139 Neuzeit M 3: Der Historiker Bernd Hausberger fasst im Jahr 2008 zusammen, wie sich die Europäer die Altamerikaner zur Zeit der Eroberungen vorgestellt haben: Die Beschreibung der Bewohner der neuen Welt beruhte auf den frühen Reiseberichten, von denen etwa die Berichte des Kolumbus und des Amerigo Vespucci größte Verbreitung in Europa fanden. [...] Ursprünglich herrschte das Bild des exotischen „Anderen“ vor, und zwar in den Varianten des barbarischen und verabscheuungswürdigen Menschenfressers wie des als Kontrast zur europäischen Sündhaftigkeit präsentierten unschuldig-guten Wilden. Bald kam das Bild des Indio als Opfer hinzu. Immer blieb der Indianer dabei ein stereotypes und abstraktes Wesen, und die jeweils favorisierten Beschreibungen transportierten oder unterstützten jeweils andere Interessen und Ziele. Das Bild des „edlen Wilden“ fand Verwendung, um zu belegen, dass aus den Indianern ohne große Mühe ganz besonders gute Christen werden würden, das des „wilden Wilden“, um die Notwendigkeit der Eroberung und der Mission, jetzt verstanden als zivilisatorische Anstrengung zu belegen. [...] Selbst von ihren positivsten Interpreten wurden die indianischen Kulturen aber letztlich als hinter den europäischen Kulturen zurückstehend betrachtet, hatten sie doch in Isolation vom Evangelium gelebt. Hausberger, Bernd: Das Reich in dem die Sonne nicht unterging. Die iberische Welt. In: Feldbaumer Peter u.a. (Hrsg.): Die Welt im 16. Jahrhundert. Wien: Mandelbaum 2008, S. 346. D 1. Recherchieren Sie arbeitsteilig eine Definition des Begriffs „Konquistador“. Verwenden Sie mindestens zwei verschiedene Quellen. Vergleichen Sie die Definitionen und arbeiten Sie Unterschiede heraus. 2. Beschreiben Sie die Karte über die kolonialen Eroberungen in der hinteren Buchflappe mithilfe der Methodenseite (3.25). 3. Charakterisieren Sie mithilfe von M 3 die unterschiedlichen europäischen Darstellungen der Indios. 4. Beurteilen Sie, inwiefern das damit vermittelte Bild die Ausbeutung der Indios erleichtert haben könnte. 5. Vergleichen Sie das Bild M 2 mit dem europäischen Blick auf die Indios aus M 3. Diskutieren Sie, was die Wandmalerei uns über die Wahrnehmung der Eroberungen in Mexiko in der Entstehungszeit (1951) verrät und inwiefern uns die beiden Materialien beim Verständnis der Eroberungen heute helfen. 45 50 55 60 Vom Handel zur Unterwerfung Die früheren Vorstöße der italienischen Handelsmächte in den Atlantik dienten vorwiegend der Festigung ihrer Handelsbeziehungen. Portugal setzte diese Tradition mit der Gründung von Handelsstützpunkten auf dem Seeweg nach Asien vorerst fort. Die Plünderung des nordafrikanischen Ceuta durch Portugal im Jahr 1415 offenbarte dann neue Möglichkeiten: Die militärischorganisatorische Überlegenheit der europäischen Seefahrernationen ermöglichte eine systematische, planmäßige Eroberung der entdeckten Gebiete. Die Entdeckung Amerikas sollte nicht nur die Vernetzung der Welt vorantreiben, sondern vor allem auch die wirtschaftliche Ausbeutung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung nach sich ziehen. Hauptverantwortlich dafür waren die spanischen „Konquistadoren“ (s 4.32). MUSTER
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