128 Die Stadt: wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Im Unterschied zur ländlichen Wirtschaftsweise zeichnen sich Städte durch ein komplexes Zusammenspiel von Handwerk, Handel und Dienstleistungen aus. Die Bedeutung von städtischen Zentren für die kulturelle Entwicklung der Menschheit lässt sich seit den frühen Hochkulturen nachzeichnen. In Europa erlebte die urbane Kultur der Antike nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches zunächst einen Rückgang: Klöster sowie später die adeligen Höfe wurden zu wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Zentren. Aber bereits im Spätmittelalter gewannen die vielerorts entstehenden und wachsenden Städte wieder an Bedeutung. Neben ihrer Funktion als wirtschaftliche Drehscheiben wurden die Städte durch die Universitätsgründungen (ab dem 11. Jh.) auch zu Wissenszentren und Motoren des gesellschaftlichen Wandels. Die Rückkehr des Bürgertums Dieser tiefgreifende Wandel brachte neue gesellschaftliche Akteure hervor. Die Bürgerinnen und Bürger – ein Begriff, den bereits das römische Recht gekannt hatte – der Städte wurden zu den Trägern der neuzeitlichen Kultur. Während damit zunächst nur die „ratsfähigen“ Familien der städtischen Oberschicht gemeint waren, die in der Stadt Grundsteuer bezahlten (also ein Haus besaßen), sprach man spätestens mit der Französischen Revolution (s. 5.6) vom Bürgertum als dem Dritten Stand, dem alle angehörten, die nicht adelig waren oder dem Klerus angehörten. Bereits im Spätmittelalter hatte der Aufstieg der Städte (s. 3.14) begonnen. Dieser setzte sich in der Neuzeit fort und brachte eine neue gesellschaftliche Gruppe hervor: das Bürgertum. Es wurde zum Träger der Aufklärung. Mit der Industrialisierung trat mit der Arbeiterschaft eine weitere Gruppe hinzu. 25 30 35 5 10 15 20 Sozioökonomische Umbrüche in der Neuzeit 4.7 M 1: Städtischbürgerliches Leben im Augsburg der Frühen Neuzeit. Die Monate Oktober, November, Dezember aus einer Serie von vier Jahreszeiten-Bildern, Gemälde, 16. Jh., nach Jörg Breu d. Ä. (um 1480–1537). MUSTER
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