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156 Katholische Reform Durch die Reformation angestoßen, sah die Kirche die Notwendigkeit von Reformen ein. Die sogenannten Reformpäpste (zwischen 1534 und 1590) kehrten dem Renaissancepapsttum den Rücken und regten mehrere Reformen innerhalb der Kirche an. Im Konzil von Trient (s. 4.19) wurde eine Stärkung der eigenen theologischen Position erarbeitet und die Gegensätze zur protestantischen Kirche wurden bewusst betont. Die katholische Kirche suchte weder eine Annäherung noch eine Verständigung mit den Lutheranern. Infolge der Beschlüsse des Konzils konnten Missstände beseitigt werden: So wurden Simonie, Ämterhäufung und Ablasshandel verboten (obwohl die Kirche am Ablass weiterhin festhielt) und Priesterseminare eingerichtet, um eine bessere Ausbildung der Priester zu gewährleisten. Bischöfe mussten in ihren Diözesen residieren. Außerdem wurde der „Index“ der verbotenen Bücher begründet, in dem ketzerische Autoren und ihre Werke verzeichnet wurden. Das Konzil von Trient und die daraus folgenden Beschlüsse der Reformpäpste sorgten für eine theologische und institutionelle Neuordnung der katholischen Kirche. Gegenreformation Neben den innerkirchlichen Reformen versuchte die Kirche gemeinsam mit den katholischen weltlichen Mächten, den Protestantismus zurückzudrängen und durch Missionieren Gläubige zu bekehren. Die Gegenreformation war besonders in Österreich erfolgreich, wo sich bis auf Tirol der Großteil der Bevölkerung der Reformation angeschlossen hatte. Mit einem besonders aggressiven Vorgehen – Gewalt, Zensur, Vertreibung protestantischer Prediger und staatlicher Überwachung des religiösen Lebens – konnten die Lutheraner verdrängt werden. Zusätzlich galt die katholische Konfession als Eintrittskarte in die höfische Gesellschaft. Die Gegenreformation sorgte für viele Konvertierungen zum katholischen Glauben, löste aber auch Flüchtlingsströme in protestantische Gebiete aus. Da die Kirche und die absolutistische Macht des Kaisers in der Gegenreformation eng zusammenarbeiteten, spricht die Geschichtswissenschaft vom Zeitalter des konfessionellen Absolutismus. Durch diese harten Maßnahmen der katholischen Kirche und der katholischen Kaiser und Fürsten verschärften sich die Gegensätze zwischen den Konfessionen und fanden im Dreißigjährigen Krieg (s. 4.22) ihren Höhepunkt. Die Gegenreformation endete in Österreich mit dem Toleranzedikt von 1781. Jesuiten Gleichzeitig kam es zu zahlreichen Gründungen von Orden, die sich als Träger der Gegenreformation erwiesen. Einer der bedeutendsten und erfolgreichsten war der Jesuitenorden, der von dem Spanier Ignatius von Loyola gegründet worden war. Die Jesuiten stellten sich dem Papst zur Verfügung. Ihre Hauptziele waren die Missionierung (unter anderem auch in der Neuen Welt) und die Bekehrung von Ketzern und Heiden. Sie betätigten sich besonders in der Erziehung und Bildung. Als konfessionelles Zeitalter bezeichnet man die Zeit zwischen etwa 1540 und dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648. In diesem Jahrhundert begann die katholische Kirche, sich zu reformieren und protestantische Gebiete zu rekatholisieren. Der dadurch wachsende Zwiespalt zwischen Katholiken und Protestanten mündete im Dreißigjährigen Krieg. M 1: Der katholische Glaube besiegt die Häresien, Fresko aus der Wiener Karlskirche von Johann Michael Rottmayr, 1729. Das konfessionelle Zeitalter 4.21 5 10 15 20 25 30 40 45 50 55 60 35 65 70 75 MUSTER

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