Denkmal 5/6 + E-Book

16 Die Ursachen der Kolonisation Weil das Hinterland der Stadtstaaten in Griechenland unfruchtbar war und es nur wenig Ackerboden gab, aber gleichzeitig die Bevölkerungszahl in den Poleis wuchs, kam es schon ab dem 8. Jh. v. Chr. zu einem Mangel an Nahrungsmitteln. Das war einer der Hauptgründe für verschiedene Auswanderungswellen der Griechen in den gesamten Mittelmeerraum und um das Schwarze Meer: Diese Kolonien sollten handeln und Landwirtschaft betreiben, um die Heimatpoleis (Mutterstädte) zu versorgen und die übervölkerten Städte zu entlasten. Die Entstehung neuer Handels- und Kulturzentren Kolonien wurden zuerst auf den Inseln der Ägäis und den umliegenden Küsten gegründet, aber auch in Unteritalien (Tarent, Neapel), in Südfrankreich (Massilia, Nikaia) oder Spanien gab es griechische Tochterstädte. Auch die Städte auf Sizilien wurden wegen des regen Schiffsverkehrs zu wichtigen Handelszentren. Syrakus wurde sogar reicher als seine Mutterstadt Korinth und zu einem wichtigen Zentrum griechischer Kultur außerhalb des griechischen Kernlandes. Unfreiwillige Auswanderung Mit der Auswanderung in unbekannte Gebiete waren auch Gefahren verbunden und das Verlassen der Heimat wurde nicht nur positiv gesehen. So bedeutet der Name der Koloniestadt Apökie wörtlich übersetzt weg (apo) vom heimischen Haus (oikos). Erfolgte eine Stadtgründung, wurde von der Mutterstadt ein Anführer (oikistes) bestimmt, der mit 100 bis 200 Männern die Fahrt ins Unbekannte antreten musste. Gab es keine Freiwilligen, mussten die Familien der Stadt zwangsweise einen oder mehrere für die Reise bestimmen. Vor der Abfahrt besuchte der oikistes das Orakel von Delphi (M 1), um sich das Wohlwollen der Gottheiten zu sichern. Durch Orakelsprüche erfuhren die Kolonisten auch, welchen Seeweg sie wählen sollten. Die Folgen der Kolonisation Auch wenn die Auswanderung aus der Mutterstadt gefährlich war, waren die Kolonien aus der Sicht der Griechen eine Erfolgsgeschichte. Durch sie breitete sich die griechische Sprache und Kultur über große Teile des Mittelmeerraums aus. So wurden Niederlassungen wie Byzanz, Syrakus, Tarent und Neapel bedeutende politische und wirtschaftliche Zentren. Auch in den Mutterstädten erlebten Handel und Wirtschaft einen Aufschwung, weil durch die Auswanderungen Druck von der Bevölkerung genommen werden konnte. 5 10 Ab Mitte des 8. Jh. v. Chr. gab es griechische Stadtstaaten (Poleis) nicht nur in Griechenland, sondern im gesamten Mittelmeerraum. Der Grund dafür sind neue Stadtgründungen im Zuge der „großen Kolonisation“: die Auswanderung aus den Stadtstaaten Griechenlands und Kleinasiens und die Gründung neuer Städte, sogenannter Kolonien. 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Die griechische Kolonisation 1.3 M 1: Das Orakel zu Delphi, Holzstich von Heinrich Leutemann, um 1865. MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==