Denkmal 5/6 + E-Book

162 Philosophische Grundlagen So formulierte auch der französische Staatstheoretiker Jean Bodin in seinem Hauptwerk „Die sechs Bücher der Republik“ (1575), „dass der König von Frankreich nichts Größeres nach Gott als sich selber anerkennt“. Die Herrscherin oder der Herrscher, so Bodin, sollte über die volle Souveränität verfügen, also über Krieg und Frieden sowie über Gesetze entscheiden können. „Der König ist demnach souverän und absolut im Rahmen des Rechts.“ Dabei habe er sich an die Vorgaben des Göttlichen oder Natürlichen Rechts zu halten, womit Bodin den gesammelten Rechtsbestand seiner Zeit meinte. Auch der englische Philosoph Thomas Hobbes (M 1) ging von einem Naturrecht aus, das den Menschen persönliche Freiheit garantierte, die sie auch gegen andere verteidigen dürfen. Um diesen Naturzustand des „Krieges aller gegen alle“ zu beenden, brauche es eine übergeordnete Macht, die Sicherheit und das Eigentum der Individuen garantiert. In seinem Hauptwerk „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates“ (M 2, 1651) begründet er damit die Notwendigkeit eines souveränen Herrschers. Diesem sollen Rechtsprechung, Oberbefehl und Gesetzgebung übertragen werden, um Sicherheit und Schutz zu garantieren. Dafür verwendete Hobbes das Bild des „Gesellschaftsvertrags“. Politische Merkmale Bodin und Hobbes gelten heute als Vordenker des Absolutismus. Der von ihnen formulierte absolute Machtanspruch bezog sich aber realpolitisch hauptsächlich auf die Politik nach außen. Nach innen blieben vielerorts die alten ständischen Ordnungen erhalten, auch die Städte organisierten sich weiterhin nach dem Stadtrecht selbst. Der Machtkampf zwischen Adel und König war auch im Zeitalter des Absolutismus nie wirklich endgültig entschieden. Trotzdem gelang es den Herrschenden, einen zentralistischen Fürstenstaat zu errichten, in dem alle wichtigen Politikfelder vom König bestimmt wurden. Dabei stützte er sich auf ein starkes, stehendes Heer zur Durchsetzung seiner außenpolitischen Ziele und zur Wahrung der inneren Sicherheit. Ein effizienter Beamtenapparat übernahm die Verwaltung der Provinzen, der Hochadel wurde davon entbunden. Kulturelle Auswirkungen Die Monarchen nutzten eine neue Allianz mit der Kirche, um breite Volksschichten für sich zu gewinnen. Der Klerus und der Adel waren von Steuerabgaben befreit. Deren finanzielle Besserstellung zeigte sich in der aufwändigen Kunstepoche des Barock, die sich in Schlössern, Kirchen, aber auch in der Malerei manifestierte. Der Staatshaushalt wurde also hauptsächlich von den Bürgerinnen und Bürgern sowie Bäuerinnen und Bauern getragen, deren wirtschaftliche Situation sich zunehmend verschlechterte. Die Steuereinnahmen wurden einerseits für das Funktionieren und die Verbesserung des Staates verwendet, andererseits aber auch, um die prunkvolle Hofhaltung der Herrschenden zu finanzieren. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelten die europäischen Herrscherinnen und Herrscher eine neue Machtfülle. Befreit von der Mitsprache von Adel und Klerus, konnten sie in ihrem Machtbereich uneingeschränkt – also absolut – herrschen. Diesen Absolutismus begründeten sie mit dem göttlichen Willen, daher nennt man diese Herrschaftsform auch Gottesgnadentum. Das Zeitalter des Absolutismus 4.24 M 1: Thomas Hobbes (1588–1679), englischer Philosoph, Crayonstich, 1760. Realpolitik, die die tatsächlich mögliche Umsetzung von politischen Ideen  Mehr dazu … Im Zeitzeichen-Beitrag des WDR hören Sie weitere Informationen zum Wirken von Thomas Hobbes. https://www1.wdr. de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-thomas-hobbesenglischer-philosoph-geburtstag--100.html 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==