170 Absolutismus auch auf der Insel? Mit dem schottischen König Jakob I. aus der Familie Stuart kehrte 1603 ein Katholik auf den englischen Thron zurück. Er regierte Schottland und England in Personalunion und bezeichnete sich daher als Erster „König von Großbritannien“. Seine anti-protestantische Politik veranlasste viele Protestanten, das Land in Richtung Amerika zu verlassen (s. 4.15). Jakob und auch sein Sohn Karl I. waren vom Gottesgnadentum überzeugt und versuchten, ohne die Zustimmung des englischen Parlaments zu regieren. Das war in England seit der „Magna Carta“ von 1215 (s. 3.9) nicht mehr möglich, und so kam es zu mehreren Krisen zwischen König und Parlament. Bürgerkrieg, Republik, Diktatur Als Karl 1628 einen neuen Krieg gegen Frankreich finanzieren musste, zwangen ihn die Parlamentarier, die „Petition of Right“ zu unterzeichnen, in der die Steuerhoheit des Parlaments erneut festgeschrieben wurde. Allerdings hielt sich Karl nicht an diese Bestimmungen und versuchte, absolutistisch zu regieren, was schließlich in einem Bürgerkrieg zwischen königlichen und parlamentarischen Truppen eskalierte. Unter der Führung Oliver Cromwells (M 1) wurde Karls Armee besiegt, der König gefangen genommen und zwei Jahre später enthauptet. Die Monarchie wurde abgeschafft und eine Republik ausgerufen. Diese wurde allerdings von Cromwell als Lordprotektor bald diktatorisch regiert. Nach seinem Tod rief das Parlament, um das Machtvakuum zu füllen, Karl II., den Sohn des enthaupteten Stuart-Königs, aus dem französischen Exil zurück auf den Thron. Die „Glorreiche Revolution“ Bald versuchten Karl und auch sein Bruder und Nachfolger Jakob II. im absolutistischen Stil zu regieren. Als Gegenreaktion und auch, um die Rückkehr des Landes zum Katholizismus zu verhindern, bot das Parlament 1688 Jakobs protestantischem Schwiegersohn, Wilhelm von Oranien (M 3), die Krone an. Da Jakob zunächst kampflos das Land verließ, und Wilhelm 1689 in der „Bill of Rights“ das Vorrecht des Parlaments endgültig anerkannte, wird diese Entwicklung in England als „Glorious Revolution“ bezeichnet. Großbritannien wird Weltmacht Tatsächlich versuchte Jakob von Irland aus mithilfe der katholischen Iren an die Macht zurückzukehren. Seine Truppen wurden aber 1690 von Wilhelms Heer in der Schlacht am Boyne besiegt, und Jakob musste erneut fliehen. Wenig später wurden England und Schottland im „Act of Union“ von 1707 staats- rechtlich vereinigt. Großbritannien stieg im 18. Jh. zur Weltmacht auf. 1801 wurde Irland nach zahlreichen erfolglosen Versuchen, sich aus der englischen Dominanz zu lösen, in das „Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland“ eingegliedert und blieb bis 1918 Teil davon. In England versuchten die Könige des 17. Jahrhunderts das starke englische Parlament zu entmachten. Diese Auseinandersetzung entschieden aber die Parlamentarier für sich und verlangten schließlich vom König, die Vormachtstellung des Parlaments anzuerkennen. Seit der „Glorreichen Revolution“ ist England eine parlamentarische Monarchie. England zwischen Absolutismus und Parlamentarismus 4.28 M 1: Oliver Cromwell (1599–1658) in Rüstung, Gemälde, 1649. M 2: Das „House of Commons“, offenbar bei der Beratung über einen Gesetzesbrecher. Es ist die älteste Darstellung des englischen Parlaments. Holzstich, anonym 1625. 5 10 15 20 25 40 45 50 30 35 55 60 65 MUSTER
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