173 Neuzeit M 4: Der Journalist Oliver Jungen betitelt seine Filmkritik in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu „Maximilian. Das Spiel von Macht und Liebe“ mit „Im Nebel der Geschichte“: Teure Kulissenschieberei zwischen Wien und Gent: Der Historienfilm „Maximilian“ macht aus dynastischer Machtpolitik eine Seifenoper. Muss deutsches Fernsehen ein solcher Schinken sein? […] Welch eine Zeit! […] Die Umbrüche sind gewaltig. Es verwundert nicht, dass um 1500 auch die alte Adelsideologie wieder idealisiert wird. […] Es ist erschütternd, wie wenig von all dem Eingang findet in die gefühlige Kostümklamotte „Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe“. Schon der Vorspann des Dreiteilers im Auftrag von ORF und ZDF lässt die Misere erahnen, denn die schwülstig historisierende, romantisch verbrämte Ritterkitschoffensive voller Flammen, Vogelschwärme und dramatischer Musik, die mit einem handschriftlichen „Maximilian“ endet, erinnert mehr an eine Sektreklame als an den Versuch, sich mit Neugier und Witz der Vergangenheit zuzuwenden. Jungen, Oliver: Im Nebel der Geschichte. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/serien/der-zdf-dreiteiler-maximilian-ist-ein-desaster15224344-p2.html FAZ, online, aktualisiert am 01.10.2017 (15.08.2021). Q M 5: Die Journalistin Anna Gasteiger schreibt über den Film im Kurier: Der 15-Millionen-Dreiteiler spielt im nur punktuell von Fackeln erhellten Halbdunkel; das erspart manche Ausstattungspeinlichkeit. Und hilft der Stimmung auf die Sprünge. In einer schönen, fast poetischen Szene irrt Maximilian (Jannis Niewöhner) nahkämpfend durch einen Nebelwald. Klettert einen Felsen hinauf, raus aus dem Nebel und springt auf der Flucht vor seinen Verfolgern in einen See. Das hebt sich wohltuend ab von der Durchschnittsfernsehware, die sonst im (öffentlich-rechtlichen) Fernsehen geboten wird. […] Herausragend sind vor allem die Außenaufnahmen, die das Bild jener Epoche gut vermitteln. […] Der Dreiteiler „Maximilian I.“ besticht durch eine enorme Intensität, eine tolle Kamera, Maske und Farben. Alleine durch das Licht wird eine unglaublich schöne Atmosphäre erzeugt. Andreas Prohaska hat sich zwar an Filmen wie „Gladiator“ orientiert, aber stets versucht, seine eigene Handschrift klar herauszuarbeiten und dabei niemals die Geschichte zu vergessen. Das ist beeindruckend. Gemeinsam mit der Crew habe er „jeden Tag etwas dazugelernt - und vor allem haben wir nicht die Nerven weggeworfen“, sagt der Regisseur. „Ich hoffe sehr, dass es das Publikum auch annimmt.“ Gasteiger, Anna: So war „Maximilian“: Hauptsache nicht peinlich. https://kurier.at/kultur/so-war-maximilian-hauptsache-nicht- peinlich/249.439.779, Kurier online (02.03.2017). Q 1. Arbeiten Sie aus M 4 und M 5 die unterschiedlichen Standpunkte heraus, die von der Journalistin und dem Journalisten eingenommen werden. 2. Sehen Sie sich den Trailer („Mehr dazu ...“) des Films an und formulieren Sie eine Stellungnahme zu den beiden Filmkritiken (M 4 und M 5). Wie beurteilen Sie selbst die Annäherung an das 15. Jh.? 3. Nutzen Sie M 1, den Trailer, sowie Ihre Ergebnisse aus 1. und 2., um die Besonderheiten des Mediums Historienfilm zu beschreiben. 4. Betrachten Sie die Screenshots (M 3) als beispielhafte Aktionen zur Erinnerung an Maximilian und nehmen Sie kritisch dazu Stellung. 5. Diskutieren Sie (auch ausgehend vom Trailer) mögliche wirtschaftliche und politische Gründe, die für die geschichtskulturelle Inszenierung des Maximilianjahres verantwortlich sein könnten. MUSTER
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