188 Q. und D. hinsichtlich ihrer Charakteristika unterscheiden 4.37 M 1: Aus dem Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf – die Erstürmung Magdeburgs: Den 20. Mai haben wir im Ernst angesetzt und gestürmt und auch erobert. Da bin ich mit stürmender Hand ohne allen Schaden in die Stadt gekommen. Aber in der Stadt, am Neustädter Tor, bin ich 2 mal durch den Leib geschossen worden, das ist meine Beute gewesen. Dieses ist geschehen den 20. Mai im Jahr 1631 frühmorgens um 9 Uhr. Nachher bin ich in das Lager geführt worden, verbunden, denn einmal bin ich durch den Bauch, vorne durchgeschossen worden, zum andern durch beide Achseln, so daß die Kugel ist in dem Hemd gelegen. Also hat mir der Feldscher [Feldarzt] die Hände auf den Rücken gebunden, damit er hat können den Meißel [medizinisches Gerät] einbringen. So bin ich in meine Hütte gebracht worden, halbtot. Ist mir doch von Herzen leid gewesen, daß die Stadt so schrecklich gebrannt hat, wegen der schönen Stadt und weil es meines Vaterlandes ist. Wie ich nun verbunden hin, ist mein Weib in die Stadt gegangen, obwohl sie überall gebrannt hat, und hat wollen ein Kissen holen und Tücher zum Verbinden und worauf ich liegen könnte. So habe ich auch das kranke Kinde bei mir liegen gehabt. Ist nun Geschrei ins Lager gekommen, sie Häuser fallen alle übereinander [stürzen ein], so daß viele Soldaten und Weiber, welche mausen [plündern] wollen, darin müssen bleiben. So hat mich das Weib mehr bekümmert, wegen des kranken Kindes, als mein Schaden. Doch hat sie Gott behütet. Sie kommt nach anderthalb Stunden gezogen mit einer alten Frau aus der Stadt. Die hat sie mit sich hinausgeführt, ist eines Seglers Weib gewesen und hat ihr helfen tragen Bettgewand. So hat sie mir auch gebracht eine große Kanne von 4 Maß [alte Maßeinheit] mit Wein und hat außerdem auch 2 silberne Gürtel gefunden und Kleider, so daß ich dafür 12 Taler habe eingelöst zu Halberstadt. Am Abend sind nun meine Gefährten gekommen, hat mir ein jeder etwas verehrt [geschenkt], einen Taler oder halben Taler. […] Ich samt allen Geschädigten sind nach Halberstadt geführt worden. Da sind wir auf Dörfer gelegt [untergebracht] worden. Da sind von unserem Regiment 300 in einem Dorf gelegen und sind wieder alle geheilt. Hier habe ich einen gar guten Wirt bekommen, hat mir kein Rindfleisch gegeben, sondern lauter Kalbfleisch, junge Tauben, Hühner und Vögel. So bin ich nach 7 Wichen wieder frisch und gesund gewesen. Weiter ist mir hier ine Töchterlein gestorben, Elisabet. Gott verleihe ihr eine fröhliche Auferstehung 3. Nach 7 Wochen man uns wieder abgeholt zu der Armee. Peters, Jan (Hrsg.): Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg. Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit. Bd. 14. Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht 2012. Zit. nach: Bunnenberg, Christian: Haben wir mit ernst angesedtzet und gesturmet und auch erobert … In: Geschichte lernen. Heft 183 (2018), S. 25. Q Die Quelle als Hinterlassenschaft aus der Vergangenheit unterscheidet sich zur Darstellung in vielerlei Hinsicht. Quellen sind meistens in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu einem bestimmten Ereignis entstanden, während Darstellungen dieses Ereignis aus späterer Sicht deuten. Meistens liegen Quellen und Darstellungen als Texte, Bilder oder Filme vor. Aber auch hier kann es Unterschiede geben. So kann z. B. auf Basis einer textlichen Quelle eine Fernsehdokumentation gedreht werden. M 2: Die „Terra X“-Dokumentation begleitet Peter Hagendorf durch den Dreißigjährigen Krieg. https://www.youtube.com/watch?v=mEwnTaP7X-w (27.03.2020). Um jeweilige Quellen und Darstellungen hinsichtlich ihrer Charakteristika zu unterscheiden, eignen sich folgende Aufgabenstellungen: 1. Analysieren Sie die Merkmale der vorliegenden Quelle (M 1) anhand der Schritte der Methodenseite „Mit Textquellen arbeiten“. Die filmische Darstellung (QR-Code, M 2) kann mit der Methodenseite „Bildliche Quellen analysieren“ auf S. 186 analysiert werden. MUSTER
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