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192 Ausgehend vom heutigen England verbreitete sich ab dem späten 17. Jahrhundert eine neue philosophische Bewegung: das Enlightment – die Aufklärung. Ihre Vordenker lehnten Vorurteile ab und stellten religiöse und politische Autoritäten infrage. Sie alle vereinte eine Forderung: die Begründung von menschlichem Handeln durch die Vernunft. Die Aufklärung: Europa im Licht der Vernunft 5.1 M 3: Das Anwachsen der europäischen Buchproduktion im Zeitalter der Aufklärung. Sapere aude – Habe Mut, zu denken! 1784, als das Zeitalter der Aufklärung zu Ende ging, erhob der Philosoph Immanuel Kant (M 1) diese Aussage zum Wahlspruch der Aufklärung. Er fasste damit zusammen, wofür die westeuropäischen Denker seit fast zweihundert Jahren eintraten: die Benutzung des menschlichen Verstandes zur Verbesserung der Lebensbedingungen. Empirismus: Beobachten und Sammeln Kant war stark von den Engländern John Locke (M 2) und David Hume beeinflusst worden, die überzeugt waren, dass das menschliche Denken sich nur durch die Erfahrung der Natur entwickeln würde. Sie wurden zu den Begründern des Empirismus. „Es ist nichts im Verstand, was nicht zuvor erfahren wurde“, lautet ein bekannter Ausspruch Lockes. Das Beobachten von Gesetzmäßigkeiten in der Natur wurde zur Grundlage der Wissenschaft und blieb es bis heute. Das Wissen wurde gesammelt, geordnet und verbreitet, zum Beispiel in der „Enzyklopädie oder ein durchdachtes Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke“ (M 4) von Denis Diderot und Jean-Baptiste le Ronde d’Alembert. Rationalismus: Vernunft und Zweifel Bereits vor Locke und Hume hatte René Descartes den Rationalismus (lateinisch „ratio“ = Vernunft) begründet. Sein Grundsatz „Cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) verdeutlicht seine Ansicht, dass Wahrheit nur durch das Denken und logische Schlussfolgerungen erlangt werden könne. Der Zweifel an althergebrachten Glaubenssätzen und die Kritik daran, wurden grundlegend für das aufklärerische Denken. Die freie Entfaltung und das Wohlergehen des einzelnen Individuums wurden als das wichtigste Ziel verfolgt. ca. 1450–1800 Anzahl der Exemplare in Millionen 1000 800 600 400 200 0 15. 16. 17. 18. Jahrhundert Europäische Produktion von gedruckten Büchern M 1: Immanuel Kant (1724–1804), Gemälde, 1768. M 2: John Locke (1632–1704), zeitgenössische Kopie nach Gemälde, von Godfrey Kneller, 1697. 5 10 15 30 35 M 4: Diderot und d’Alembert sammelten in ihrer Enzyklopädie das „gesamte“ Wissen ihrer Zeit. Foto, 1985. 20 25 MUSTER

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