Die politische Theorie des Liberalismus sieht in der Freiheit (lateinisch libertas) des Individuums das wichtigste politische Ziel. Diese Freiheit sollte durch sozialliberale Ideen auch für die Arbeiterschaft erreicht werden. Das Bürgertum des 19. Jahrhunderts kämpfte um politische Mitsprache. Ursprung des Liberalismus Die Idee des Liberalismus wurzelt in der Aufklärung: Zwei entscheidende Grundsätze des Liberalismus basieren auf Lockes Gleichheitsprinzip (alle Menschen sind von Natur aus mit gleichen Rechten ausgestattet) und auf Montesquieus Gewaltenteilung (verhindert Machtkonzentration, s. 5.2). Die erste Phase der Französischen Revolution verhalf diesen Ideen mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zum Durchbruch. Zudem wurde dem König in Form einer Verfassung Macht entzogen. Liberale Kernideen und deren Träger Die zentrale Forderung des Liberalismus ist die individuelle Freiheit jedes Einzelnen. Diese zeichnet sich durch Glaubens-, Meinungs- und Pressefreiheit sowie Gleichheit vor dem Recht aus. Die Gesellschaft wird daher als Summe verschiedener, unabhängiger und freier Individuen angesehen. Die Freiheit ist durch den Staat geschützt. Sein Einfluss ist jedoch sehr gering und durch eine Verfassung klar geregelt. Die Bürgerinnen und Bürger besitzen ein politisches Mitspracherecht, indem sie ein Parlament wählen. Da die Träger dieser Idee hauptsächlich gebildete und wohlhabende Bürgerinnen und Bürger waren, wurden allen Menschen zwar die gleichen Grundrechte zugestanden, aber bei Vermögen, Bildung und politischer Mitsprache (die der Liberalismus über den Besitz definiert) endete die Gleichheit. Die politische Umsetzung Der Liberalismus war in politischer Hinsicht keine einheitliche Strömung. Die Anhängerinnen und Anhänger des moderaten Liberalismus hingen dem Ideal einer konstitutionellen Monarchie mit gewähltem Parlament und eingeschränktem Wahlrecht an. Im Gegensatz dazu forderten die demokratischen Radikalen – eine Bewegung, die sich aus dem Liberalismus entwickelte – gleiches Wahlrecht für alle und die Abschaffung der Monarchie. Daneben entwickelte sich jedoch auch der soziale Liberalismus, der versuchte, Antworten auf die soziale Frage zu finden. Dies sollte unter anderem durch staatliche Eingriffe in die Bildungspolitik und in soziale Programme gelingen. Manche Gruppierungen des Liberalismus schlossen sich auch der Forderung nach einem einheitlichen Nationalstaat an. Liberalismus 5.18 M 1: Karikatur Frauenwahlrecht (Frauenrecht / Sie dürfen dem Staate Kinder gebären / sie dürfen sie säugen, betreuen und lehren / sie dürfen wie Männer durch Arbeit sich nähren / doch wehe, sobald sie zu stimmen begehren.), Karikatur, 1907. 40 45 50 55 5 10 15 20 25 30 35 226 MUSTER
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