechte Frauen Fremde Sklaven 10 Heerführer Heer 9 Archonten hohe Beamte Volksgericht 6000 Bürger Los Wahl Vorsitz Kontrolle Dienst Dienst ∙ Sklavinnen und Sklaven MUSTER
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