166 Der Aufstieg von BrandenburgPreußen Bereits vor 1618 war es den Kurfürsten von Brandenburg, den Hohenzollern, gelungen, ihr Herrschaftsgebiet um das Herzogtum Preußen zu erweitern. Kurfürst Friedrich Wilhelm baute nach französischem Vorbild einen zentralisierten Beamtenstaat auf, förderte den Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg und schuf ein schlagkräftiges, stehendes Heer. Ein besonders kluger Schachzug war auch das „Edikt von Potsdam“ (1685), das den französischen Hugenotten religiöse Toleranz versprach, wenn sie nach Preußen kämen. 20000 Calvinistinnen und Calvinisten übersiedelten danach in das agrarisch geprägte Land, das im Dreißigjährigen Krieg stark verwüstet worden war, und brachten nützliches Wissen zum Aufbau industrieller Produktion mit sich. Der „Soldatenkönig“, König Friedrich Wilhelm I. führte das Land nach den Grundsätzen Gehorsam, Sparsamkeit und Effizienz. Er investierte in Handel und Wirtschaft, vergrößerte die preußische Armee weiter und schuf mit dem „Generaldirektorium“ für Inneres und Finanzen ein zentrales Verwaltungsorgan, das den Staat lenkte. Friedrich II. und Preußens Weg zur „fünften Großmacht“ Sein Sohn Friedrich II. (M 1) erhielt später den positiven Beinamen „der Große“, obwohl er sein Land in eine lange Reihe von Kriegen führte. Er nutzte die militärische Stärke Preußens, um das Staatsgebiet zu vergrößern. In den „Schlesischen Kriegen“ (1740–1763) gegen Österreich eroberte er Schlesien, ein starkes Wirtschaftszentrum, das großteils im heutigen Polen lag. Durch die mit Russland und den Habsburgern ausgehandelte „Teilung Polens“ (1775) machte er das Königreich Preußen zu einem zusammenhängenden Territorium, indem er Westpreußen und Posen zu seinem Reich hinzufügte. Polen verschwand dadurch für über hundert Jahre als eigenständiger Staat von der europäischen Landkarte. Kulturelle Auswirkungen des politischen Aufstiegs Innenpolitisch führte er die Reformen seiner Vorgänger fort. Das „Preußische Landrecht“ von 1794 machte Preußen zu einem Rechtsstaat mit einheitlichen Rechtsinstanzen, Prozess-, Straf- und Gefängnisordnungen. Die Folter wurde abgeschafft, Meinungs- und Religionsfreiheit für alle Untertanen festgelegt. Als Freund und Verehrer des französischen Philosophen Voltaire inszenierte sich Friedrich als „Erster Diener des Staates“, der die Ideen der Aufklärung in der Staatsführung umsetzte. Die Hauptstadt Berlin machte er zu einem kulturellen Zentrum, förderte Wirtschaft und Wissenschaft. Die preußische Akademie der Wissenschaft erlebte ihre erste Blütezeit, die Charité sowie die Humboldt-Universität wurden in den Jahrzehnten danach zu wichtigten Forschungsstätten. Im europäischen „Konzert der Mächte“ wurde Preußen so neben Großbritannien, Frankreich, Russland und Österreich zur fünften Großmacht. In ganz Europa folgten die Monarchien dem Beispiel des absolutistischen Frankreichs – auch im nordostdeutschen Königreich Preußen, das im 18. Jahrhundert zur europäischen Großmacht aufstieg. Großen Anteil daran hatte König Friedrich II., ein bedeutender Vertreter des „aufgeklärten Absolutismus“. Aufgeklärter Absolutismus: der Aufstieg Preußens 4.26 M 1: Friedrich II. (der Große), König von Preußen (1740–1786), Gemälde von Anton Graff, 1781. Hohenzollern, die Bedeutende Dynastie des deutschen Hochadels. Von 1871 bis 1918 regierten die Hohenzollern als Kaiser der Deutschen das Deutsche Kaiserreich. Rechtsinstanz, die Das gesetzlich festgelegte zuständige Gericht in einer Rechtssache. Mehr dazu … Unter diesem Link finden Sie einen Podcast über die Freundschaft zwischen Voltaire und Friedrich II. https://www1.wdr.de/ radio/wdr5/ sendungen/ zeitzeichen/ zeitzeichen-briefefriedrich-der-grosseund-voltaire-100.html 5 10 15 20 25 30 50 55 60 65 70 35 40 45 MUSTER
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