Das Zeitalter der Revolutionen 5.3 Von den Ideen der Aufklärer inspiriert, entwickelte sich in Frankreich und den neu gegründeten Kolonien in Amerika ein bahnbrechender Gedanke: Die Menschen sollten ihrer Unmündigkeit entfliehen und frei sein. Frei, gleich und unabhängig. Damit begann im 18. Jahrhundert der Siegeszug der Revolutionen. Das „lange“ 19. Jahrhundert Das „lange“ 19. Jh. begann so, wie es endete: mit Krieg und Revolution. Als „langes“ 19. Jh. wird bei vielen Historikerinnen und Historikern die Zeit von 1775 (Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs) bis 1914 (Beginn des Ersten Weltkriegs) bezeichnet. Das Jahrhundert der Revolutionen Doch nicht nur Kriege prägten dieses Zeitalter. Mehr denn jede andere Epoche war das 19. Jh. eine Zeit der revolutionären Politik. Im Gegensatz zu früheren Aufständen oder gewaltsamen Rebellionen, die oftmals auf Befehl der Herrschenden niedergeschlagen wurden, entstanden aus den Revolutionen des 19. Jhs. neue Ordnungen: Die alten Herrschergeschlechter und regierenden Eliten wurden entmachtet, die Mitbestimmung des Einzelnen (beispielsweise durch Wahlen) wurde in Verfassungen niedergeschrieben. Zum einen wurden demokratische Republiken gegründet (wie die Vereinigten Staaten von Amerika 1783), zum anderen wurden Monarchien gestürzt, die teilweise jahrhundertelang regiert hatten. In Frankreich, in China, im Iran, im Osmanischen Reich, im Zarenreich, in ÖsterreichUngarn oder in Deutschland wurden die alten Staatsorganisationen ersetzt. Die „politische Moderne“ Die erfolgreichen Revolutionen, allen voran die Französische und die Amerikanische, führten zu einer völlig veränderten, langfristigen Neuerung in der Gesellschaft, die bis heute andauert. Die neuen Ideen blieben nicht nur auf diese beiden Länder beschränkt, sie sollten bald ganz Europa erfassen. Die revolutionären Bewegungen strebten nach einer Verfassung und nach Beteiligung an der Macht. In dieser „politischen Moderne“ wurden die Zustände vor der Revolution immer weiter zurückgedrängt. Die Errungenschaften dieser Revolutionen haben bis heute Bestand. Die Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte, das Prinzip des Verfassungsstaates oder die Trennung von Kirche und Staat bilden die Grundsätze moderner Demokratien. M 1: Die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte durch die französische Nationalversammlung am 26. August 1789. Gemälde von Jean-Jacques-François Le Barbier, ca. 1789. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 196 MUSTER
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