174 Friedrich, ein erfolgreicher Schläfer? Mit Albrecht II. regierte 1438 ein Habsburger das Heilige Römische Reich. Albrechts Nachfolger, sein Neffe Friedrich, war so lange deutscher König wie kein anderer vor oder nach ihm, nämlich insgesamt 53 Jahre. Diese lange Herrschaftszeit erlaubte es ihm, alle seine Feinde zu „überleben“. Friedrich wurde von seinen Zeitgenossen, aber auch von der historischen Forschung lange vorgeworfen, ein zu passiver Herrscher gewesen zu sein, der zu wenig für das Reich, seine Untertanen und seine Familie bewirkt habe. Aber es war Friedrich, der den Habsburgern letztlich zu einem Weltreich verhalf, was ihm durch die Eheschließung seines Sohnes Maximilian (M 2) mit Maria von Burgund (M 1), der reichsten Erbin Europas, gelang. Burgund, der Schlüssel zum Weltreich Als 1477 Karl der Kühne, der Herzog von Burgund, starb, hatte Friedrich die Ehe zwischen Karls Tochter Maria und seinem Sohn längst vertraglich vereinbart. Das Herzogtum, das damals auch die reichen Niederlande umfasste, wurde aber auch von Frankreich beansprucht, weshalb es lange militärische Anstrengungen brauchte, bis Maximilian den größten Teil von Marias Mitgift gesichert hatte. 1486 wurde er deutscher König, erbte von Friedrich 1493 die habsburgischen Erblande und wurde 1508 zum römischen Kaiser gewählt. „Bella gerant alii, tu felix Austria nube …“ Maximilian war nicht nur ein fähiger Feldherr, sondern auch ein geschickter Machttaktiker, der die diplomatische Kunst der Heirats- und Erbverträge exzellent beherrschte. 1494 heiratete er in zweiter Ehe Bianca Maria Sforza, die neben einer reichen Mitgift auch das Herzogtum Mailand in die Familie einbrachte. Auch seine Kinder und Enkelkinder verheiratete Maximilian vorteilhaft: Seine Tochter Margaret wurde mit dem spanischen Thronfolger Johann vermählt und sein Sohn Philipp der Schöne bekam dessen Schwester Johanna („die Wahnsinnige“) zur Frau. Als Johann nur wenige Monate nach der Hochzeit starb, wurde Philipps Frau zur spanischen Thronerbin. Ihr gemeinsamer Sohn Karl bekam 1517 nicht nur die spanische Krone mitsamt deren Besitzungen in Süditalien und den Kolonien, sondern wurde auch Herzog von Burgund, und bei Maximilians Tod 1519 deutscher König und Erzherzog von Österreich. Durch geschickte Bündnispolitik, weitreichende Erbverträge und auch glückliche Fügungen entwickelten sich die Besitzungen der Habsburger in der Frühen Neuzeit zu einem Weltreich „in dem die Sonne nie unterging“. Eine zentrale Rolle spielte dabei Kaiser Maximilian I.(s. 4.29), dessen „Heiratspolitik“ den Grundstein für die Gebietsgewinne, aber auch für lange Kriege legte. Österreichische Perspektive – Entstehung des habsb. Weltreichs 4.30 M 1: Maria von Burgund (1457–1482), posthumes Bildnis der Maria von Burgund, 1528. M 2: Maximilian I. (1459–1519) mit seiner Frau Maria von Burgund, seinem Sohn Philipp (1478–1506), den Enkeln Ferdinand (1503–1564) und Karl (1500–1558) sowie Ludwig von Ungarn (1506–1526). Gemälde von Bernhard Strigel, nach 1515. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 MUSTER
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