Denkmal 5/6 + E-Book

154 Schweiz In Zürich kam der Priester Huldrych Zwingli (M 1) 1518 in Kontakt mit Luthers Lehre. Er forderte ebenso eine Reform der Kirche. Der Stadtrat von Zürich übernahm seine Ideen und verbot alles Katholische. Als Zwingli die Reformation über die Grenzen Zürichs hinaus in der Schweiz verbreiten wollte, formierte sich katholischer Widerstand. Zwingli verlor in der folgenden militärischen Auseinandersetzung sein Leben. Sein Werk setzte der Franzose Johannes Calvin (M 2) erfolgreich fort, der aus seiner Heimat nach Genf fliehen musste, weil er sich zur Reformation bekannt hatte. Calvin verfasste in Genf sein Hauptwerk, in dem die Grundlagen des sogenannten Calvinismus festgehalten wurden. Ein zentraler Punkt darin war die Prädestination. Diese besagt, dass das Heil oder die Verdammnis nach dem Tod von Gott vorherbestimmt sind. Die Menschen hätten keinen Einfluss auf diese göttliche Erwählung, denn sie sei ein Geschenk Gottes. Wie Zwingli setzte auch Calvin auf ein Sittengericht, das die calvinistische Lebensführung der Bürgerinnen und Bürger streng überwachte. Frankreich König Franz I., der in der französischen Nationalkirche großen Einfluss besaß, war dem Gedanken der Reformation anfangs nicht abgeneigt. Dadurch konnten sich Luthers und Calvins Lehren auch rasch verbreiten. Als sich jedoch zeigte, dass die Reformation die klerikale Machtstruktur und somit auch den königlichen Einfluss angriff, wandte sich der König gegen die Hugenotten (so nannte man die Protestanten in Frankreich). Durch die harte Verfolgung wurde die mittlerweile zahlenmäßig große Gruppe der Hugenotten zur Flucht gezwungen oder in den Untergrund gedrängt. Durch den Widerstand der Protestanten kam es zu den sogenannten Hugenottenkriegen. Den Höhepunkt der Verfolgung stellte die Bartholomäusnacht dar, in der in einer einzigen Nacht Tausende Protestanten getötet wurden. Vorübergehende Beruhigung schuf das Edikt von Nantes 1598, erst 1787 wurde der Protestantismus jedoch (teilweise) anerkannt. England Die Loslösung von der katholischen Kirche in England hatte vor allem weltliche Gründe. Heinrich VIII. wollte seine Thronfolge regeln, doch da aus seiner ersten Ehe kein männlicher Thronfolger entsprang, strebte er eine Annullierung der Ehe an. Weil der Papst ihm diese verweigerte, sagte Heinrich VIII. sich von der katholischen Kirche los und ernannte sich selbst zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Klöster wurden aufgelöst, der finanzielle Gewinn daraus floss in die Staatskassen. Theologisch unterschied sich diese anglikanische Kirche anfangs wenig von der katholischen. Langsam jedoch drang der Calvinismus nach England vor und prägte die anglikanischen Glaubensvorstellungen. Unter Heinrichs VIII. Nachfolger Edward VI. wurden im Common Prayer Book die Grundlagen der anglikanischen Kirche festgelegt. Zwar versuchte Königin Maria („Bloody Mary“) England zum katholischen Glauben zurückzuführen, aber bereits ihre Nachfolgerin Elisabeth I. bekannte sich wieder zur anglikanischen Kirche. Durch das Wirken von Johannes Calvin wurde die Schweiz neben Deutschland ein bedeutendes Zentrum für die Verbreitung des Reformationsgedankens. Der Glaubensstreit erreichte – abgesehen von Spanien und Italien – alle Länder Europas und die neue Welt. Die Reformation in Europa 4.20 M 2: Johannes Calvin (1509–1564). Kupferstich von René Boyvin, 1562. 5 10 15 20 25 45 50 55 60 65 70 75 30 35 40 M 1: Huldrych (Ulrich) Zwingli (1484–1531), Schweizer Reformator. Gemälde, 1549. Edikt von Nantes, das Mit dem Edikt von Nantes gewährte der französische König Heinrich IV. als erster europäischer Monarch beiden Glaubensrichtungen gleiche Rechte und Freiheiten. Die Protestanten wurden anerkannt und durften ihren Glauben ausüben. Staatsreligion blieb jedoch der Katholizismus. Das Edikt wurde 1685 von Ludwig XIV. wieder aufgehoben. MUSTER

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