Denkmal 5/6 + E-Book

Nationalismus 5.20 Der Nationalismus ist die prägende Kraft im 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Vor allem ab der Mitte des Jahrhunderts bis in die 1870er-Jahre bildeten sich in Europa mehrere souveräne Nationalstaaten. Die Grundidee Die nationale Bewegung entstand in der Französischen Revolution. Ihr Ziel ist ein Nationalstaat mit dem Selbstbestimmungsrecht der Nation. Dieses Recht gewährleistet einen unabhängigen Staat, in dem eine Gruppe von Menschen lebt, deren Zusammengehörigkeit durch die Nation gekennzeichnet ist. Dieser Staat beherrscht dabei ein territorial klar umgrenztes Gebiet. Der Nationalismus stellt eigentlich keine eigene politische Theorie dar, da ihm keine ausformulierte politische Ideologie zugrunde liegt. Er kann sich daher mit allen politischen Richtungen verbinden. Historisch betrachtet trat die nationale Idee besonders dort verstärkt auf, wo keine staatliche Einigung der Gesamtnation vorhanden war (z. B. in Österreich- Ungarn, im Osmanischen Reich, in Italien, in Deutschland, in Polen …). Nation, Nationalstaat, Nationalitätenprinzip Unter Nation verstand man im 19. Jh. nicht zwingend die Bevölkerung eines bestimmten Gebietes. Eine Gruppe von Menschen bezeichnete sich als Nation, wenn sie eine gemeinsame historische Vergangenheit, Kultur, ethnische Abstammung und Sprache besaß. Wesentlich ist der Unterschied zwischen Nation und Nationalstaat im 19. Jh. Während im Nationalstaat Menschen derselben nationalen Zugehörigkeit bereits in einem staatlichen Gebilde lebten, fehlte manchen Nationen noch ein Staat. England und Frankreich galten beispielsweise als Nationalstaaten, während Ungarn zwar eine Nation war, aber eben nicht in einem souveränen ungarischen Nationalstaat lebte, sondern nur ein Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war. Der Begriff „Nationalismus“ war im 19. Jh. unbekannt, stattdessen sprach man vom Nationalitätenprinzip. Dieses besagte, dass jeder Nation ein eigener Staat zustehe. Merkmale des Nationalismus Typisch für den Nationalismus ist eine übersteigerte Liebe zur eigenen Nation. Diese förderte auch Bestrebungen, eine Nationalsprache durchzusetzen. Immer mehr (dichterische und wissenschaftliche) Werke wurden in den Nationalsprachen abgefasst. Später folgten auch Zeitungen und Schulbücher. Obwohl sich liberale Denker ein gleichwertiges Nebeneinander aller Nationen vorstellten, entwickelte sich aus dem übertriebenen Hochgefühl zur eigenen Nation eine Herabsetzung aller anderen Nationen. Hieraus entstand ein Sendungsbewusstsein: Nationalisten wollten die Welt nach den eigenen nationalen Ideen verändern. Zionismus Durch den aufkommenden europäischen Nationalismus wurde auch die Idee des Zionismus wiederaufgegriffen. Diese Bewegung setzte sich zum Ziel, einen souveränen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu errichten, in dem alle verfolgten Jüdinnen und Juden Zuflucht finden sollten. Der österreichisch-ungarische Schriftsteller Theodor Herzl (M 2) begründete den politischen Zionismus mit seiner Veröffentlichung des Buchs „Der Judenstaat“ im Jahr 1896 (siehe M 4 auf der nächsten Seite). M 1: Das Hermannsdenkmal in Detmold (NRW), errichtet zwischen 1838 und 1875, zeigt den Cherusker Arminius (verdeutscht: Hermann), der den Römern in der Schlacht im Teutoburgerwald 9 n. Chr. eine verheerende Niederlage zufügte. Foto, 2011. 5 10 15 20 25 30 35 40 65 70 75 50 55 60 45 230 MUSTER

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