204 Die Französische Revolution: die erste Phase 5.7 Die große Bedeutung der Französischen Revolution für die Weltgeschichte ist unbestritten. Uneinig sind sich Historikerinnen und Historiker allerdings darüber, von wann bis wann sie gedauert hat. Auf dieser Seite soll den Fragen nach dem Beginn der Revolution nachgegangen werden und woher die Revolutionäre ihre Ideen bekommen hatten. Wann begann die Revolution? Als Beginn der Revolution werden unter Historikerinnen und Historikern unterschiedliche Daten genannt. Der deutsche Historiker Jürgen Osterhammel sieht schon den 17. Juni 1789, als sich der 3. Stand zur Nationalversammlung erklärte, als Point of no Return, denn „zu diesem Zeitpunkt hatten der König und seine Regierung alles verloren, was ihnen an Macht noch geblieben war“. Im kollektiven Gedächtnis ist jedoch vielmehr der 14. Juli 1789 verankert. An jenem Tag stürmten aufgebrachte Französinnen und Franzosen die Bastille, das französische Staatsgefängnis und Symbol der Unterdrückung des französischen Volkes. Noch heute begeht Frankreich am 14. Juli den Nationalfeiertag und erinnert an die Ereignisse, die im Jahr 1789 ihren Ausgang nahmen. Damit kann dieser Tag durchaus als – zumindest gewalttätiger – Beginn der Revolution gesehen werden. Politische Revolution Nach der Einberufung der Generalstände im Mai setzten erste revolutionäre Entwicklungen ein. Besonders der 3. Stand, der in bisherigen Abstimmungen benachteiligt wurde, bemühte sich um Reformen. Abstimmungen sollten nun nach Köpfen und nicht mehr wie bisher nach Ständen ausgezählt werden. Damit würde der Meinung des 3. Standes deutlich mehr Gewicht zukommen. Als sich die Abgeordneten des 3. Standes am 17. Juni zur Assemblée nationale (Nationalversammlung) erklärten und drei Tage später im Ballhaus schworen, nicht auseinanderzugehen, ohne eine Verfassung ausgearbeitet zu haben, schien das Ende der Monarchie nahe. Der König reagierte auf seine drohende Entmachtung mit der Mobilmachung von Truppen, was wiederum das aufgebrachte Volk auf die Straßen trieb. Am 14. Juli kam es zum Sturm auf die Bastille und zum erfolgreichen Widerstand des Volkes gegen seinen König und das System der Unterdrückung. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte Erste politische Erfolge der Nationalversammlung, der mittlerweile auch die ersten beiden Stände beigetreten waren, kamen besonders den bisher benachteiligten Schichten der Bevölkerung zugute. Die Privilegien der ersten beiden Stände wurden abgeschafft und die Bäuerinnen und Bauern mussten für ihre Dienste und Ernteerträge nun zumindest entschädigt werden. Die Erarbeitung der ersten Verfassung Frankreichs dauerte noch bis 1791, schon am 26. August 1789 wurde aber die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündet. Freiheit, Gleichheit (vor dem Recht), Sicherheit des Eigentums, Widerstandsrecht gegen Tyrannei und Religionsfreiheit für die männliche Bevölkerung waren in dieser Erklärung verankert. Diese erste Niederschrift der Menschen- und Bürgerrechte wirkt aus heutiger Sicht stark diskriminierend, denn neben Frauen waren bis 1794 auch schwarze und indigene Männer von diesen Rechten ausgeschlossen. Dennoch gilt sie heute als Meilenstein der politischen und gesellschaftlichen Gleichberechtigung. In der Erklärung spiegelten sich die Gedanken der Aufklärung und der Amerikanischen Revolution wider. Beide gelten heute als Ideengeber für die Französische Revolution. M 1: Parade zum Nationalfeiertag am 14. Juli 2012 auf der Pariser Prachtstraße Champs Élysées. Foto, 2012. 5 10 15 20 25 30 35 50 55 60 65 70 75 40 45 MUSTER
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