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132 Florenz: Zentrum des Profits Oberitalien war ein Zentrum des frühen Kapitalismus. Neben Venedig, Pisa und Genua trat vor allem Florenz hervor. Es war Sitz zahlreicher Leinentuchproduktionen und Banken. Das einflussreichste Bankhaus gehörte den Medici, einer Familie, die so reich war, dass sogar Könige und der Papst finanziell von ihnen abhängig waren. Den bereits beträchtlichen Familienreichtum, der vom Leintuchhandel und den Geldeinlagen stammte, vermehrten sie durch Darlehen und Kredite. So ließen sie durch die Zinsen, die sie dafür bekamen, das Geld „für sie arbeiten“. Das Fugger-Imperium Nördlich der Alpen dominierte eine andere Familie das Geschäft mit der Geldleihe: die Fugger. Unter Jakob Fugger vervielfachte diese Familie ihren Reichtum von 54 000 auf ca. 2 Millionen Gulden, was nach heutigen Schätzungen ungefähr eine Billion Euro ausmacht. Wie die Medici startete Jakob Fuggers Karriere in der Leinentuchproduktion. Früh erkannte er die finanziellen Möglichkeiten des Bergbaus. Er schaffte es, durch den Erwerb mehrerer Bergwerke in Ungarn eine Monopolstellung über Kupfer zu erlangen. So konnte er dem Markt seine Preise aufzwingen. DergekaufteKaiser Nach dem Tod Maximilians I. sollte dessen Enkel, der spanische König Karl, sein Nachfolger als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches werden (s. 4.31). Der französische König Franz I., unterstützt vom Papst, bewarb sich ebenfalls um den Thron. Karl lieh sich eine enorme Summe von Fugger und gewann die Wahl dank Bestechung. Er blieb zeitlebens verschuldet. Verlagwesen Ein weiterer Weg zu mehr Kapital führte über die Verlage. Diese installierten sich als Zwischenstationen zwischen dem Markt und den Handwerkern. Die Verlage kauften billige Rohstoffe und gaben sie den Handwerkerinnen und Handwerkern, denen sie niedrige Löhne zahlten, zur Bearbeitung. Anschließend verkauften sie das Endprodukt teuer weiter. Da dieser Vorgang Massenproduktion bedingte, mussten die Handwerkerinnen und Handwerker große Stückzahlen derselben Ware produzieren. Sie wurden darüber hinaus abhängig von den Verlegern. Unabhängigen Handwerksmeistern fiel es im Gegenzug schwerer, ihre teureren Produkte am Markt absetzen zu können. Handelsgemeinschaften Für die Unternehmung langer Handelsreisen, wie zum Beispiel in die neu eroberten spanischen Kolonien, benötigten Kaufleute sehr viel Kapital. Nicht nur die Pacht für ein Segelschiff, Sold für Kapitän und Mannschaft sowie die Ware mussten bezahlt werden, zusätzlich dauerte eine Atlantiküberfahrt mehrere Monate, und so lange musste ohne das investierte Kapital ausgekommen werden. Darüber hinaus drohte bei jeder Reise das Risiko eines Totalausfalles, z. B. wegen Piraterie oder eines Sturms. Oftmals verbanden sich deshalb viele Kaufleute einer Stadt zu einer Handelsgemeinschaft, um diese Risiken gemeinsam leichter stemmen zu können. M 1: Büste von Cosimo di Medici (1519–1574). Er war der erste Großherzog der Toskana aus der Familie der Medici. Die Familie wurde im 16. Jh. geadelt und stellte bis ins 18. Jh. die Großherzöge der Toskana. Außerdem wurden drei Familienmitglieder zum Papst gewählt, zwei Medici wurden zu Königinnen von Frankreich gekrönt. Benvenuto Cellini, 1547; Florenz, Museo Nazionale del Bargello (Bargello National Museum). Medici und Fugger: die ersten Kapitalisten 4.9 Monopolstellung, die marktbeherrschende Stellung Handel mit Waren aller Art gab es seit Jahrtausenden. Händlerinnen und Händler kauften Waren, um sie anschließend gewinnbringend weiterzuverkaufen. Das ursprüngliche Ziel, durch den Handel seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, veränderte sich in der Frühen Neuzeit. Das Ziel war nun höchstmöglicher Profit: Geld wurde zur Ware. 5 10 40 45 50 55 60 65 70 15 20 25 30 35 MUSTER

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