234 Im 18. Jahrhundert festigte sich die Habsburgermonarchie als europäische Großmacht in zahlreichen Kriegen mit Frankreich, den Osmanen und dem aufstrebenden Preußen. Während die europäischen Mächte ihre Kolonialreiche vergrößerten, konzentrierten sich die Habsburger auf den europäischen Südosten, wo sie ihren Einfluss stetig erweitern konnten. Der „Spanische Erbfolgekrieg“ Mit dem Ende der männlichen Linie der spanischen Habsburger erhoben sowohl die französischen Bourbonen als auch die österreichischen Habsburger Anspruch auf die spanische Krone. Die Folge war ein europäischer Krieg von 1701 bis 1714, an dessen Ende das spanische Erbe geteilt wurde, um keine der beiden Dynastien zu stark zu machen: Die Bourbonen erhielten Spanien mit den Kolonien, durften es aber nicht mit Frankreich in Personalunion regieren, die Habsburger erhielten die spanischen Nebenlande (Belgien, Mailand und das Königreich Neapel mit Sardinien). Militärische und wirtschaftlich Erfolge im Südosten In einem weiteren Krieg gegen das Osmanische Reich erreichte die habsburgische Armee unter Prinz Eugen weitere Gebietsgewinne und die größte Ausdehnung in südlicher Richtung. Der „Frieden von Passarowitz“ (1718) ermöglichte zudem die Entstehung eines aufstrebenden Wirtschaftsraumes (M 3) im südöstlichen Europa, der bis zum Ersten Weltkrieg Bestand hatte. Die „Pragmatische Sanktion“ Ab 1711 regierte Karl VI. als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs in der Habsburgermonarchie. Da er keine männlichen Erben hatte, erließ er 1713 die „Pragmatische Sanktion“, in der er die weibliche Erbfolge festschrieb. Damit wandte er sich gegen eine seit dem Mittelalter in den meisten europäischen Ländern praktizierte Form der männlichen Primogenitur, die Frauen völlig vom Erbrecht ausschloss. Viel wichtiger war allerdings, dass mit der „Pragmatischen Sanktion“ die habsburgischen Besitzungen als ein gemeinsamer Staatskörper behandelt wurden und nicht mehr als einzelne, eben vom habsburgischen Familienoberhaupt regierte Einzelländer. Obwohl Karl diese Regelungen durch Verträge mit den anderen europäischen Mächten absicherte, was ihn viele finanzielle und diplomatische Zugeständnisse gekostet hatte, wurden bei seinem Tod die Erbansprüche seiner Tochter Maria Theresia international nicht anerkannt. Im nun folgenden Krieg konnte Maria Theresia zwar im Frieden von Aachen 1748 ihr Erbrecht durchsetzen, verlor allerdings das reiche Herzogtum Schlesien an Preußen. Der Siebenjährige Krieg – ein Weltkrieg Auch im darauffolgenden Krieg (1756– 1763) ging es zunächst um die Konkurrenz zwischen Preußen und Österreich. Während sich die beiden Mächte allerdings nach sieben Jahren Krieg auf den Status quo ante einigten, gab es vor allem weltpolitische Konsequenzen: Frankreich hatte sich erstmals seit Jahrhunderten mit den Habsburgern verbündet, während England Preußen unterstützte. Dieser Konflikt wurde auch in den Kolonien ausgetragen (engl. „French and Indian War“) und führte zur Eroberung des Großteils der französischen Besitzung in Nordamerika und Indien durch die Briten. Es war der Schritt zum britischen „Empire“. Österreichische Perspektive – Krieg und Frieden 5.22 M 1: Maria Theresia bei ihrem Amtsantritt, Gemälde von Andreas Möller, um 1740. 5 10 15 20 25 30 35 55 60 65 70 40 45 50 Personalunion, die Vereinigung mehrerer Ämter oder Funktionen in einer Person. Status quo ante, der Stand vor dem infrage kommenden Tatbestand oder Ereignis. Primogenitur, die bezeichnet das Vorrecht des Erstgeborenen bei der Erbfolge, besonders bei der Thronfolge MUSTER
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