12 Die minoische Kultur Rund 2500 v. Chr. gab es erste Wanderbewegungen verschiedener Bevölkerungsgruppen auf dem europäischen Festland. Die Insel Kreta im Mittelmeer war davon jedoch nicht betroffen. Durch Handelskontakte über das Meer wurde die Kultur auf Kreta von den Hochkulturen der Mesopotamier und Ägypter des Alten Orients beeinflusst. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass sich die Insel deshalb zu einem Zentrum der ersten Hochkultur in Europa entwickeln konnte, weil die Insel oft von Kriegen verschont wurde. Die damaligen Bewohnerinnen und Bewohner Kretas nennen wir heute „Minoer“, benannt nach dem mythischen König Minos. Palastanlagen und Schriftkultur Bekannt sind die Minoer vor allem für ihre Palastanlagen (z.B. Knossos M 1, Malia) und ihre Freskenmalerei. Gemalt wurden häufig Motive aus dem Bereich der Schifffahrt und des Meeres. Wichtig ist außerdem die beginnende Schriftkultur. Bisher sind zwei verschiedene Schrifttypen belegt: Die ältere, noch unentschlüsselte Linearschrift A sowie die Linearschrift B, die heute entschlüsselt ist und auch von anderen Kulturen wie den Mykenern weiterverwendet wurde. Geschrieben wurde in erster Linie für den Handel, literarische Werke sind von den Minoern keine überliefert. Der Untergang der Minoer Ab 1900 v. Chr. wanderten die ersten Griechen, indoeuropäische Stämme wie die Ionier und die Achäer, von Norden her in Richtung Balkanhalbinsel. Schrittweise eroberten sie das griechische Festland und um 1450 v. Chr. eroberten sie auch Kreta. Die Kultur der Minoer starb dabei nicht völlig aus, sondern wurde von den einwandernden Gruppen griechischer Stämme übernommen. Man nennt sie nach ihrem Zentrum Mykene auf dem Festland auch „mykenische Kultur“. Die Mykener übernahmen militärisch und politisch die Kontrolle über die griechische Inselwelt. Es handelte sich dabei jedoch nicht um ein großes, geschlossenes Reich. Es gab viele verschiedene Zentren und Herrscher. Sie hatten viele Kontakte mit den Nachbarkulturen im östlichen Mittelmeerraum. Berühmt ist die mykenische Kultur vor allem für ihre stark befestigten Städte, ihre architektonischen Leistungen (wie das Entlastungsdreieck) und ihre Gräber mit reichen Grabbeigaben. Die „Dark Ages“ Um ca. 1 050 v. Chr. bricht die Quellenlage ab. Die Gründe dafür sind unbekannt. Der Niedergang der Mykener wurde wahrscheinlich durch eine weitere „Völkerwanderung“ eines griechischen Stammes, der Dorer, aus dem Norden Griechenlands verursacht. Die Kontakte zu den Nachbarkulturen brachen ab und die mykenischen Zentren verloren ihren Einfluss. Den Zeitraum zwischen dem Niedergang der Mykener und der archaischen Zeit nennt man wegen der fehlenden historischen und archäologischen Quellen „Dark Ages“. 5 10 15 Auf dem Gebiet des heutigen Griechenlands entstand die erste europäische Hochkultur, parallel zu den altorientalischen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten. Die griechische Kultur hat uns Europäerinnen und Europäer am stärksten beeinflusst. Auch wenn es „die Griechen“ als Einheit vermutlich nicht gab. 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 indoeuropäisch zur indoeuropäischen Sprachgruppe zählen heute die meisten europäischen Sprachen sowie auch das Persische, Hindi, Sanskrit oder Romanes. die archaische Zeit bezeichnet eine Epoche im antiken Griechenland und wird auf ungefähr 800 bis 500 v. Chr. datiert. Entlastungs- dreieck, das Es diente zur Entlastung des Türsturzes und wurde mit aufrechten Steinplatten gefüllt. Berühmtestes Beispiel ist das Löwentor von Mykene. Die ersten europäischen Hochkulturen 1.1 M 1: Rekonstruktion des Palasts von Knossos um 1 500 v. Chr. MUSTER
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