Denkmal 5/6 + E-Book

Revolutionen M 3: Die österreichische Südbahn von Wien nach Baden, Aquarell von Leander Russ, 1847. 35 40 45 50 55 1. Werten Sie die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes in M 3 auf S. 215 aus. Verfassen Sie dazu einen kurzen Text. 2. Bewerten Sie mithilfe Ihres Textes die Frage, ob die Bezeichnung „Eisenbahnzeitalter“ für das dritte Viertel des 19. Jhs. zutreffend ist. 3. Dekonstruieren Sie M 1 und M 3 arbeitsteilig hinsichtlich der Frage, welche Schlüsse die Bilder auf die gesellschaftliche Rolle des Bahnfahrens im 19. Jh. zulassen. 4. Vergleichen Sie die in der Darstellung M 2 getätigten Aussagen mit den ebenfalls darin angeführten Originalquellenzitaten. 5. Nehmen Sie zur in M 2 geübten Kritik Stellung. M 2: Der deutsche Journalist und Autor Alex Rühle über die Vor- und Nachteile des Eisenbahnfahrens (2010): Dem Reisenden, der es gewohnt ist, von der Postkutsche aus seinen Blick auf nahe Dinge zu fokussieren, muss bei der neuen Geschwindigkeit [des Eisenbahnfahrens] fast zwangsläufig schwindlig werden. Victor Hugo schreibt 1837 von einer Zugreise [...]: „Die Blumen am Feldrain sind keine Blumen mehr, sondern Farbflecken oder vielmehr rote und weiße Streifen; die Getreidefelder werden zu langen gelben Strähnen; die Kleefelder erscheinen wie lange grüne Zöpfe.“ Weil er versucht, Einzelheiten festzuhalten, wird die Fahrt zum stroboskophaften Terror. Wohlgemerkt: Die Züge zuckelten damals mit ungefähr 30 Stundenkilometern durch die Lande. Die medizinische Zeitschrift „Lancet“ meint im Jahr 1862 dramatische gesundheitliche Folgen durch das Bahnfahren belegen zu können: „Die Geschwindigkeit und Verschiedenartigkeit der Eindrücke ermüden notwendigerweise sowohl das Auge wie das Gehirn.“ Rühle, Alex: Ohne Netz. Mein halbes Jahr offline, Stuttgart: Klett-Cotta 2010, S. 95 ff. D Der Siegeszug der Eisenbahn Die Eisenbahn revolutionierte das Transportwesen von Grund auf. Parallel zum Schienennetz wurden Landstraßen ausgebaut, um den Pferdetransport zu optimieren. In den Städten entstanden zuerst Pferde-Trams, dann elektrische Straßenbahnen, die die städtische Bevölkerung transportierten. Die Begradigung von Flüssen und Kanälen eröffnete neue Transportmöglichkeiten zu Wasser, die vermehrt von Dampfschiffen genutzt wurden. Durch all diese Neuerungen stiegen die Transportkapazitäten und die -kosten wurden gesenkt. Für die Menschen des 19. Jhs. verringerten sich die gefühlten Distanzen, man konnte in den Zug steigen und die Landschaft oder die nächste Stadt erkunden. Die Eisenbahn hatten das Zeit-Raum-Verhältnis auf den Kopf gestellt. Gewinner und Verlierer Städte, die am Schienennetz lagen, profitierten von der Eisenbahn, sie lockten Industrien an. Orte ohne Bahnanschluss hingegen fielen in ihrer Entwicklung zurück. 219 MUSTER

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