126 Ein neuer Buchdruck Um das Jahr 1450 revolutionierte Johannes Gutenberg den Buchdruck. Durch die Erfindung austauschbarer Buchstaben, sogenannter Lettern, konnte jeder beliebige Text schnell auf einer Druckplatte gesetzt werden. Eine Druckerpresse konnte pro Tag in etwa 3 350 Seiten drucken. Das am häufigsten gedruckte Werk im Heiligen Römischen Reich war die deutschsprachige Bibel. Das ermöglichte mehr Menschen den Zugang zu Druckwerken, Bildung und Religion. Das kirchliche Vorrecht auf Bildung wackelt Bis zum Beginn der Neuzeit hatte die Kirche ein Monopol auf die Bildung. Bücher wurden oft in Klöstern geschrieben, wo Mönche nicht selten mehrere Jahre an einem einzigen Buch arbeiteten. Unterricht fand in kirchlichen Domschulen statt. Die Kirche entschied also maßgeblich, welches Wissen vermittelt wurde. Durch die Möglichkeit, außerhalb der Klöster Bücher herzustellen, konnten nun auch außerkirchliche Meinungen zu Papier gebracht werden. Da der Buchdruck den Preis von Büchern senkte, konnten sich nun mehr wohlhabende Bürgerinnen und Bürger diese leisten. Zusätzlich dazu entstanden Stadtschulen. Anders als in den religiösen Dom- und Klosterschulen unterrichteten hier auch weltliche Lehrer. Kompass und Globus Ein weiterer Bereich, der durch Erfindungen stark verändert wurde, war die Navigation. Auf den frühen Entdeckungs- und Eroberungsfahrten wurden bereits der magnetische Kompass und der Jakobsstab sowie neue Ferngläser zum Navigieren verwendet. Die verbesserten Navigationsmöglichkeiten halfen den europäischen Seemächten bei der Eroberung, Ausbeutung und Verwaltung neuer Kolonien. Gleichzeitig führten die verbesserten Seekarten zu einem immer vollständigeren Bild der Welt. Schwarzpulver Schwarzpulver stammte ursprünglich aus China, wo es bereits seit Jahrhunderten für militärische und zivile Zwecke, z. B. für Feuerwerke, genutzt wurde. Ab dem 14. Jh. wurde es in Europa als Treibpulver für Kanonen und Handbüchsen verwendet. So veränderte das Schwarzpulver die Art der Kriegsführung in Europa erheblich. Die schweren Rüstungen der Ritter hatten Kanonenkugeln wenig entgegenzusetzen. Statt der Ritterheere kamen auf den Schlachtfeldern nun vermehrt Landsknechte und Artillerie zum Einsatz. Das führte zum militärischen und wirtschaftlichen Ende des Rittertums. Die fortschrittliche Waffentechnik der europäischen Staaten hatte auch bedeutsame Folgen für die Unterwerfung der amerikanischen Kolonien. Durch ihren technischen Fortschritt war Widerstand gegen die europäischen Mächte beinahe aussichtslos. Technische Entwicklungen: Die Druckerpresse verändert alles. 4.6 M 1: Das GutenbergDenkmal am Lugeck, einem kleinen Platz im 1. Wiener Gemeindebezirk. Es wurde im Jahr 1900 von Hans Bitterlich zu Ehren des deutschen Erfinders erbaut. Foto, o. J. Landsknecht, der zu Fuß kämpfender Berufssoldat Einer der Gründe, warum Historikerinnen und Historiker die Zeit um 1500 als Epochengrenze bezeichnen, sind neben den vielfältigen philosophischkünstlerischen auch die technischen Erfindungen, die in jener Zeit erfolgten. 5 10 35 40 15 20 25 45 50 55 60 65 30 MUSTER
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