146 Die Entstehung und Expansion des Russischen Reichs 4.16 M 1: Zar Ivan IV. der Schreckliche (1530– 1584), anonymer Künstler, frühes 17. Jh. Khanat, das Historisches Staatsgebilde der Mongolen und Turkvölker mit einem Khan an der Spitze. Vergleichbar mit einem Fürstentum. Die Mongolen und Moskaus Aufstieg Zwischen 1237 und 1240 eroberten die Mongolen die russischen Fürstentümer und gründeten ein Khanat, das unter dem Namen „Goldene Horde“ bekannt wurde. Es erstreckte sich vom östlichen Europa bis ins westliche Sibirien. Während der bis 1480 andauernden mongolischen Oberherrschaft konnte sich das (Groß-) Fürstentum Moskau als dominantes Herrschaftsgebilde etablieren und wurde so zur Keimzelle des Russischen Reichs. Der russländische Vielvölkerstaat 1547 ließ sich der Moskauer Großfürst Ivan IV. (M 1) zum „Zaren“ krönen. Unter seiner Herrschaft wurden die Khanate von Kazan und Astrachan erobert sowie die Eroberung Sibiriens eingeleitet, womit der Staat über das mittelalterliche russische Territorium hinaus expandierte. Während bereits das Moskauer Fürstentum keinen ethnisch und konfessionell homogenen Staat dargestellt hatte, fand spätestens zu diesem Zeitpunkt die Transformation in ein multiethnisches und multireligiöses Imperium statt. Peter I. (M 3) vollendete diesen Prozess auch symbolisch, indem er 1721 den lateinischen Titel „Imperator“ annahm und das Land von „Russisches Zarentum“ in „Russländisches Kaiserreich“ umbenannte. Von Polen bis zum Pazifik Der Handel mit Pelzen als wichtiger Wirtschaftsfaktor stellte das Rückgrat für die Erschließung und Eroberung Sibiriens im 16. und 17. Jh. dar. 1647 wurde in Ochotsk die erste russische Siedlung an der Pazifikküste gegründet, wobei sich die Expansion nach Osten in weiterer Folge auch über die Beringsee nach RussischAmerika erstreckte. Im Süden setzte das Reich die Politik des Vorrückens gegen die einstigen mongolischen Territorien und für einen Zugang zum Schwarzen und Kaspischen Meer fort. 1783 wurde das Krim-Khanat annektiert, während im 19. Jh. die Eingliederung des Südkaukasus in das Russische Reich erfolgte und ein langer Krieg um die Herrschaft im Nordkaukasus tobte. Im Westen expandierte Russland im Rahmen des Großen Nordischen Kriegs (1700–1721), der Teilungen des Königreichs Polen-Litauen sowie der Koalitionskriege (1792–1815) in das Baltikum, nach Polen und nach Finnland. Die Grenzen der Expansion Aus unterschiedlichen Gründen waren der weiteren Ausdehnung des (bis heute) größten Staates der Welt zum Ende des 19. Jhs. Grenzen gesetzt. Das wirtschaftlich wenig ertragreiche Alaska wurde 1867 an die USA verkauft. Im zentralen Asien war das Britische Empire (s. 7) bemüht, seine indische Kronkolonie gegen ein russisches Vordringen abzusichern. Im südöstlichen Europa setzte der Berliner Kongress 1878 den russischen Ambitionen auf eine Einnahme Istanbuls ein Ende, und der Russisch-Japanische Krieg 1904/05 zeigte dem Reich seine militärischen Grenzen auf. Übrig blieb dennoch ein Staat von beispielloser kontinentaler Ausdehnung sowie ethnischer und konfessioneller Vielfalt. Das Russische Kaiserreich stellte das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit dar. Nachdem die russischen Fürstentümer im späten 15. Jahrhundert noch unter mongolischer Oberherrschaft gestanden hatten, expandierte Russland in den folgenden Jahrhunderten und wurde zu einem multireligiösen Vielvölkerstaat. 5 10 55 60 65 70 35 40 45 50 15 20 25 30 MUSTER
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